Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Ein Pionier in Sachen Kunst
Bruno Effinger wird heute 90 Jahre alt – Als Kurator entwickelt er die Galerie Fähre weiter
Bruno Effinger hat am Dienstag in Herbertingen seinen 90. Geburtstag. Das Leben des Jubilars ist eng verbunden mit der Entwicklung von Kunst, Kultur und des Theaters in Bad Saulgau. Ebenso war er an der Neuausrichtung des Bächtlefestes als ein großes Heimatfest in Oberschwaben maßgeblich beteiligt. Bruno Effinger ist am 7. Februar 1927 in Tuttlingen geboren und dort aufgewachsen. Seine Zeit in Saulgau begann im Jahr 1954 als Beamter im damaligen Landratsamt des Altkreises Saulgau.
Wer sich der Wohnung von Bruno Effinger in einem Mehrfamilienhaus in Herbertingen nähert, der „sieht“die Verbindung des Jubilars zu seinem Lebensthema. Schon im Treppenhaus begegnen dem Besucher klein- und großformatige Kunstwerke. Seine Wohnung gleicht einem privaten Kunstmuseum, Ergebnis eines Lebens mit der Kunst.
Der frühere Saulgauer Landrat Karl Anton Maier hatte sich in den 1950er-Jahren sehr über die Wahl des damaligen Beamten in Ausbildung für Saulgau gefreut. Er habe „ein Viertele“darauf getrunken, erinnert sich Bruno Effinger. Außer ihm hatte kaum einer der Absolventen Lust, die Stelle in dem als sehr konservativ geltenden Landkreis Saulgau anzutreten. „Sie gehen in den schwarzen Erdteil“, habe ein Referent des Seminars ihm auf den Weg in Richtung Saulgau gegeben, erinnert sich Bruno Effinger.
Doch der damalige kunstinteressierte Jungbeamte hatte sich bewusst entschieden. „Ich wusste, dass Karl Anton Maier die Galerie Fähre ein besonderes Anliegen war“, erinnert sich Effinger. Die 1947 gegründete Fähre galt als die Galerie Oberschwabens. Sie wurde zwar in städtischer Trägerschaft geführt, „aber Karl Anton Maier hat die Fähre regiert“, weiß Effinger. So habe der Zuschuss des Kreises an diese städtische Einrichtung den Anteil der Stadt um ein Vielfaches überstiegen. Bruno Effinger war im Landratsamt außerdem für die Standesamtsaufsicht, für die Naturschutzgebiete des Kreises vom Federsee bis zum Pfrunger Ried verantwortlich.
Die traditionsbewussten und konservativen Gemeinde- und Kreispolitiker lernten hier ab und zu einen selbstbewussten Galeristen Bruno Effinger kennen. Dieser war selbst CDU-Mitglied und gar Gründungsmitglied der Jungen Union Südwürttemberg-Hohenzollern, aber eben auch kunstsinnig und offen für Neues. So wies Effinger in den 1950erJahren schon einmal einen Landrat zurecht, der bei einer Führung durch eine Ausstellung mit Werken abstrakter Kunst, die Arbeiten der Künstler mit dem Malstil seiner Kinder verglich.
Als die Stadt Saulgau Ende der 1950er-Jahre eine Stadthalle baute und der damalige Bürgermeister Josef Drescher in der neuen Halle regelmäßig Theateraufführungen anbieten wollte, holte dieser den Mann für die Kultur vom Landratsamt ins Rathaus der Stadt. Der kümmerte sich fortan auch ums Theaterprogramm. Der Erfolg war überwältigend. „Die Stadthalle war gerammelt voll“, erinnert sich Bruno Effinger, die allermeisten Plätze wurden im Abonnement verkauft.
„Mit-Macher“beim Bächtlefest
Bruno Effinger gehörte auch zu dem Kreis derjenigen, die aus dem früheren Kinderfest in Saulgau ein großes oberschwäbisches Fest machte. Laupheim, Ravensburg und Biberach feierten damals bereits Heimatfeste. „Jetzt wollten wir etwas machen“, lautete die Devise. Es entstand der bis heute noch aktuelle BächtlefestAblauf.
1992 ging Effinger in den Ruhestand. In Herbertingen lebt er mit seiner Ehefrau Diane. Für seine Verdienste um die Kunst und Kultur im ländlichen Raum erhielt er 2010 das Bundesverdienstkreuz. Einen Blick auf die Kultur in Bad Saulgau hat er immer noch. Die Wiederbelebung des Stadtmuseums durch die Gruppe um Beate Rimmele etwa gefällt ihm: „Das ist eine gute Sache.“