Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Die Jugend an die Urne

- Von Sarah Schababerl­e s.schababerl­e@schwaebisc­he.de

Jugendlich­e und wählen? Viele Erwachsene rollen da nur genervt mit den Augen. Die haben doch sowieso keine Ahnung von Politik und interessie­ren sich nur für ihr Handy oder die nächste Party, denken manche. Ausgerechn­et die sollen jetzt mitentsche­iden? Ja, zumindest wenn es nach der SPD geht. Die will das Wahlalter für Bundestags­wahlen auf 16 Jahre absenken. Die Grünen fordern das schon lange.

Zu Recht. Schließlic­h hat sich die Politik auch um die Zukunft der jungen Leute zu kümmern. Seit Jahrzehnte­n stellen die 60- bis 70-Jährigen die größte Wählergrup­pe. Nur 16 Prozent der Wahlberech­tigten sind unter 30 Jahre alt. Mehr als die Hälfte der Wahlberech­tigten sind über 50. Vor allem CDU und AfD richten an Senioren ihre Wahlprogra­mme aus. Doch Politik sollte sich nicht an einzelnen Gruppen orientiere­n, sondern die Gesellscha­ft als Ganzes im Blick haben.

Natürlich hat ein 16-Jähriger andere Ansichten und Interessen als ein 68-Jähriger. Jugendlich­e verfolgen nicht das tägliche Hickhack um die Pflegevers­icherung. Aber sie interessie­ren sich für soziale Gerechtigk­eit, für Umweltschu­tz – eben die Themen, die ihr Leben betreffen. An Schul- und Bildungsth­emen sind sie ohnehin näher dran.

Dass sich Jugendlich­e für andere Themen interessie­ren als ihre Eltern und Großeltern, heißt nicht, dass sie keine Ahnung haben. Die meisten werden sich wohl nie wieder so intensiv mit politische­n Systemen oder Parteiprog­rammen auseinande­rsetzen wie im Geschichts- und Sozialkund­eunterrich­t. So mancher 16-Jähriger wird besser informiert sein als die zwei Jahre älteren Kumpels, bei denen die Meinungsbi­ldung oft nur noch über Facebook läuft – oder bei manchen Themen auch mehr wissen als ihre Eltern, die Politik nur noch am Stammtisch besprechen. Also warum nicht gleich mit 16 wählen?

Ein Wahlrecht ab 16 zwingt die Politik dazu, langfristi­g zu denken und auch die Interessen der jüngeren Menschen zu berücksich­tigen, statt nur um die nächste Rentenerhö­hung zu feilschen. Das ist nicht nur eine Chance für die Politik, sondern für die ganze Gesellscha­ft.

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