Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„Eine Straffung der Entscheidungswege“
Theatersommer: Gudrun Vogel über Neuerungen und warum kein Verein gegründet wird
- Der Theatersommer 2017 kommt: Der Gemeinderat hat einer Wiederauflage des Theatersommers endgültig grünes Licht gegeben. Im Juli sind sechs Aufführungen geplant. Wie die Organisationsstruktur geändert wurde, warum es keine neue Szene gibt und warum trotzdem viele Besucher kommen werden – dies erläutert Gudrun Vogel, eine der Hautpverantwortlichen, im SZ-Interview mit Bruno Jungwirth.
Der Theatersommer 2017 kommt, allerdings in einer veränderten Organisation. Die Ehrenamtlichen haben deutlich mehr Verantwortung. Was genau wird sich ändern?
Ulrich Hirsch ist zusammen mit Ralf Wenzel vom Lindenhof-Theater für Aufbau und Technik zuständig. Ich habe die Verantwortung für Budget, Organisation, Werbung; Koordination. Beiden Verantwortlichen steht es frei, sich weitere ehrenamtliche Helfer an die Seite zu holen. Die Stadt ist da in Verantwortung, wo es nicht anders geht, zum Beispiel bei der Verkehrsregelung. Eine wesentliche Erleichterung ist die Straffung der Entscheidungswege, innerhalb des Budgets kann eigenverantwortlich gehandelt werden.
Haben Sie keine Bedenken, ob der Verantwortung, die Sie nun tragen?
Ich habe 19 Jahre lang erfolgreich mein Unternehmen mit neun Mitarbeitern geleitet; ich sehe kein Problem darin, mit dem eingeplanten Budget auszukommen. Für das Wetter kann ich mich nicht verantwortlich zeichnen. Hier würde im äußersten Notfall aber der Kooperationsvertrag mit Melchingen greifen. Vertraglich vorgesehen ist der Einsatz von jeweils 15 000 Euro pro Jahr, diese Summe müsste dann für den Ausgleich eines eventuellen Verlusts herangezogen werden. Ich hoffe aber der Himmel zeigt sich einsichtig.
Warum wurde diese Organisationsvariante gewählt?
Vorbedingung der Stadtverwaltung für die Wiederaufführung des Stücks war deren weitgehende Entlastung und eine geringe Inanspruchnahme des Zeitbudgets der City-Managerin.
Sie und Herr Hirsch sind nun die Köpfe des Theatersommers. Sie sind allerdings nicht durch einen Verein oder ein Gremium legitimiert. Können Sie es verstehen, dass es Forderungen nach einer Vereinsgründung gibt?
Nein, ein Verein wird gegründet, um individuelle Interessenlagen bestimmter Bürger umzusetzen. Der Theatersommer ist aus dem Stadtmarketing heraus entstanden, nicht aus der Lust einzelner Bürger am Theaterspielen. Das Ziel war und ist ein Zusammenführen von Menschen und der Versuch, unserer Stadt mit dieser besonderen Form des Theater- Spaziergangs positiv nach außen zu vertreten. Für das Lindenhof-Theater erschließen sich durch den Kooperationsvertrag mit der Stadt Riedlingen Fördermittel. Ohne diese könnte ein so hochwertiges Theater-Projekt gar nicht in Angriff genommen werden.
Es gibt Stimmen im Rat, die den Theatersommer zwar gut heißen, aber darin eine Bevorzugung im Vergleich zu anderen Vereinen sehen. Nicht ganz zu Unrecht, oder?
Die andere Aufgabenstellung verbietet einen Vergleich mit der Vereinsförderung. Es ist meines Erachtens nicht Zeit gemäß zu erwarten, dass alle kulturellen Bedürfnisse durch Vereine abgedeckt werden können.
Im Vorfeld war immer wieder davon die Rede, dass die eine oder andere Szene zu Gunsten einer Reformationsszene
ausgetauscht werden könnte. Das wird nun wohl nicht kommen. Warum nicht? Aus Zeit und Kostengründen. Der Autor, Peter Renz, hätte problemlos die Möglichkeit gehabt, eine neue Szene zu schreiben, er hat genug Material gesammelt. In der Folge müsste aber die gesamte Logistik geändert werden, es bedürfte vermehrter Proben, damit erhöhter Aufwand für Schauspieler und Regisseure. Johannes Zwick wird aber an geeigneter Stelle auftauchen.
Sind kleinere Veränderungen geplant?
Ja, vor Beginn der Vorstellung wird das Stadttor geschlossen bleiben. Auf dem Steinbruch-Parkplatz wird sich allerlei „fahrendes Volk“einfinden. Wir suchen noch Quacksalber, Kräuterfrauen, Verkäufer aller Art, Jongleure, Musiker ... . Vielleicht gibt es zwischendurch noch kleinere Episoden, das wird sich entwickeln.
Aber wenn das Stück im Großen und Ganzen gleich bleibt – wieso glauben Sie, dass dennoch viele Besucher kommen?
Ein gutes Stück kann man nicht oft genug sehen! Im Ernst, es haben sehr viele Leute keine Karten mehr bekommen, auch im weiteren Umland wurde der Bedarf nicht befriedigt. Außerdem geht es eben auch darum, die Stadt nach außen bekannt zu machen. Das wird auch in diesem Jahr noch einmal gelingen.
Sind die Vorarbeiten schon angelaufen, sind die Schauspieler schon am Proben?
Die ersten eigenständigen Proben starten ab Mitte März, ab 3. Mai sind dann die Regisseure jeweils mittwochs und samstags wieder vor Ort, bis dahin sollte das Ganze schon wieder ziemlich sitzen.
Und wer wird die Rolle des Revolutionärs Thaddäus Miller spielen, da Role Uhl sie nicht übernimmt?
Auch diese Frage wird sich im Lauf der nächsten Zeit klären, Roland Uhl wird erst mal mit seiner RevolutionsTruppe proben. Übrigens gilt nach wie vor: Wir sind keine geschlossene Gesellschaft, Mitmacher jeglicher Art sind nach wie vor herzlich willkommen.