Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Schöne Bescherung für die Uni
Zum 50. Geburtstag bringen Ministerpräsident und OB Geschenke mit
(heo/mö) - Eine Stiftungsprofessur „Vernetzte Mobilitätssysteme“an der Universität Ulm finanziert die Stadt Ulm. Mit dieser Überraschung wartete der Ulmer Oberbürgermeister Gunter Czisch beim Festakt zum 50-jährigen Bestehen der Uni auf. Damit solle Ulm für eines der „ganz großen Themen der städtischen Entwicklung“gewappnet werden.
Und auch Ministerpräsident Winfried Kretschmann kam nicht mit leeren Händen nach Ulm: Mit 900 000 Euro werde das Land eine neue Forschungsallianz der Uni Ulm mit der Uni Stuttgart und dem Max-PlanckInstitut für Festkörperforschung fördern. Konkret gehe es um Quantenphysik und etwa die Aufgabe, den menschlichen Stoffwechsel sichtbar zu machen.
Vor 50 Jahren wurde die Universität Ulm mit einem Festakt im Kornhaus gegründet. Zur Geburtsstunde gratulierten damals 400 Menschen, die nicht so recht wussten, wie sich das Baby entwickelt. Die Geburtsanbahnung war nicht gerade unproblematisch. So hatte doch ein paar Jahre zuvor noch Ministerpräsident Kurt Georg Kiesinger getönt, dass Ulm „nie und nimmer“Universitätsstadt werde. Und auch einen Campus gab es (noch) nicht.
Ministerpräsident Kretschmann lobt das Erfolgsmodell der Uni
Nun, ein halbes Jahrhundert später, ist völlig klar, dass aus dem Neugeborenen ein wahrer Prachtkerl geworden ist: Als „Erfolgsmodell“bezeichnete Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) das Geburtstagskind während des Festakts im Ulmer Congress Centrum. Denn die Hochschule mit heute 11 000 Studenten habe sich nicht nur in Forschung und Lehre einen hervorragenden Ruf erarbeitet, sondern sei auch die Keimzelle der „Wissenschaftsstadt“auf dem Eselsberg. Statt 400 wie vor 50 Jahren gratulierten nun fast 1000 Menschen dem gefeierten Jubilar.
Geblieben ist die naturwissenschaftliche Ausrichtung, was der Universitätspräsident Michael Weber als „bemerkenswerten Zustand“bezeichnete, weil es im weiten Umkreis keine universitäre Geisteswissenschaft gebe. Kenntnisse darin würden beispielsweise auch helfen, die Rolle einer der Väter der Ulmer Uni im Nationalsozialismus zu klären. Gründungsrektor Ludwig Heilmeyer spielte im „Dritten Reich“offenbar eine Rolle, die bisher nicht ausreichend beleuchtet wurde, wie Kretschmann betonte. Der Ministerpräsident lobte, dass die Uni Ulm die Rolle des „Vaters der Uni“im Unrechtsstaat nun aufarbeiten wolle. Die Stadt Ulm ehrte Heilmeyer, der bereits 1969 starb, mit der Straße „Heilmeyersteige“, an der sich das größte Studentenwohnheim der Stadt befindet.
Berufung auf die universellen Werte der Wissenschaft
„Die Währung der Wissenschaft ist die Wahrheit“, sagte Kretschmann. In Zeiten, in denen „systematisch gelogen“werde, sei es umso wichtiger, sich auf die universellen Werte der Wissenschaft zu berufen. Denn auch das Streiten über unterschiedliche Auffassungen könne man von Wissenschaftlern lernen.
Dass sich die Ulmer Uni „prächtig“entwickelt hat, stellte Präsident Weber fest. Die nächste Herausforderung sei die Beteiligung an der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder, bei welcher die Universität Ulm, zum Teil mit Partnern, drei Anträge zu Exzellenzclustern in den Bereichen Traumaforschung, Quantentechnologie und Energiespeicherung stellen werde.
Und OB Czisch betonte, wie weitreichend die Uni Ulm in ihrer Wirkung sei: „Was Ulm heute ist, was es an Chancen in den letzten Jahren erhalten und wahrgenommen hat, das verdankt es auch seiner Universität.“Denn ohne die Uni hätte es keine Wissenschaftsstadt gegeben.