Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Ab heute ruhen wieder die Motorsägen
Fällen von Bäumen ist nur in den Wintermonaten erlaubt – Erste Vögel bauen Nester
- Entlang von Straßen in Biberach und Umgebung ist es lichter geworden, im Wolfental liegen Stämme sowie Äste und auch in der Ziegelhausstraße fehlen fünf Bäume: Mitarbeiter der Stadtverwaltung und des Landratsamts Biberach haben in den vergangenen Wochen Bäume gefällt oder zurückgeschnitten. Bis gestern dauerten die Arbeiten an. Heute ist Schluss damit, damit Vögel ungestört brüten können.
Von Anfang Oktober bis Ende Februar dürfen Hecken, Bäume oder Gebüsche in der freien Landschaft gerodet oder abgeschnitten werden. Das restliche Jahr über ist dies verboten, so schreibt es das Bundesnaturschutzgesetz vor. Ausnahmen sind nur in ganz bestimmten Fällen möglich, für die man sich beim Landratsamt als untere Naturschutzbehörde eine Genehmigung holen muss. „Baumpflegearbeiten werden in den Wintermonaten gemacht, weil dies die Zeit der Saftruhe ist und eine Vogelbrut ausgeschlossen werden kann“, sagt der Leiter des Kreisforstamts, Georg Jehle.
Sägen ist im Winter leichter
Bei der Saftruhe ist das Holz trockener als im Sommer, was das Zerkleinern und Sägen wesentlich erleichtert. Darüber hinaus ist der Waldboden in den Wintermonaten zum Teil gefroren: „Die schweren Maschinen hinterlassen so weniger Fahrspuren.“Seine Kollegen vom Straßenbauamt seien seit November am Werk gewesen, um auf die Straße ragende Äste zurückzuschneiden oder Bäume, die auf die Fahrbahn zu fallen drohen, zu roden. Auch Mitarbeiter der Stadt sind in den vergangenen Wochen mit Baum- beziehungsweise Grünpflegemaßnahmen beschäftigt gewesen.
So sind zum Beispiel entlang der B 312 im städtischen Burrenwald aufgrund der Verkehrssicherheit Bäume zurückgeschnitten oder gefällt worden. In der Ziegelhausstraße mussten ebenfalls fünf Bäume weichen. „Sie wurden falsch gepflanzt und sind nicht mehr gewachsen“, erläutert Andrea Appel, Sprecherin der Stadtverwaltung Biberach. Demnächst sollen dort in einem neuen Boden fünf neue Bäume gepflanzt werden.
Auch im Wolfental liegt ein Haufen an Ästen und Baumstämmen. „Hier mussten wir aufgrund des Eschentriebsterbens aktiv werden“, so die Stadtsprecherin. Beim Eschentriebsterben befällt ein Pilz den Baum und bringt infolgedessen oft den gesamten Trieb oberhalb der Infektionsstelle zum Absterben. „Das sind aber nur Teilaspekte. Der Großteil der Arbeiten erfolgte aufgrund der Verkehrssicherheit“, sagt Appel. Gesamt betrachtet, seien in diesem Winter nicht mehr Bäume gefällt beziehungsweise zurückgeschnitten worden als in den Vorjahren.
Bis Ende September werden die Motorsägen jetzt ruhen. Das gilt übrigens auch für den heimischen Garten. „Wer zum Beispiel eine Fichte in seinem Garten fällen möchte, braucht ab sofort eine Ausnahmegenehmigung vom Landratsamt“, erklärt Martin Rösler, Vorsitzender des Nabu Biberach. Denn die Natur erwacht jetzt wieder zum Leben. So hat er beispielsweise schon die ersten Amseln gesichtet, die in ihrem auffallend orangefarbenen Schnabel kleines Gehölz für den Nestbau trugen. Beim gestrigen Schmuddelwetter war es kaum zu glauben, aber der Frühling naht mit großen Schritten.