Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Zur Person Aufsteiger
Der parteilose Bürgermeister
in Gaggenau hat sich mit der Absage eines Auftritts des türkischen Justizministers schlagartig ins Licht internationaler Politik gestellt. „Das ist mit Abstand das Gravierendste, das ich je in meiner kommunalpolitischen Laufbahn erlebt habe“, sagt der 54-Jährige.
Seine sechs Kinder seien zwar schon aus dem Haus. Aber seine Frau habe doch Angst bekommen, als sich Pfeiffer am Freitag noch mit einer Bombendrohung im Rathaus konfrontiert sah. Knapp vier Stunden lang war der 30 000-Einwohner-Ort im Badischen in Alarmstimmung. „Das Ganze ist natürlich für eine Kleinstadt eine enorme Dimension“, sagte Pfeiffer. „Ich bin hier eigentlich nur der zweite Mann“, erklärte der Diplom-Verwaltungswirt. Oberbürgermeister Christof Florus (parteilos) sei im Urlaub gewesen. Handeln musste deshalb Pfeiffer. Dass seine Entscheidung einmal das ohnehin gespannte deutsch-türkische Verhältnis noch weiter belasten könnte, hätte er sich nicht träumen lassen. Er stehe ganz klar für das demokratische Recht auf Versammlungsfreiheit für alle Bürger. Aber die Veranstaltung mit dem Minister Bozdag habe aus Platz- und Sicherheitsgründen abgesagt werden müssen. Die Halle ist laut Gemeinderat für maximal 500 Plätze ausgelegt.
Als Leiter der Abteilung Tiefbau, Umwelt und Verkehr bei der Stadt Bühl hatte sich Pfeiffer 2015 der Bürgermeisterwahl in Gaggenau gestellt. Er besiegte die Amtsinhaberin Brigitte Schäuble, Schwägerin des Bundesfinanzministers Wolfgang Schäuble (beide CDU). Bürger und Kommunalpolitiker loben den Bürgermeister für seine Überparteilichkeit und sein ausgleichendes Wesen. Der für acht Jahre gewählte Amtsinhaber will nun wieder unaufgeregt dem Kommunalgeschäft nachgehen. „Ich gehe nicht davon aus, dass ich so etwas noch einmal erlebe“, sagte er. (dpa)