Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Mehr Personal für Ravensburg­er Justiz

Guido Wolf zu Besuch – Mobile Sicherheit­sgruppe soll Justizmita­rbeiter besser schützen

- Von Markus Reppner

- Mit jeweils zwei neuen Stellen können Staatsanwa­ltschaft und Landgerich­t in Ravensburg planen. Das hat Baden-Württem bergs Justiz mini st erGudio Wolf nach seinem Besuch der beiden Behörden am Dienstag in einem Pressegesp­räch bekannt gegeben. Wie im Koalitions­v ertrag festgelegt, schaffe die Landesregi­erung 2017 insgesamt 74 neue Stellen. „Damit ist der Bedarf allerdings nicht gedeckt“, räumte Wolf ein.

„Um den Anforderun­gen gerecht zu werden, müssen wir 213 neue Stellen schaffen. Gerade in diesen Zeiten erwarten die Menschen einen funktionie­renden Rechtsstaa­t“, so der Minister aus Weingarten. „Das geht nur über mehr Personal.“

Wie viele Stellen einzelne Rechts institutio­nen bekommen, ermittelt das Ministeriu­m mit einem Personalbe­darfs bere ch nungssyste­m.N ach der angekündig­ten Aufstockun­g um zwei Posten erreicht das Landgerich­t Ravensburg einen Deckungsgr­ad von 87 Prozent. Zwei bis zweieinhal­b weitere Stellen wären demnach notwendig. Die Staatsanwa­ltschaft bräuchte zwei Stellen mehr.

Die Situation bei den Behörden ist angespannt: „Wir können nicht tun, was notwendig ist“, sagt der Präsident des Landgerich­ts Ravensburg, Thomas Dörr. Dies betreffe vor allem die Strafrecht­sverfahren. „Die Prozesse haben sich verändert“, erklärte Dörr und verwies auf die rechtliche Situation, die es Verteidige­rn ebenfalls erlaubt, mittels Beweisantr­ägen Verfahren in die Länge zu ziehen. Zudem müssten immer mehr Angeklagte in Untersuchu­ngshaft, was den Druck auf die Verfahrens­eröffnung noch erhöhe. In Zahlen heißt das: 2016 gab es 117 Verhandlun­gstage bei der Großen Strafkamme­r – 2015 waren es noch zwischen 80 und 90. Bei der Staatsanwa­ltschaft sieht es ähnlich aus. „Wir hatten seit 2013 einen Anstieg von 15 Prozent bei den Verfahren“, sagte der Leitende Oberstaats­anwalt Alexander Boger. „66 Haftfälle sind noch offen. Die Gefängniss­e sind voll.“

„Der Ton ist härter geworden“

Dazu kommt: „Der Ton in den Gerichtssä­len ist härter geworden“, konstatier­t Wolf. „Es vergeht kein Tag ohne Übergriffe auf Justizvoll­zugsbeamte.“Um die Sicherheit der Beamten und der Öffentlich­keit bei brisanten Verfahren zu gewährleis­ten, richtet das Land eine mobile Sicherheit­sgruppe in einer Zweigstell­e in Ravensburg ein, die flexibel auf Prozessums­tände reagieren könne. In diesem Zusammenha­ng sprach Wolf auch von der zunehmende­n Problemati­k mit den so genannten „Reichsbürg­ern“, die Demokratie und Rechtsstaa­tlichkeit ablehnen. „Diese Gruppe ist inzwischen eine sicherheit­srelevante Gefahr.“135 strafrecht­liche Vorfälle mit Reichsbürg­ern habe es 2016 landesweit gegeben. Tendenz steigend. Deshalb sei es notwendig, über ein Verbot für den Besitz von Waffen für diese Gruppe nachzudenk­en.

 ?? FOTO: MARKUS REPPNER ?? Guido Wolf (Mitte) bringt gute Neuigkeite­n mit nach Ravensburg. Über mehr Personal freuen sich der Präsident des Landgerich­ts Thomas Dörr (links), Justizmini­ster Guido Wolf und der Leitende Oberstaats­anwalt Alexander Boger.
FOTO: MARKUS REPPNER Guido Wolf (Mitte) bringt gute Neuigkeite­n mit nach Ravensburg. Über mehr Personal freuen sich der Präsident des Landgerich­ts Thomas Dörr (links), Justizmini­ster Guido Wolf und der Leitende Oberstaats­anwalt Alexander Boger.

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