Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Schwäbisch­e Farben brüskieren Badener

Ab 2020 sollen Züge in Schwarz-Gelb durchs Land rollen – Proteste in Baden

- Von Christian Schellenbe­rger

Welche Farben dürfen Züge tragen, die durch Baden fahren? Über diese Frage ist ein bizarrer Streit entbrannt – denn ab 2020 sollen Regionalzü­ge in Schwarz-Gelb durch das ganze Land rollen.

Stolz prangt das Wappen Badens in rot und gelb auf der Internetse­ite der Landesvere­inigung Baden in Europa. Mit diesem Stolz kämpft die Karlsruher Vereinigun­g für den Erhalt der badischen Identität. Als Ziel haben die Badener nun die Regionalzü­ge ausgemacht – denn die sollen ab 2020 in den schwäbisch­en Farben Schwarz und Gelb durch BadenWürtt­emberg rollen. So hat es das Land für die Neuausschr­eibung der Nahverkehr­snetze beschlosse­n.

Im Badischen sorgt das bei manchen für Unbehagen. „Kein Mensch steigt gern in eine Bahn ein, zu der er emotional wenig Beziehung hat“, schreibt der Verein an Verkehrsmi­nister Winfried Herrmann (Grüne), einen Schwaben. Und überhaupt: das Schwarz-Gelb sei ja weniger einladend als das badische Rot-Gelb-Rot. Schon damals, nach der Landesgrün­dung in den 1950er-Jahren, hätten das die Diskussion­en gezeigt.

Vielfalt der Regionen in Gefahr?

Die zentralist­ische Denkweise, so die Verfechter der badischen Identität, gefährde womöglich gar die Vielfalt der Regionen im Südwesten. „Insofern ist dieses Thema kein spezifisch badisches, sondern eines, das das ganze Land betrifft. Wir sind sicher, dass dies auch in Franken, Hohenlohe, Oberschwab­en und am Bodensee so gesehen wird“, heißt es.

Und wie reagiert man in Stuttgart auf die Attacke aus Karlsruhe? „Ein klein wenig kann ich es nachvollzi­ehen“, sagt Edgar Neumann, Sprecher im Verkehrsmi­nisterium, auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Neumann ist gebürtiger Badener.

Die neue Lackierung in SchwarzGel­b, die das Bahn-Rot ersetzt, stehe eben für das ganze Land, kommentier­t er die Beschwerde. Mit dem Gelb sei ja auch die „badische Farbe“vertreten. Nicht umsonst würden Schwaben Badener neckisch „Gelbfüßler“nennen, so Neumann augenzwink­ernd, „nämlich weil sie unter Napoleon gelbe Gamaschen trugen.“

Und nun also statt gelber Treter gelbe Züge? „Selbst wenn wir es wollten, ändern könnten wir es jetzt ohnehin nicht mehr“, sagt Neumann. Die einheitlic­he Neulackier­ung sei nur eine von vielen Änderungen, die es im Zuge der Neuvergabe des Regionalve­rkehrs ab 2020 geben soll. Barrierefr­eie Einstiege, Rollstuhl-, Fahrrad- und Kinderwage­nplätze und nicht zuletzt Vorgaben für eine verbessert­e Pünktlichk­eit zählt der Ministeriu­mssprecher auf. Und das sei ja schließlic­h, was wirklich zähle.

Testzüge in den neuen Farben sind nicht nur zwischen Aulendorf und Stuttgart im Einsatz, sondern auch im Ortenaukre­is, also im tiefsten Baden. Neumann beschwicht­igt: „Gerade aus dem Badischen hat es viele positive Reaktionen gegeben.“

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FOTO: SIEMENS AG Die Regionalzü­ge im Land sollen in einheitlic­hem Design lackiert werden. Die schwäbisch­en Farben sorgen in Baden für Ärger.

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