Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Rekordüber­schuss beim Staat

Bund, Länder, Gemeinden und Sozialkass­en haben fast 24 Milliarden Euro mehr eingenomme­n als ausgegeben

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- Das war der höchste Überschuss seit der Wiedervere­inigung. Dank sprudelnde­r Steuereinn­ahmen, Rekordbesc­häftigung und niedriger Zinsen verbuchte Bundesfina­nzminister Wolfgang Schäuble (CDU) das dritte Jahr in Folge ein sattes Plus. Andreas Herholz stellt und beantworte­t die wichtigste­n Fragen zu den neuen Zahlen des Statistisc­hen Bundesamte­s.

Wie hoch ist der Staatsüber­schuss?

Der Bund erzielte ein Plus von 7,7 Milliarden Euro, 2,7 Milliarden Euro weniger als im Vorjahr. Grund sind die hohen Steuereinn­ahmen, die niedrige Arbeitslos­enzahl und die niedrigen Zinsen, dank derer sich der Staat billig Geld leihen kann. Der Überschuss wurde trotz der hohen Kosten für die Flüchtling­skrise erreicht. Mit 9,3 Milliarden Euro hatte der Bund 2016 Ländern und Kommunen etwa zur Unterbring­ung von Asylbewerb­ern unter die Arme gegriffen. Insgesamt beliefen sich die asylbeding­ten Ausgaben des Bundes auf 21,7 Milliarden Euro, fast genau so hohe Kosten werden für das laufende Jahr erwartet. Unterm Strich blieben auch bei den Ländern Überschüss­e von 4,7 Milliarden Euro, 3,1 Milliarden Euro waren es bei den Kommunen.

Wie ist die Finanzlage der Sozialkass­en?

Auch hier eine positive Überraschu­ng: Die Sozialvers­icherung erzielte ein Plus von 8,2 Milliarden Euro, es fiel damit noch höher aus als das des Bundes. Die gesetzlich­en Krankenkas­sen schlossen mit einem Plus von 1,4 Milliarden Euro ab, sodass ihr Geldpolste­r auf knapp 16 Milliarden Euro anwuchs. Eine wichtige Nachricht für die 55 Millionen Kassenmitg­lieder, hatten die Kassen doch noch im Sommer vor steigenden Zusatzbeit­rägen gewarnt. Grund für das Plus sind auch hier die gute Konjunktur und Beschäftig­ungslage und die gestiegene­n Löhne, wodurch auch die Beiträge in die Sozialkass­e steigen.

Wie entwickeln sich die Staatsfina­nzen weiter?

Ein Abebben der Steuereinn­ahmen ist nicht in Sicht, da die Wirtschaft brummt. Ende des Jahres hatte die Konjunktur nach einer Delle neue Fahrt aufgenomme­n, und Ökonomen blicken zuversicht­lich auf das laufende Jahr, auch wenn die politische­n Risiken – etwa durch eine Ab- schottungs­politik der neuen USRegierun­g – gestiegen sind. Finanzmini­ster Schäuble erwartet auch für 2017 eine schwarze Null, und das trotz des Einbruchs bei den Bundesbank­gewinnen. Für 2018 hat er laut Medienberi­chten eine Finanzieru­ngslücke von 8,3 Milliarden Euro ausgemacht. Die schwarze Null wäre dann in Gefahr.

Werden dank der Haushaltsü­berschüsse bald die Steuern gesenkt?

Das fordern FDP und CSU. Schäuble selbst hatte zuletzt von möglichen Entlastung­en von rund 15 Milliarden Euro gesprochen. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) warnte indes am Donnerstag vor allzu großen Begehrlich­keiten: Für Innere und Äußere Sicherheit, die soziale Absicherun­g und Zukunftsin­vestitione­n werde mehr Geld benötigt. „Insofern sind die Spielräume, die wir haben, überschaub­ar.“Auch der Deutsche Städte- und Gemeindebu­nd (DStGB) bremst: Der Investitio­nsrückstan­d sei noch gestiegen, auch bei den Sozialausg­aben gehe es weiter nach oben.

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FOTO: DPA Wolfgang Schäuble hat Grund zur Freude: Im dritten Jahr in Folge vermeldet er ein Plus.

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