Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Haftbefehl lautet auf Totschlag
16-jähriger mutmaßlicher Täter sitzt seit Sonntag in Haft – Motiv für Messerstich noch unklar
- Nach dem gewaltsamen Tod eines 17-Jährigen in Mittelbiberach (SZ berichtete) befindet sich der mutmaßliche jugendliche Täter in Haft. Dies teilten die Staatsanwaltschaft Ravensburg und das Polizeipräsidium Ulm am Montag in einer gemeinsamen Pressemitteilung mit. Der 16-jährige Tatverdächtige aus dem Raum Biberach soll den 17-Jährigen aus dem Raum Ochsenhausen am Samstag gegen 20.15 Uhr durch einen Messerstich so schwer verletzt haben, dass das Opfer seinen Verletzungen wenig später im Krankenhaus erlag.
Auf Antrag der Staatsanwaltschaft Ravensburg erließ das Amtsgericht Ravensburg am Sonntagnachmittag Haftbefehl gegen den 16-Jährigen. Er wurde noch am Abend in die Justizvollzugsanstalt Ravensburg überstellt. „Der Haftbefehl lautet auf Totschlag“, sagte Pressereferentin Christine Weiss von der Staatsanwaltschaft Ravensburg am Montag. „Der mutmaßliche Täter ist schuldfähig und wird nach Jugendstrafrecht behandelt.“Die Höchststrafe für die Tat liege bei zehn Jahren Freiheitsstrafe.
„Erheblich alkoholisiert“
Zum Tathergang ist nach Auskunft der Ermittlungsbehörden bislang Folgendes bekannt: Der mutmaßliche Täter war gemeinsam mit einem Freund in der Kirchstraße unterwegs, als sie auf eine Gruppe von zehn Jugendlichen trafen. Darunter das 17-jährige spätere Opfer. Beide Beteiligten waren bislang polizeilich nicht in Erscheinung getreten. Die Jugendlichen haben sich laut Aussage der Polizei nicht gekannt und seien zum Tatzeitpunkt zufällig aufeinandergetroffen. Nach derzeitigem Kenntnisstand habe sich innerhalb weniger Minuten ein Streit entwickelt. „Dabei ging es wohl auch um eine Zigarette“, so Polizeisprecher Uwe Krause. Mit einem Klappmesser soll der mutmaßliche Täter im Verlauf des Streits im Leistenbereich auf den 17-Jährigen eingestochen haben. Dieser erlitt durch den Stich schwerste Verletzungen, denen er kurz darauf in der Klinik erlag.
Polizei und Staatsanwaltschaft befassen sich jetzt intensiv mit der Frage, warum es zu dem Messerstich kam. Die Tatwaffe wurde von der Polizei sichergestellt. „Der 16jährige Tatverdächtige war zum Tatzeitpunkt erheblich alkoholisiert“, sagt Uwe Krause. Ob das Opfer auch unter Alkoholeinfluss gestanden hat, sei noch unklar.
Nach dem Messerstich seien der mutmaßliche Täter und sein Begleiter weitergegangen. Ob auch gegen den Begleiter ermittelt wird, kann die Pressereferentin der Staatsanwaltschaft noch nicht sagen: „Dazu haben wir noch keinerlei Erkenntnisse, wir müssen jetzt erst die Vernehmungen der Polizei abwarten.“
In den kommenden Tagen werden die Jugendlichen vernommen, die mit dem 17-jährigen Opfer unterwegs waren. „Für die Jugendlichen gibt es Betreuungsangebote an den Schulen“, so der Polizeisprecher. „Und auch die Kirche ist unseres Wissens bereits aktiv geworden.“
Betroffenheit in Mittelbiberach
Große Betroffenheit herrscht in Mittelbiberach, dem Ort des Geschehens. „Ich bin von der Tat tief betroffen“, sagt Bürgermeister Hans Berg. Seine ganze Anteilnahme gelte der Familie des Opfers. Er denke aber auch an die Familie des mutmaßlichen Täters. In der ganzen Gemeinde herrsche eine bedrückende Stimmung, das sei zu spüren. „Jeder fühlt sich ein Stück weit wie gelähmt.“An Spekulationen zum Tathergang werde er sich nicht beteiligen. „Es ist jetzt Aufgabe der Behörden, dieses furchtbare Geschehen aufzuarbeiten“, so Berg. Ein Video zum Thema sehen Sie online unter www.schwaebische.de/ messerstecherei-mbc