Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Das könnte nach hinten losgehen
Wer gedacht hatte, die Euphorie-Rakete werde schnell wieder verglimmen, sieht sich getäuscht. Seit die SPD die Kanzlerkandidatur von Martin Schulz gezündet hat, leuchten die Sterne der Genossen plötzlich wieder strahlend hell. Plötzlich liegt die SPD erstmals seit elf Jahren vorn und bei den Wählern höher im Kurs als die Union.
Dabei hat Schulz bisher noch gar nichts gemacht, außer seiner verzweifelten Partei wieder Begeisterung einzuhauchen. Und er hat mehr soziale Sicherheit und Gerechtigkeit versprochen. Wie er das genau anstellen will, darüber schweigt sich der designierte SPDVorsitzende noch aus – machen doch zu viele Fakten am Ende womöglich angreifbar.
Doch läuft Schulz’ Agenda auf eine große Umverteilung hinaus, die am Ende nicht mehr, sondern weniger soziale Gerechtigkeit bringen könnte – und somit nach hinten losgehen könnte. Die Abwicklung von erfolgreichen Arbeitsmarktreformen ohne Not würde den konjunkturellen Schwung bremsen und dem Jobwunder ein Ende bereiten. Und was macht die Union? Außer einem trotzigen „Wir lassen uns nicht einfach vom Hof jagen“fällt CDU und CSU bisher nicht viel ein. Natürlich kommt es im Wahlkampf auf den Endspurt an. Sich aber darauf zu verlassen, dass Schulz und seinen Genossen früher oder später schon die Luft ausgehen wird, wäre fahrlässig.