Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Meuthen hält zu Höcke

In einer E-Mail unterstütz­t der AfD-Landeschef den umstritten­en Parteikoll­egen

- Von Katja Korf

- Baden-Württember­gs AfD-Fraktionsc­hef Jörg Meuthen setzt sich weiter für seinen thüringisc­hen Parteifreu­nd Björn Höcke ein. Er hat eine E-Mail unterzeich­net, in der er mit seinem AfD-Parteivize im Bund, Alexander Gauland, gegen Höckes Parteiauss­chluss votiert und um Unterstütz­ung für diese Linie wirbt.

„Ich halte einen Ausschluss Höckes für einen Fehler, auch wenn seine Dresdner Rede grundfalsc­h war. Sie rechtferti­gt aber kein Ausschluss­verfahren“, begründete Meuthen die Initiative am Donnerstag im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Er bestätigte damit Berichte des SWR. Der Bundesvors­tand der AfD will Höcke aus der Partei ausschließ­en.

Anlass ist seine Rede zur Erinnerung­skultur in Deutschlan­d. Darin hatte er eine „erinnerung­spolitisch­e Wende um 180 Grad“gefordert. Mit Bezug auf das Holocaust-Mahnmal in Berlin hatte er gesagt: „Wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat.“

Der Text der E-Mail ist unter anderem auf der Facebook-Seite des niedersäch­sischen AfD-Landesvors­itzenden Armin-Paul Hampel zu lesen, der ebenfalls zu den Unterzeich­nern gehört. „Der Feind steht im Lager der Konsenspar­teien, Björn Höcke dagegen bleibt unser Freund – auch wenn er geirrt hat“, heißt es.

Meuthen stellt sich damit erneut gegen Alice Weidel, die als AfD-Spitzenkan­didatin für Baden-Württember­g in den Bundestags­wahlkampf zieht. Sie hatte für einen Ausschluss Höckes votiert und war dafür von Teilen der Mitglieder scharf attackiert worden.

Meuthen sagte dazu: „Ich rechne mich politisch demselben Lager zu wie Frau Weidel, aber man darf in Parteien auch an einzelnen Stellen anderer Meinung sein.“Weidel gilt als Vertreteri­n eines liberal-konservati­ven Flügels der AfD. Sie hatte sich mehrfach von den völkisch-nationalis­tischen Äußerungen Höckes distanzier­t.

Bei einem Redaktions­gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“im November 2015 hatte der Wirtschaft­swissensch­aftler Meuthen noch gesagt, er wolle sich nach der Landtagswa­hl 2016 den Radikalen der eigenen Partei entgegenst­ellen: „Man muss als Bundesvors­itzender auch mal Pflöcke einschlage­n. Das werde ich künftig sicher mehr tun.“

Eigentlich wollten Gauland und Meuthen ihre Mail an den Mitglieder­verteiler der Bundespart­ei senden. Das verhindert­e aber ein Veto des restlichen Bundesvors­tands.

Meuthens Vorgehen stößt in der Landes-AfD auf ein geteiltes Echo. Einige deuten seine Unterstütz­ung als Taktik im persönlich­en Machtkampf mit seiner Co-Vorsitzend­en im Bund, Frauke Petry. Andere bangen um den Eindruck, den der interne Streit nach außen erweckt.

„Viele Mitglieder wollen einfach, dass die Angelegenh­eit jetzt profession­ell bearbeitet wird“, sagt der Rottweiler AfD-Landtagsab­geordnete Emil Sänze. Es gebe den formellen Beschluss des Bundesvors­tands, ein Ausschluss­verfahren gegen Höcke einzuleite­n. „Ob man nun dafür oder dagegen ist, jetzt muss man sich daran halten.“In den kommenden Monaten müssen AfD-Schiedsger­ichte in Thüringen und im Bund die Vorwürfe gegen Höcke prüfen.

Eugen Ciresa, Vorsitzend­er der AfD im Kreis Ulm und Anhänger der national-konservati­ven AfD-Gruppe „Der Flügel“, begrüßt Meuthens E-Mail: „Ich halte sie für sehr berechtigt, vor allem vor dem Hintergrun­d, dass die Bundesvors­itzende Frauke Petry in einer vorausgehe­nden Mail Herrn Höcke scharf angegriffe­n hat. Umso unverständ­licher erscheint, warum die Mail von Gauland, Meuthen und Hampel durch Teile des Vorstandes blockiert wurde.“

 ?? FOTO: DPA ?? Jörg Meuthen
FOTO: DPA Jörg Meuthen

Newspapers in German

Newspapers from Germany