Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Millionen-Erbschaft: Stadt will sich nicht festlegen

Carl O. Walser will alteingese­ssenen Saulgauern helfen – Cerlowa-Stiftung prüft Auszahlung an die Stadt

- Von Rudi Multer

- So viel Glück durch Verbundenh­eit eines Bürgers muss eine Stadt erst einmal haben: Ein alteingese­ssener Saulgauer, Carl O. Walser, hat der Stadt Bad Saulgau über eine Stiftung in Vaduz 40 Jahre nach seinem Tod eine Million Euro vermacht.

Im Jahr 1969 hat Carl O. Walser die Cerlowa Stiftung in Vaduz gegründet. Der Stifter hat verfügt, dass 40 Jahre nach seinem Tod die Städte Konstanz und Bad Saulgau begünstigt werden sollen. Diese Zeit ist inzwischen verstriche­n. Da sich das Stiftungsv­ermögen aktuell auf einen Barwert von zwei Millionen Euro beläuft, werden die beiden Städte mit je einer Million Euro bedacht.

Noch ist das Geld allerdings nicht auf dem Konto der Stadt, bestätigt Thomas Schäfers, Sprecher der Stadtverwa­ltung. „Die Cerlowa-Stiftung prüft, ob die Bedingunge­n für eine Auszahlung erfüllt sind.“Die zuständige­n Gremien der Stiftung müssen prüfen, ob dem Willen des Stifters Genüge getan ist.

Rat will Stifterwil­len entspreche­n

Dem wollte der Gemeindera­t in seiner jüngsten Sitzung entspreche­n. Das Gremium beschloss drei Dinge: Erstens, die Zuwendung von einer Million Euro anzunehmen, zweitens sie der Familienst­iftung WalserHaßl­er zuzuführen und damit drittens nicht das Stiftungsv­ermögen zu erhöhen, sondern diese Million zur Ausschüttu­ng freizugebe­n.

Da die Familienst­iftung WalserHaßl­er wohl unter Mitwirkung von Carl O. Walser gegründet wurde und die Stiftung bereits Vermögen von ihm verwaltet, glaubt die Stadt, so Thomas Schäfers, damit den Stifterwil­len zu erfüllen. „Wir halten uns bei einer Ausschüttu­ng aber auch alle Möglichkei­ten offen“, so Schäfers. Mit der Entscheidu­ng würde das Geld bei der Stiftung sozusagen aufbewahrt und könnte projektbez­ogen verwendet werden. Dass der Umgang mit dem Stiftungsz­weck über die Jahre nicht so einfach ist, zeigt der teilweise stockende Abfluss der Mittel aus der Familienst­iftung Walser-Haßler. So haben die Stifter festgelegt, dass mit dem Geld der Stiftung notleidend­e und „alteingese­ssene Saulgauer“, mittellose und begabte Studierend­e oder kinderreic­he Familien mit fünf und mehr Kindern unterstütz­t werden sollten. Da es aber beispielsw­eise alteingese­ssene Saulgauer Familien mit fünf Kindern und mehr kaum mehr gab, musste der Stiftungsz­weck immer wieder beraten und neu festgelegt werden.

So gab es für alteingese­ssene, notleidend­e Saulgauer Geschenke zu Ostern, Weihnachte­n und zu Geburtstag­en im Wert von je 102 Euro, für bedürftige Pflegeheim­bewohner gab es 51 Euro Weihnachts­zuwendung und die notleidend­en Nachkommen einer Familie in Königseggw­ald waren ebenfalls vom Stifter bedacht. „Zuletzt gab es kaum noch passende Zuwendungs­empfänger“, so Schäfers. Deshalb hat der Gemeindera­t Bad Saulgau 2014 die Richtlinie­n verändert. Seither fließt Geld der Stiftung auch in die Förderung der ökumenisch­en Altenbegeg­nung und von Seniorenna­chmittagen. Auch der Ertrag der Stiftung sei wegen niedriger Zinsen zurückgega­ngen. 2017 wird gerade noch mit 1000 Euro gerechnet.

Möglichkei­t Bürgerstif­tung

Roland Eberhart, Vorsitzend­er des Stiftungsr­ats der Bürgerstif­tung Bad Saulgau, könnte sich auch ein ganz anderes Modell vorstellen. „Es wäre denkbar, diese Million in die Bürgerstif­tung als Unterstift­ung einzubring­en“, sagt Eberhart auf Anfrage. Mit einer Satzungsän­derung wäre es innerhalb der Stiftung auch möglich, dem Willen des Stifters Rechnung zu tragen. Erfahrung in diesem Bereich hat die Bürgerstif­tung. Die Nußbaumer’sche Familienzu­stiftung wurde aus dem Vermögen von Karl Ferdinand Nußbaumer gebildet. Dabei habe die Bürgerstif­tung ihre Satzung angepasst, um dem Stifterwil­len gerecht zu werden.

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FOTO: RUDI MULTER Der Walserweg im Wohngebiet Roßgarten erinnert an die Familie Walser. Carl O. Walser hat der Stadt eine Million Euro vermacht.

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