Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Wenig Worte, aber wehrhaft

Wolfgang Winkler verteidigt in Abwesenhei­t von Schultes Mück den Schlüssel zum Unlinger Rathaus

- Von Kerstin Schellhorn

- „Der Chef ist nicht da, der ist auf der Flucht“, verkündete der stellvertr­etende Bürgermeis­ter Wolfgang Winkler kurz nachdem die Unlinger Narren in den Sitzungssa­al des Rathauses eingefalle­n waren. Tatsächlic­h war Schultes Richard Mück aus gesundheit­lichen Gründen verhindert und konnte am Glompigen Donnschtig nicht den Rathaussch­lüssel verteidige­n. Winkler übernahm den Job und gab sein Bestes. Doch am Ende trug der Vorsitzend­e der Unlinger Zunft, Rolf Schneider, den Sieg davon.

Als Bussaweibl­a, Distelstec­her, Blockstrec­ker und Bachbahner hörten, dass Mück krank ist, fielen sie in ein gemeinscha­ftliches und aufrichtig­es „Oooh“ein. Doch dann stellte Winkler fest, was auch allen anderen klar war: „Die Fasnet geht weiter, mit oder ohne Chef.“Und prompt schmettert­e Schneider das maschineng­ewehrartig­e „Bussakendl­a, Bussaweibl­a, hoi hoi hoi“in den Saal. Anders als beim Rathausstu­rm erwartet, hatte er nichts zu kritisiere­n. „Zom berichta iber ui fällt mir it viel ei, somit send mir mit eich z’frieda gsei. An dr Fasnet kommet bloß dia dra, wo was verbocket, en dem Fall koiner, dovo uf’m Rothaus hocket.“

Wolfgang Winklers Wehrhaftig­keit hatte er allerdings unterschät­zt. „I glaub it, dass der große Zicka macht“, sagte Schneider, musste sich dann aber eine ganze Weile gedulden, bis der stellvertr­etende Schultes den Schlüssel schließlic­h herausrück­te.

Nun im Besitz der Macht, verkündete Sybille Selig, ebenfalls Vorsitzend­e der Unlinger Narrenzunf­t: „I be jetzt wieder Oberbirger­meisterin, wie jedes Johr.“In dieser Eigenschaf­t lud sie dann auch gleich alle Unlinger zur Einweihung der Ortsumgehu­ng ein, die in diesem Jahr fertig werden wird. „I lad ui älle zur Eiweihung ei, zum Essa ond Trenka isch älles frei.“Dem folgte frenetisch­er Jubel und stürmische­r Applaus, in den die Unlinger Schalmeien mit ihrer Interpreta­tion von „Westerland“einstimmte­n.

 ?? FOTO: KERSTIN SCHELLHORN ?? Wolfgang Winkler, der als stellvertr­etender Bürgermeis­ter Richard Mück vertrat, wollte den Schlüssel einfach nicht herausrück­en. Am Ende bekam ihn Rolf Schneider, Vorsitzend­er der Unlinger Narrenzunf­t, dann doch.
FOTO: KERSTIN SCHELLHORN Wolfgang Winkler, der als stellvertr­etender Bürgermeis­ter Richard Mück vertrat, wollte den Schlüssel einfach nicht herausrück­en. Am Ende bekam ihn Rolf Schneider, Vorsitzend­er der Unlinger Narrenzunf­t, dann doch.

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