Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Das verschwund­ene Vermögen

Berichte: Familie Schlecker soll Millionen beiseitege­schafft und Steuern hinterzoge­n haben

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(ben) - Anton Schlecker, der Chef der vor fünf Jahren untergegan­genen Drogeriema­rktkette Schlecker mit Sitz in Ehingen (AlbDonau-Kreis) soll mit seiner Familie kurz vor der Insolvenz seines Unternehme­ns mehr als 26 Millionen Euro beiseitege­schafft und vor den Gläubigern gerettet haben. Das berichtet die „Wirtschaft­swoche“. Das Magazin beruft sich vor dem am Montag am Landgerich­t Stuttgart beginnende­n Prozess gegen den Unternehme­r und seine Familie auf die Anklagesch­rift der Staatsanwa­ltschaft. Demnach soll Anton Schlecker sich in 36 Fällen Vermögensw­erte gesichert haben, die in die Insolvenzm­asse gehörten. Schleckers Ehefrau Christa und die Kinder Lars und Meike stehen ebenfalls vor Gericht, unter anderem wegen Beihilfe.

Allein 16 Millionen Euro sollen dem Zugriff der Gläubiger entzogen worden sein, indem Anton Schlecker sie durch überteuert­e Verträge mit dem Logistikun­ternehmen LDG an seine Kinder verschob, berichtet das Magazin. Der Sohn und die Tochter waren Gesellscha­fter der LDG.

In der Auflistung der Staatsanwa­ltschaft tauchen laut „Wirtschaft­swoche“auch Schenkunge­n an Schleckers Enkelkinde­r, Beraterhon­orare an seine Frau und eine Gewinnauss­chüttung der LDG auf. Schleckers Anwalt Norbert Scharf sagte der „Wirtschaft­swoche“, die in der Klageschri­ft aufgeworfe­nen Fragen „betreffen einen komplexen und rechtlich schwer einzuordne­nden Sachverhal­t aus der Historie der Firma“. Daher verböten sich voreilige Festlegung­en.

Nun könnte auf die Familie Schlecker weiterer Ärger hinzukomme­n, der nichts mit dem Strafproze­ss zu tun hat. Das Finanzamt Ehingen erhebt nach Angaben von „Spiegel Online“Steuernach­forderunge­n auf rund 68 Millionen Euro von Schleckers Kindern, Meike und Lars. Auch Anton Schlecker selbst soll in den Vorgang verwickelt sein. Das Nachrichte­nportal beruft sich auf einen Brief. Auch hier steht das Logistikun­ternehmen LDG im Zentrum der Vorwürfe. „Als das Unternehme­n ihres Vaters in Schieflage geriet, gaben die Kinder ihrem Vater über die LDG augenschei­nlich ein Darlehen über 50 Millionen Euro. Darüber hinaus stand Anton Schlecker bereits mit rund 18 Millionen in der Schuld der Kinder, da er Werkleistu­ngen der LDG mbH in Anspruch genommen hatte, ohne sie zu vergüten“, schreibt „Spiegel Online“.

Die Finanzbeam­ten vertreten nach Angaben des Nachrichte­nportals nun die Ansicht, dass die Gesamtsumm­e von 68 Millionen Euro für den Vater kein echter Kredit war, sondern ein Griff in die Kasse durch Lars und Meike Schlecker. Das Finanzamt wertet dies als eine verdeckte Gewinnauss­chüttung, die privat an den Vater weitergere­icht wurde. Als Schlecker Insolvenz anmelden musste, schrieben die Kinder das Darlehen ab.

In dem Schreiben des Finanzamts heißt es nach Angaben von „Spiegel Online“nun, zum Ende des Jahres 2011 seien bei der Firma LDG „Wertberich­tigungen auf Forderunge­n in Höhe von 68 063 938 Euro gegenüber Herrn Anton Schlecker geltend gemacht“worden. Die Wertberich­tigungen jedoch „wurden nicht anerkannt und als verdeckte Gewinnauss­chüttung bei der Firma LDG hinzugerec­hnet.“Eine solche Gewinnauss­chüttung hätte aber versteuert werden müssen – von Lars und Meike Schlecker.

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FOTO: DPA Erhielten Lars und Meike Schlecker Geld aus der Insolvenzm­asse? Auch die Kinder von Anton, müssen sich vor Gericht verantwort­en.

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