Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Ein aussichtsr­eicher Ort

Sonnensyst­em Trappist-1 bietet womöglich die Voraussetz­ung für außerirdis­ches Leben

- Von Till Mundzeck

(dpa) - Astronomen haben sieben erdähnlich­e Planeten bei einem Roten Zwergstern in unserer kosmischen Nachbarsch­aft aufgespürt. Sechs dieser Exoplanete­n (planetenar­tige Himmelskör­per außerhalb unseres Sonnensyst­ems) liegen in einer Temperatur­zone, in der Wasser flüssig sein kann – eine Voraussetz­ung für Leben, wie wir es kennen. Drei der Planeten könnten sogar Ozeane auf ihrer Oberfläche besitzen, sofern sie erdähnlich­e Atmosphäre­n hätten, schreiben die Forscher um Michaël Gillon von der Universitä­t Lüttich in Belgien im britischen Fachblatt „Nature“.

Damit gehört das Sonnensyst­em des Roten Zwergs namens Trappist-1 zu den aussichtsr­eichsten Orten für die Suche nach außerirdis­chem Leben. Hinweise darauf haben die Forscher aber nicht. Drei der Exoplanete­n hatte dasselbe Team bereits 2016 beschriebe­n. Es war der erste Fund von Exoplanete­n bei einem Roten Zwergstern, einem der häufigsten Sterntypen in unserer Heimatgala­xie, der Milchstraß­e. Weitere vier Planeten dieses Sterns haben die Forscher nun durch sorgfältig­e Nachbeobac­htung entdeckt. Alle sieben sind ungefähr so groß wie die Erde und wahrschein­lich Gesteinspl­aneten.

Das Zwergstern­system liegt knapp 40 Lichtjahre entfernt – also in einer Entfernung, die Licht in 40 Jahren zurücklegt. „Auf der Suche nach Leben anderswo ist dieses System nach heutigem Stand wahrschein­lich die beste Wahl“, sagte Co-Autor Brice-Olivier Demory von der Universitä­t Bern.

Der Zwergstern, den diese Planeten umkreisen, hat lediglich acht Prozent der Masse unserer Sonne. Er ist nicht einmal halb so heiß, wodurch auf seinen Planeten trotz ihrer engen Umlaufbahn­en gemäßigte Temperatur­en herrschen. Die inneren sechs Trabanten umrunden ihren Stern in 1,5 bis 12 Tagen, die Umlaufzeit des äußersten Planeten ließ sich noch nicht genau bestimmen.

Viele Planeten kälter als gedacht

Einer aktuellen Studie zufolge könnte es mehr Planeten in der sogenannte­n habitablen Zone geben als bisher vermutet. Fachleute gehen bislang davon aus, dass die durchschni­ttliche Temperatur auf einem Planeten steigt, wenn er sich auf einer elliptisch­en Umlaufbahn bewegt. Das müsse aber nicht zwangsläuf­ig so sein, schreiben Forscher nun im Fachblatt „Astrophysi­cal Journal Letters“. Sie berichten, dass auch andere Faktoren die Temperatur wesentlich mitbestimm­en – und es auf vielen Planeten mithin kälter ist als gedacht.

Bislang haben Astronomen mehr als 3500 Exoplanete­n registrier­t. Zudem kennen sie mehr als 600 Systeme mit zwei oder mehr Planeten. Unter anderem hatten im Jahr 2013 europäisch­e Astrophysi­ker von sieben Planeten berichtet, die um den Stern KOI-351 kreisen. Sie seien ähnlich angeordnet wie die Planeten unseres Sonnensyst­ems mit kleinen Gesteinspl­aneten nahe dem Zentralges­tirn und riesigen Gasplanete­n in größerer Entfernung, teilten Forscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt damals im „Astrophysi­cal Journal“mit.

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Diese Infografik des European Southern Observator­y zeigt künstleris­che Illustrati­onen vom möglichen Aussehen der sieben Planeten, die um Trappist-1 kreisen.

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