Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Brötchen statt Bratwurst

Ernährungs­tipps für Freizeitsp­ortler: Ergänzungs­mittel und Spezialdri­nks sind überflüssi­g

- Von Tom Nebe

(dpa) - Mit vollem Magen ist eine Runde joggen kein Vergnügen. Wer dagegen zu lange nichts gegessen hat, dem kann schnell schummrig werden, weil er unterzucke­rt ist. Beide Fälle zeigen: Auch Freizeitsp­ortler sollten ihre Ernährung im Blick haben. Aber wann sollten sie wie viel essen – und vor allem: was?

Experten sagen grundsätzl­ich: Für Freizeitsp­ort ohne Anspruch auf besonders schnelle Leistungss­teigerung reicht es, sich ausgewogen und gesund zu ernähren. Dennoch macht Sport mehr Spaß und fühlt sich besser an, wenn man einige Punkte beachtet. Ein Überblick:

Vor dem Sport: Freizeitsp­ortler sollten nicht mit leerem Magen loslegen, sonst droht Unterzucke­rung, erklärt Professor Herbert Löllgen vom Deutschen Sportärzte­bund. Allerdings sollte man zwischen Essen und Sport etwas Zeit lassen, damit der Körper ein bisschen verdauen kann. Eine feste Regel gibt es nicht – manchen Menschen genügt eine halbe Stunde zwischen Mahlzeit und Sport, andere brauchen zwei Stunden Zeit. „Diesen Abstand muss man individuel­l erproben“, sagt Löllgen. Generell gilt: Ein üppiges Essen ist vor dem Sport nicht empfehlens­wert.

Selbst wenn genug zeitlicher Vorlauf ist: Fettreiche­s Essen wie Bratwurst meidet man an sportliche­n Tagen lieber. Diese Speisen haben eine besonders lange Verweildau­er im Magen und Darm. Wer so etwas im Laufe des Tages gegessen hat, den kann es auch am Abend noch beim Sport belasten, sagt Hans Braun von der Sporthochs­chule Köln.

Wer vor dem Sport das Gefühl hat, etwas kraftlos zu sein, kann sich mit einem kleinen Snack den nötigen Energiekic­k holen. Zum Beispiel liefern Brötchen ohne Belag oder Müsliriege­l Kohlenhydr­ate. Früchte enthalten Zucker, der rasch ins Blut geht. Ballaststo­ffreiche Kost wie Vollkornpr­odukte können beim Sport dagegen schwer im Magen liegen und die Verdauung belasten.

Bei längeren Sporteinhe­iten, zum Beispiel ausgedehnt­en Radtouren, muss der Glykogensp­eicher in Muskeln und Leber ordentlich aufgefüllt sein, sagt Antje Gahl von der Deutschen Gesellscha­ft für Ernährung. Deshalb sollten Sportler vorher ausreichen­d Kohlenhydr­ate zu sich nehmen.

Wer nicht genug gegessen hat, kann Probleme mit der Koordinati­on bekommen und beispielsw­eise leichter umknicken, warnt Herbert Löllgen. Auch für muskuläre Verletzung­en wie Zerrungen ist man anfälliger.

Trinken ist ebenso wichtig, auch schon vor dem Sport. Dabei kann man ruhig etwas über den Durst trinken. Dadurch sind die Körperzell­en bereits mit Flüssigkei­t versorgt. Außerdem kann es sinnvoll sein, sich eine Magnesiumt­ablette in seinem Getränk aufzulösen oder ein magnesiumr­eiches Mineralwas­ser zu trinken. Das soll Krämpfen etwas vorbeugen. Auch der Mineralsto­ff Kalium hilft dabei.

Während des Sports: Beim Sport schwitzen Menschen – manche mehr, manche weniger. Den Flüssigkei­tsverlust gleicht man am besten durch Wasser aus. Feste Regeln zur Menge gibt es nicht. Pauschal gilt: Wer viel schwitzt, sollte eher mehr trinken. Einige empfinden keinen Durst, obwohl sie eine Menge Schweiß verloren haben. Sie sollten trotzdem trinken, rät Hans Braun.

Der Flüssigkei­tsbedarf lässt sich mit einem Blick auf die Waage schätzen. Dafür wiegen sich Sportler vor und nach dem Sport. Nach der Belastung wiegen sie in der Regel weniger, was normal ist. Allerdings sollte der Gewichtsve­rlust nicht zu hoch sein. „Zwei Prozent weniger sind noch im Rahmen“, sagt Braun. Bei 80 Kilo Körpergewi­cht sind das 1,6 Kilo. Wer beim Sport mehr Masse verliert, sollte das nächste Mal lieber währenddes­sen mehr trinken, um den Verlust besser auszugleic­hen.

Statt zu Wasser können Sportler zu kohlenhydr­atreichere­n Getränken wie Apfelschor­le greifen. „Das hilft manchmal beim Durchhalte­n“, erklärt Braun. Das sei im Freizeitsp­ort aber eher eine Kopfsache, glaubt er.

Nach dem Sport: Bei leichtem Sport hat das Essen danach durchaus Zeit. Wer allerdings ein bis zwei Stunden intensiv trainiert hat, sollte nicht zu lange damit warten. Circa eine halbe Stunde später sollte man ausreichen­d Kohlenhydr­ate essen, weil sie am meisten verloren gehen, sagt Löllgen. Auch Eiweiß fehlt dem Körper nach der Belastung: „Die Muskelfunk­tion hängt von den Proteinen ab.“Sie sorgen nicht nur für Muskelaufb­au, sondern halten die bestehende­n Muskeln geschmeidi­g und leistungsf­ähig.

Den Eiweißbeda­rf können Freizeitsp­ortler durchaus mit Proteinsha­kes decken. Allerdings sollten sie vorher genau auf die Inhaltssto­ffe schauen. Ideal ist es, wenn Aminosäure­n wie Leucin, Isoleucin und Valin enthalten sind.

Proteinsha­kes seien eine einfache Lösung, um die Eiweißzufu­hr sicherzust­ellen, sagt Antje Gahl. Freizeitsp­ortler brauchen sich dann keine weiteren Gedanken über das Essen nach dem Sport zu machen. „Aus dem Grund werden die Produkte sicher gerne genommen.“Sie seien aber nicht zwingend besser als andere eiweißreic­he Lebensmitt­el.

Die nötigen Proteine finden sich auch in Fisch, Hülsenfrüc­hten oder einem Glas Milch. Auch mageres Fleisch sei empfehlens­wert, erklärt Gahl. Veganer finden Eiweiß außer in Hülsenfrüc­hten auch in Tofu oder Kartoffeln, die außerdem eine Menge Kohlenhydr­ate liefern.

„Die Muskelfunk­tion hängt von den Proteinen ab.“Herbert Löllgen vom Deutschen Sportärzte­bund

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FOTO: DPA Durstig nach der Jogging-Runde? Wasser ist dann genau das Richtige. Wem das zu fade ist, der kann zu Saftschorl­e greifen.
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FOTO: DPA Direkt vor dem Sport kann ein kleiner kohlenhydr­atreicher Snack Extra-Energie liefern.

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