Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Wenig Worte, aber wehrhaft
Wolfgang Winkler verteidigt in Abwesenheit von Schultes Mück den Schlüssel zum Unlinger Rathaus
- „Der Chef ist nicht da, der ist auf der Flucht“, verkündete der stellvertretende Bürgermeister Wolfgang Winkler kurz nachdem die Unlinger Narren in den Sitzungssaal des Rathauses eingefallen waren. Tatsächlich war Schultes Richard Mück aus gesundheitlichen Gründen verhindert und konnte am Glompigen Donnschtig nicht den Rathausschlüssel verteidigen. Winkler übernahm den Job und gab sein Bestes. Doch am Ende trug der Vorsitzende der Unlinger Zunft, Rolf Schneider, den Sieg davon.
Als Bussaweibla, Distelstecher, Blockstrecker und Bachbahner hörten, dass Mück krank ist, fielen sie in ein gemeinschaftliches und aufrichtiges „Oooh“ein. Doch dann stellte Winkler fest, was auch allen anderen klar war: „Die Fasnet geht weiter, mit oder ohne Chef.“Und prompt schmetterte Schneider das maschinengewehrartige „Bussakendla, Bussaweibla, hoi hoi hoi“in den Saal. Anders als beim Rathaussturm erwartet, hatte er nichts zu kritisieren. „Zom berichta iber ui fällt mir it viel ei, somit send mir mit eich z’frieda gsei. An dr Fasnet kommet bloß dia dra, wo was verbocket, en dem Fall koiner, dovo uf’m Rothaus hocket.“
Wolfgang Winklers Wehrhaftigkeit hatte er allerdings unterschätzt. „I glaub it, dass der große Zicka macht“, sagte Schneider, musste sich dann aber eine ganze Weile gedulden, bis der stellvertretende Schultes den Schlüssel schließlich herausrückte.
Nun im Besitz der Macht, verkündete Sybille Selig, ebenfalls Vorsitzende der Unlinger Narrenzunft: „I be jetzt wieder Oberbirgermeisterin, wie jedes Johr.“In dieser Eigenschaft lud sie dann auch gleich alle Unlinger zur Einweihung der Ortsumgehung ein, die in diesem Jahr fertig werden wird. „I lad ui älle zur Eiweihung ei, zum Essa ond Trenka isch älles frei.“Dem folgte frenetischer Jubel und stürmischer Applaus, in den die Unlinger Schalmeien mit ihrer Interpretation von „Westerland“einstimmten.