Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Schwäbische Farben brüskieren Badener
Ab 2020 sollen Züge in Schwarz-Gelb durchs Land rollen – Proteste in Baden
Welche Farben dürfen Züge tragen, die durch Baden fahren? Über diese Frage ist ein bizarrer Streit entbrannt – denn ab 2020 sollen Regionalzüge in Schwarz-Gelb durch das ganze Land rollen.
Stolz prangt das Wappen Badens in rot und gelb auf der Internetseite der Landesvereinigung Baden in Europa. Mit diesem Stolz kämpft die Karlsruher Vereinigung für den Erhalt der badischen Identität. Als Ziel haben die Badener nun die Regionalzüge ausgemacht – denn die sollen ab 2020 in den schwäbischen Farben Schwarz und Gelb durch BadenWürttemberg rollen. So hat es das Land für die Neuausschreibung der Nahverkehrsnetze beschlossen.
Im Badischen sorgt das bei manchen für Unbehagen. „Kein Mensch steigt gern in eine Bahn ein, zu der er emotional wenig Beziehung hat“, schreibt der Verein an Verkehrsminister Winfried Herrmann (Grüne), einen Schwaben. Und überhaupt: das Schwarz-Gelb sei ja weniger einladend als das badische Rot-Gelb-Rot. Schon damals, nach der Landesgründung in den 1950er-Jahren, hätten das die Diskussionen gezeigt.
Vielfalt der Regionen in Gefahr?
Die zentralistische Denkweise, so die Verfechter der badischen Identität, gefährde womöglich gar die Vielfalt der Regionen im Südwesten. „Insofern ist dieses Thema kein spezifisch badisches, sondern eines, das das ganze Land betrifft. Wir sind sicher, dass dies auch in Franken, Hohenlohe, Oberschwaben und am Bodensee so gesehen wird“, heißt es.
Und wie reagiert man in Stuttgart auf die Attacke aus Karlsruhe? „Ein klein wenig kann ich es nachvollziehen“, sagt Edgar Neumann, Sprecher im Verkehrsministerium, auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Neumann ist gebürtiger Badener.
Die neue Lackierung in SchwarzGelb, die das Bahn-Rot ersetzt, stehe eben für das ganze Land, kommentiert er die Beschwerde. Mit dem Gelb sei ja auch die „badische Farbe“vertreten. Nicht umsonst würden Schwaben Badener neckisch „Gelbfüßler“nennen, so Neumann augenzwinkernd, „nämlich weil sie unter Napoleon gelbe Gamaschen trugen.“
Und nun also statt gelber Treter gelbe Züge? „Selbst wenn wir es wollten, ändern könnten wir es jetzt ohnehin nicht mehr“, sagt Neumann. Die einheitliche Neulackierung sei nur eine von vielen Änderungen, die es im Zuge der Neuvergabe des Regionalverkehrs ab 2020 geben soll. Barrierefreie Einstiege, Rollstuhl-, Fahrrad- und Kinderwagenplätze und nicht zuletzt Vorgaben für eine verbesserte Pünktlichkeit zählt der Ministeriumssprecher auf. Und das sei ja schließlich, was wirklich zähle.
Testzüge in den neuen Farben sind nicht nur zwischen Aulendorf und Stuttgart im Einsatz, sondern auch im Ortenaukreis, also im tiefsten Baden. Neumann beschwichtigt: „Gerade aus dem Badischen hat es viele positive Reaktionen gegeben.“