Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Vom Donautal ins Silicon Valley
Stammzellenforscherin Katharina Volz aus Erbach landet auf der Forbes-Liste 30 unter 30
- Die 29-jährige Stammzellenforscherin Katharina Volz aus Erbach lebt und forscht seit mehreren Jahren in den USA. Nachdem sie erfolgreich an der Eliteuniversität Stanford promovierte, hat sie im vergangenen Jahr zwischen Apple, Google und zahllosen Internet-Startups in Amerikas Techschmiede Silicon Valley ihr eigenes Unternehmen gegründet - das Wissenschaftsportal Occamzrazor. Durch ihren Erfolg hat Katharina Volz es nun auf die ForbesListe der „30 unter 30“geschafft, welche jährlich aus rund 15 000 Kandidaten die erfolgreichsten Jungunternehmer auflistet. Bei der vielen harten Arbeit gehört für die Jungunternehmerin aber auch Spaß dazu.
Vor rund 14 Jahren hat die ambitionierte Wissenschaftlerin ihren Abschluss an der Erbacher Realschule gemacht. Dort kam sie auch im Rahmen eines Schüleraustausches erstmals in Kontakt mit dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten. In Stanford arbeitete sie mit den renommiertesten Kapazitäten auf dem Gebiet der Stammzellenforschung, wie beispielsweise dem Stammzellenpionier Irving Lerner Weissman zusammen und entwickelte ein Verfahren, wie Herzarterien gezüchtet werden können. Ein Vorteil ihres wissenschaftlichen Erfolgs ist es, dass sie viel reisen kann. „Nicht viele Menschen auf der Welt können die Technik ausüben, die ich kann. Das gibt mir die Möglichkeit, auf Kongressen Menschen zu treffen und mich mit ihnen auszutauschen“, sagt Volz. Zudem verbindet die gebürtige Erbacherin gerne das Nützliche mit dem Angenehmen und nutzt schon mal eine Tagung in Kanada, um nachmittags auf’s Snowboard zu steigen.
Persönliches Wohlbefinden und harte Arbeit gehen in Kalifornien Hand in Hand. „Es gibt in San Francisco morgens vor der Arbeit Tanzpartys. Die Menschen stehen teilweise um 5 Uhr auf, machen sich chic, tanzen sich das Herz aus der Brust und gehen danach zur Arbeit. Natürlich trinkt da niemand Alkohol“, erzählt Katharina Volz. Teilweise sei es überraschend, welche bekannten Persönlichkeiten die Partys besuchen. Es sei ein sehr kreatives Milieu, sagt Katharina Volz und erklärt: „Du startest einfach ganz anders in den Tag. Du hast nicht nur etwas für deine Gesundheit getan und dich sportlich betätigt, sondern hattest Spaß. Das motiviert einen, gute Arbeit zu machen.“
Diese positive Einstellung und Lebensart möchte sie auch in ihrem Unternehmen etablieren. Auch wenn das Leben generell natürlich hart sei, werde durch eine positive Einstellung viel verändert. Volz ist überzeugt: „Wir können während der Arbeit Spaß haben und albern sein und trotzdem Unglaubliches schaffen.“Vor rund einem Jahr hat sie den Laborkittel mit dem Business Suit (engl.: Geschäftsanzug, Anmerkung der Redaktion) getauscht und das Wissenschaftsportal Occamzrazor gegründet. Benannt ist es nach nach Wilhelm von Ockham, einem mittelalterlichen Philosophen, Theologen und kirchenpolitischen Schriftsteller. Das von ihm geprägte Wissenschaftsprinzip besagt vereinfacht ausgedrückt, dass von mehreren möglichen Erklärungen für ein und denselben Sachverhalt die einfachste Theorie allen anderen vorzuziehen ist. Das Unternehmen soll Wissenschaftlern aus der ganzen Welt durch Ergebnisaustausch ermöglichen, schneller und effektiver zu forschen. Occamzrazor betreibt aktuell Pilotprojekte an den Universitäten Harvard, Stanford, dem MIT (Massachusettes Institute of Technology) und diversen Biotech-Unternehmen gestartet. „Ich habe ein unglaubliches Team und bin sehr froh, dass sie mich so unterstützen“, sagt die Jungunternehmerin. Mit ihrem Unternehmen hat sie es dann auch auf die Forbes-Liste der 30 unter 30 im Bereich „Wissenschaft“geschafft und zählt zu den erfolgreichsten Jungunternehmern der USA im Jahr 2017.
Selbst für eine Kämpferin wie Katharina Volz war es nicht einfach, zwischen den großen Unternehmen Fuß zu fassen. Viele kreative Experten zu treffen, hat ihr auch hier geholfen. Allerdings sei etwas ganz anderes noch maßgeblicher. Der Schlüssel zum Erfolg läge in der Motivation und in einem selbst. Zudem gehöre ein gutes Stück Hartnäckigkeit und Ausdauer dazu, um seine Ziele zu verwirklichen. „Wenn ich mir etwas vornehme, setze ich mich hin und sage mir so lange ich schaffe das, bis ich gar nicht mehr daran denken könnte, dass es nicht funktioniert. Ich stecke meine ganze Energie hinein und dann schaffe ich es auch“, erklärt Katharina Volz mit einem Lächeln ihr Erfolgsrezept.