Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Luther kommt ins Fernsehen

TV-Sender planen zahlreiche Programmsc­hwerpunkte zur Reformatio­n

- Von Christoph Arens

MAINZ (KNA) - Luther wollte eine Reform der Kirche. Doch seine Thesen gewannen eine Dynamik, die zur Spaltung führten. Mit Ursachen und Auswirkung­en der Reformatio­n befassen sich die TV-Sender mit mehreren Programmsc­hwerpunkte­n.

„Die Reformatio­n hat eine zentrale Bedeutung für die europäisch­e Freiheitsg­eschichte“, begründete ZDF-Intendant Thomas Bellut die Pläne. „Wenn wir nach den Grundlagen unserer Demokratie wie Gewissensu­nd Glaubensfr­eiheit fragen, dann begegnen wir auch jenem Mönch, der sich vor den damaligen staatliche­n und kirchliche­n Autoritäte­n auf sein Gewissen und seinen Glauben berufen hat.“

Der Schwerpunk­t der Sendungen liegt im Herbst. Den Auftakt macht das ZDF allerdings bereits an Ostern mit der dreiteilig­en Dokumentat­ion „Der große Anfang – 500 Jahre Reformatio­n“. Moderator Harald Lesch will zeigen, wie die Reformatio­n die Welt bis heute prägt, so der Sender.

„Tatort“-Kommissar als Reformator

Die Dokumentat­ionsreihe startet am Karfreitag (19.30 Uhr) unter dem Titel „Der Funke“mit einer Reise über die Alpen. Lesch macht wie Luther 1510 Station in Florenz und beschreibt das Zeitalter des Humanismus, in dem Künstler wie Michelange­lo oder Raffael ein neues Bild vom Menschen prägten.

Im zweiten Teil „Die Explosion“folgt Lesch am Ostersonnt­ag der Spur des Geldes. Zu Luthers Zeiten wuchs der Einfluss der großen frühkapita­listischen Handelsges­ellschafte­n; das Bankenwese­n bildete sich heraus. Auch die Päpste mischten kräftig mit. Zugleich häufte sich sozialer Zündstoff an: Bauern und Städte wehrten sich gegen die Aushöhlung alter Rechte. Die aufständis­chen Bauern beriefen sich auf Luthers Idee, dass jeder selbst die Bibel lesen soll.

Im dritten Teil unter dem Titel „Das Feuer“wendet sich Lesch am Ostermonta­g den religiösen Folgen der Reformatio­n zu. Die westliche Kirche spaltete sich. Deutsche Landesherr­en, aber auch der englische König Heinrich VIII., nutzten die religiösen Konflikte zur Festigung ihrer Macht. Die historisch­en Ereignisse der Reformatio­nszeit sind auch der Stoff für einen fiktionale­n Zweiteiler unter dem Arbeitstit­el „Himmel und Hölle“, den das ZDF für Herbst plant. Im Zentrum steht der Konflikt zwischen Luther und radikalere­n Anhängern der Reformatio­n wie Thomas Müntzer. Reformatio­n gegen Revolution. Müntzer wird hingericht­et.

Der Zweiteiler ist prominent besetzt: Den Luther spielt der auch als Tatort-Kommissar aus Saarbrücke­n bekannte Maximilian Brückner. Der Mainzer Erzbischof Albrecht wird von Joachim Krol verkörpert, Christoph Maria Herbst stellt Lucas Cranach dar.

Luthers Auftritt auf dem Reichstag in Worms 1521 steht im Zentrum eines weiteren 90-minütigen Dokudramas, das der Sender unter dem vorläufige­n Titel „Zehn Tage im April“ebenfalls im Herbst zeigen will. Der Mönch aus Wittenberg widersteht Kaiser Karl V. ins Angesicht.

Als musikalisc­hes Highlight überträgt das ZDF am Reformatio­nstag (31. Oktober) ab 22.15 Uhr „Luther – Das Projekt der 1000 Stimmen“. Herzstück der Unterhaltu­ngsshow ist ein Chor mit 4.000 Sängerinne­n und Sängern. Das Musikproje­kt über das Leben von Martin Luther stammt aus der Feder von Michael Kunze (Librettist) und Dieter Falk (Komponist). Über 10 000 Besucher werden in Berlin erwartet.

7,3 Millionen sehen „Katharina Luther“

Auch der Kulturkana­l arte macht die Reformatio­n ab Sommer immer wieder zum Thema. Am 24. Juni steht eine zweiteilig­e Dokumentat­ion über „Zeitenwend­e – Die Renaissanc­e“auf dem Programm. Für Juli oder August ist eine Dokumentat­ion zu „Luthers Gesängen“geplant. Am 14. Oktober befasst sich ein Doku-Drama mit Johannes Gutenberg. Ohne seine Erfindung des Buchdrucks hätten sich die Ideen der Reformatio­n nicht so schnell verbreitet.

Der Ereigniska­nal Phoenix will das Reformatio­nsjubiläum ganzjährig mit thematisch­en Dokumentat­ionen begleiten. Unter anderem am Ostersonnt­ag (16. April) präsentier­t er „Mitteldeut­schland von oben – Das Lutherland“.

Die ARD-Anstalten planen auch spezielle Inhalte zum Reformatio­nsgedenkja­hr. Zuletzt sahen 7,3 Millionen Zuschauer im Ersten den Fernsehfil­m „Katharina Luther“. Im Anschluss wurde die Dokumentat­ion „Luther und die Frauen“gezeigt. Weitere Sendungen seien geplant, Details konnte die ARD auf Anfragen noch nicht nennen.

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FOTO: HARDY BRACKMANN Maximilian Brückner spielt Martin Luther. Hier eine Szene, in der er gerade über der Übersetzun­g des Neuen Testaments brütet.

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