Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Schafft ist abgesetzt: Der Gole wird’s schon richten
Bürgermeister ist abgesetzt, die Schüler befreit
- Alle Jahre wieder... Am Glompigen Donnerstag übernimmt der Gole die Macht im Rathaus. Der größte Riedlinger soll’s richten, die Erwartungen sind hoch für diese Sechstage-Regentschaft. Und die Bilanz am Ende der närrischen Tage in den vergangenen Jahren? Alle waren glücklich, doch nach den Fasnetstagen ernüchtert. Der Gole ist und bleibt beliebt, doch geändert hat sich nichts. Aber vielleicht ja dieses Jahr...
„Ihr Narra bringt den Schultes schnell, dr Gole nimmt nun ei sei Stell. Das Narrenrecht gilt ab sofort, dr Gole hat das letzte Wort. Und auch den Gmoidrat setz mer ab, denn jetzt regiert dia Narrakapp, noch gibt’s koin Streit und auch koin Stress, wenn alle send im NarraHäs“, reimte Zunftmeister Thomas Maichel am Donnerstagmorgen vor dem Rathaus.
Das Narrenvolk war versammelt, die Zimmersleut hatten den Narrenbaum gestellt, die Fanfaren und die Stadtkapelle mit Fasnetsliedern unterhalten und nun der Höhepunkt – der Schultes musste den Schlüssel rausrücken. Wahl hatte er keine, Widerstand zwecklos. Die grimmigen Gole-Begleiter brachten den Bürgermeister samt Schlüssel vors Rathaus.
Aber ohne eine Rede ans Volk wollte sich der „Sechs-Tage-ohne Amt-Bürgermeister“nicht verabschieden. In seiner – nicht gereimten – Rede, streifte Schafft etliche Themen der Kommunalpolitik. Von Straßenbau über Haushaltsberatungen bis zur Diskussion um Straßenbaukosten – Schafft „irrlichterte“von einem Thema zu nächsten. Vom „großen Kino“Gemeinderatssaal, sprach Schafft, aus dem sich einige Räte nach der Wahl „frei“genommen hätten und gegangen seien: „Aber mit Begeisterung werden immer neue Gräben aufgerissen. Aber vielleicht hilft ja eine neue Offensive... Brückenbau im Städtle“.
Das närrische Treiben sei eher Regel als Ausnahme: „Wer in der Innenstadt mit den Ladenöffnungszeiten nicht zufrieden ist, macht sein privates ,Drive in by Böck’ auf.“Sogar das „Trumpeltier aus Amerika“hat Schafft aufgegriffen. Sein Vorschlag: Die USA weist die „Gefährder“aus – vielleicht nimmt Biberach neben den Berliner Schwaben auch diese Gruppe auf. Auch der Blasmusikverband wurde noch erwähnt. Wo man musiziert, könne man sich ruhig niederlassen, habe er gedacht. Aber: Im Blasmusikverband scheint das nicht zu gelten... Der Vorsitzende tritt zurück mit den Worten: „Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan. Und ich dachte immer für Mohren wäre die Riedlinger Fasnet zuständig.“
Massenbefreiung in der Realschule
Bereits früh am Morgen hatten sich die Narren aufgemacht die Schüler zu befreien. Eine Besonderheit erlebten sie in der Realschule. Statt die Schüler aus den einzelnen Klassenzimmern zu holen, gab es dieses Jahr eine „Massenbefreiung“: Denn alle Realschüler feierten gemeinsam einen Fasnetsball in der Turnhalle, der von der SMV und Lehrern vorbereitet worden war. Akrobatik, Kostümprämierung, Auftritt des Schülerchors, Tanzvorführungen und ein Flashmob für alle Schüler und Lehrer waren die Programmpunkte, ehe der Gole der Party ein freudiges Ende bereitete.
Danach wurden die Schüler des Kreisgymnasiums und zeitgleich die der St. Gerhardschule und der Joseph-Christian-Gemeinschaftsschule befreit. Einmal mehr stand hier der Gang durch die Container an, in der die Grundschüler noch immer ihre Klassenzimmer haben, ehe im kleinen Turnraum im Untergeschoss die Befreiung mit dem Gole und dem gemeinsamen Golelied ihren Abschluss fand.
Doch damit waren die kleinen Schüler-Narren noch nicht ganz entlassen. Gemeinsam zogen sie den Narrenbaum einmal um den Stock, ehe er vor dem Rathaus als Symbol der Regentschaft des Gole gestellt wurde. Rund 20 Mitglieder der Zimmererzunft sorgten dafür, dass der Baum ohne Maschinenkraft nun in den Himmel ragt. Wenn auch ein bisschen verdreht, wie der eine oder andere kritisch anmerkte. Aber nun ist ja der Gole an der Macht, er wird’s schon richten...