Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Noch keine Anklage nach Mord in Asia-Restaurant
Vor einem Jahr wurde eine 53-Jährige in Backnang getötet – Zwei Verdächtige sitzen seit November in Haft
- Ein Jahr nach dem grausamen Mord an der 53-jährigen Besitzerin eines Chinarestaurants in Backnang (Rems-Murr-Kreis) sitzen zwei Verdächtige in Untersuchungshaft. Ob und wann die Staatsanwaltschaft Stuttgart sie wegen der Bluttat anklagt, ist aber noch offen.
Am 4. März fand eine Mitarbeiterin der „Asia-Perle“ihre Chefin blutüberströmt im WC des Restaurants. Die Polizei setzte die Sonderkommission „Asia-Perle“(Soko) ein. 40 Beamte ermittelten, vernahmen mehr als 400 Zeugen, werteten allein elf Millionen Fotodateien und seitenlange Protokolle chinesischer Chatkonversationen aus. Zunächst vermuteten die Ermittler Verbindungen in die Heimat des Opfers. Die Frau stammte aus China und lebte seit 1996 in Deutschland.
Doch alle Bemühungen blieben zunächst erfolglos. Ende Juni löste die Polizei die Soko auf und verkleinerte das Ermittlerteam deutlich. Auch eine eigens geschaltete Webseite für anonym eingehende Hinweise zu der Tat brachten keine aussichtsreichen Spuren. Im Herbst setzten die Angehörigen der Toten und die Behörden sogar eine Belohnung von 10 000 Euro aus, um Zeugen zu finden.
Den mutmaßlichen Durchbruch brachte Mitte November ein Abgleich von DNA-Spuren, die Experten am Tatort gesichert hatten. Eine internationale Datenbank spuckte einen Treffer aus: Die DNA stammt demnach von einem 42-jährigen Rumänen, der im Rems-Murr-Kreis wohnt. Als die Backnanger Polizei auf ihn aufmerksam wurde, saß er bereits in Deutschland in Untersuchungshaft – er soll zuvor einen Diebstahl begangen haben. Der Verdächtige soll einen 45-jährigen Komplizen haben, der ebenfalls aus Rumänien stammt und seit 2013 in Deutschland lebt. Ob die Polizei von einem Raubmord ausgeht oder von einem anderen Tatmotiv, teilte sie aus ermittlungstaktischen Gründen nicht mit. Der Abgleich der DNA habe deswegen so lange gedauert, weil sehr viele Spuren am Tatort gesichert worden seien: Diese seien aufwendig aufbereitet und allein mit 200 Personen aus dem Umfeld der Toten abgeglichen worden.
„Wir halten die beiden Männer für dringend tatverdächtig“, erklärte Jan Holzner, Pressesprecher der Stuttgarter Staatsanwaltschaft am Freitag. Dennoch sei noch keine Anklage erhoben worden. Ob die Männer sich zu den Vorwürfen geäußert haben, wollte er nicht sagen.
Allerdings drängt die Zeit, denn die Verdächtigen sitzen bereits seit knapp vier Monaten in Untersuchungshaft. Diese soll nur in schwerwiegenden Ausnahmefällen länger als sechs Monate dauern – inklusive einem möglichen Prozess.