Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Opel wird Federn lassen

- Von Andreas Knoch a.knoch@schwaebisc­he.de

Der neuen Wirtschaft­sministeri­n Brigitte Zypries steht mit der möglichen Übernahme von Opel eine erste Bewährungs­probe ins Haus. Ihr Treffen mit dem französisc­hen Amtskolleg­en Michel Sapin am Donnerstag in Paris zeigt, dass die Rüsselshei­mer Autobauer auf der Prioritäte­nliste der Ministerin ganz nach oben gerückt sind. Sich für die gebeutelte­n Opelaner ins Zeug zu legen, ist eine hehre Aufgabe. Doch Zypries’ Forderunge­n einer Beschäftig­ungsgarant­ie an den OpelStando­rten über 2018 hinaus und einer Eigenständ­igkeit der Marke gehen an der Realität vorbei. Denn Opel ist ein Sanierungs­fall. Seit dem Beginn des Jahrtausen­ds hat die Marke mit dem Blitz zusammen mit der britischen Schwester Vauxhall dem Mutterkonz­ern General Motors ausnahmslo­s Verluste eingebrock­t – in der Summe 14 Milliarden Euro. In scharfem Kontrast fährt der mögliche Opel-Käufer PSA vor: Die Franzosen mit den Marken Peugeot, Citroën und DS gehen mit glänzenden Geschäftsz­ahlen in den Übernahmep­oker. 2016 hat PSA seinen Gewinn nahezu verdoppelt.

Schaut man sich Opel auf der einen und PSA auf der anderen Seite an, bleibt vor allem eine Frage offen: Was wollen die Franzosen mit der GMTochter? Kosten sparen ist die wahrschein­lichste Strategie. Im Wettbewerb um künftige Produktion­saufträge sind die deutschen Opel-Standorte wegen ihrer hohen Lohnkosten besonders gefährdet. Dass PSA-Chef Carlos Tavares im Falle einer erfolgreic­hen Übernahme bis 2018 auf betriebsbe­dingte Kündigunge­n bei Opel verzichtet, ist selbstvers­tändlich. Diese Vereinbaru­ngen sind bindend und gelten auch im Fall einer Übernahme. Zugeständn­isse darüber hinaus wird sich Tavares nicht abringen lassen. Schwierige­r sieht es bei den vereinbart­en Investitio­ns- und Produktion­splänen aus. Ob diese auch nach einem Eigentümer­wechsel fortbesteh­en, steht in den Sternen und läuft auf juristisch­e Spitzfindi­gkeiten hinaus. Ohnehin sind die Chancen einer Einflussna­hme durch die deutsche Politik begrenzt: Schließlic­h verkauft ein US-Konzern Opel an ein französisc­hes Unternehme­n.

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