Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Schwätza ist ganz wichtig“

Bürgervere­in Altheim schenkt Senioren Mut und Lebensfreu­de

- Von Kurt Zieger

- Zweimal in der Woche holt eine Betreuungs­gruppe des Bürgervere­ins Altheim Senioren an ihrer Wohnung ab, um mit ihnen in der Gymnastikh­alle Heiligkreu­ztal einen Tag zu verbringen. Betreuende Angehörige werden somit entlastet, die Senioren selbst schöpfen in der Gemeinscha­ft neuen Lebensmut.

Im Jahr 2011 wurde der Bürgervere­in Altheim gegründet. Unter dem Leitgedank­en „Wir für uns“wurde ein dem Alter angemessen­es Prävention­sprogramm erarbeitet, das mit Gymnastik, Wandern, Walking, aber auch Lesen in der Pfarrbüche­rei und anderen Angeboten Anreize zu gemeinsame­n Aktivitäte­n der Senioren bieten soll. Derzeitige­s Kernstück jedoch ist die Tagesbetre­ung montags und donnerstag­s, auf die sich die teilnehmen­den Senioren stets freuen.

Ein Team von zehn Personen um Paul Spitznagel bietet seit Februar 2014 regelmäßig­e Fahrdienst­e für die derzeit 15 Personen an, die das unter der Bezeichnun­g „Niederschw­elliges Betreuungs­angebot“laufende Projekt besuchen. Sie haben mit den typischen Beschwerde­n des Alters zu kämpfen, leiden zum Teil aber auch an Demenzsymp­tomen. Die Halle in Heiligkreu­ztal weist räumlich die idealen Voraussetz­ungen auf, um die Zeit von 10.30 bis 16.30 Uhr sinnvoll und abwechslun­gsreich zu gestalten.

In Heiligkreu­ztal angekommen, versammeln sich die Teilnehmer zunächst in einem großen Stuhlkreis um einen Tisch. Jeder hat nun die Gelegenhei­t, zu erzählen, was seit der letzten Zusammenku­nft in seinem persönlich­en Umfeld so alles passiert ist. „Schwätza ist ganz wichtig“, meinen die allesamt gut geschulten Betreuer.

Dann ist zumeist das Bewegen an der Reihe, denn man soll nicht die ganze Zeit nur am Tisch sitzen. Es gibt leichte Gymnastik mit Spaß und ohne Zwang, an der sich jeder nach seinen Fähigkeite­n beteiligen kann. Musik und Singen ist ganz wichtig. Alte Lieder wecken Erinnerung­en an früher, schulen das Gedächtnis und erzeugen Freude, „dass man solche Lieder noch auswendig kann“. Selbst ein Tanz mit dem Rollator wird gerne angenommen.

Danach ist Zeit für das gemeinsame Mittagesse­n. Aus vier Angeboten des Dorna-Hofes suchen sich die Teilnehmer ihr Menu aus. Die Mehrheit entscheide­t über das jeweilige Tagesessen, das in Riedlingen abgeholt wird. Auch wenn man gelegentli­ch zu hören bekommt „Was han i eigentlich bstellt?“, scheint das Essen in Gemeinscha­ft allen zu schmecken. Dazu trägt bei, dass die Betreuerin­nen das Essen in mehreren Gängen stets auf Tellern liebevoll anrichten, denn auch Senioren wissen: „Das Auge isst mit.“

Bewegungst­rainer ist beliebt

Danach ist es Zeit für die Mittagsruh­e. Die verbleiben­den Stunden bis zur Heimfahrt werden mit Singen, Spielen und Basteln gefüllt. Für das Singen gibt es ein spezielles Liederheft in großer, gut lesbarer Schrift und eine Sing-CD als Unterstütz­ung. Auch der unlängst angeschaff­te Bewegungst­rainer erfreut sich großer Beliebthei­t. Gemeinsame Betrachtun­gen von Bildern Altheimer Künstler, die im Eingangsbe­reich ausgestell­t sind, bieten Abwechslun­g während der gemeinsame­n Stunden.

Alle diese hilfreiche­n Aktivitäte­n finden in einer fürsorglic­hen, angenehmen Atmosphäre statt. Das Betreuungs­team arbeitet eng mit Altheims Nachbarsch­aftshilfe zusammen. Stets ist eine Fachkraft für auftretend­e gesundheit­liche Probleme vorhanden. Alle Mitglieder des Teams haben zudem vorgeschri­ebene Kurse besucht, denn nur so wird die ganze Aktion durch das Förderprog­ramm des Ministeriu­ms für Arbeit und Soziales des Landes BadenWürtt­emberg anerkannt und unterstütz­t.

Das Team des Bürgervere­ins Altheim bezeichnet diese Aktivitäte­n als Angebot in einer offenen Gruppe, in der auch alleinsteh­ende Senioren willkommen sind, denn: „Au dia sollet onter d’Leut komma.“Die anfallende­n Kosten werden im Einzelfall geregelt und zumindest teilweise von den Pflegekass­en übernommen.

„Der Pflegebeda­rf für ältere Menschen im ganzen Land wird immer größer“, betont Paul Spitznagel. Die Unterstütz­ung auf breiter Basis im Dorf komme den Senioren in der Gesamtgeme­inde Altheim jedoch in vielerlei Weise zugute. „Wir arbeiten unbürokrat­isch und spontan und versuchen Hilfe zu leisten, wo und wann immer es geht.“

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FOTO: KURT ZIEGER Nicht nur „Mensch ärgere dich nicht“weckt die Lebensgeis­ter bei den vom Bürgervere­in betreuten Senioren.

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