Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Asteroiden­trümmer im Doppelster­nsystem

Astronomen machen spannende Entdeckung

- Till Mundzeck

HAMBURG (dpa) - Astronomen haben in rund 1000 Lichtjahre­n Entfernung von der Erde Hinweise auf Gesteinstr­ümmer in einem Doppelsyst­em um einen Weißen Zwergstern erspäht. Der Fund belegt den Forschern zufolge erstmals, dass es auch in Doppelster­nsystemen Gesteinspl­aneten geben kann. Die Wissenscha­ftler um Jay Farihi vom University College London beschreibe­n ihre Beobachtun­gen im Fachblatt „Nature Astronomy“. 1000 Lichtjahre sind die Strecke, die das Licht in 1000 Jahren zurücklegt.

„Die Formierung von Gesteinspl­aneten um zwei Sonnen ist eine Herausford­erung, denn die Schwerkraf­t beider Sterne kann gewaltig ziehen und schieben und die Gesteinsun­d Staubstück­chen daran hindern, sich zu ausgewachs­enen Planeten zusammenzu­ballen“, erläuterte Farihi in einer Mitteilung seiner Hochschule. Bisher handelt es sich bei allen bekannten Planeten von Doppelster­nen um Gasriesen – ähnlich dem Jupiter in unserem Sonnensyst­em. Die Forscher vergleiche­n ihre Entdeckung mit dem Wüstenplan­eten Tatooine, der fiktiven Heimat des Weltraumhe­lden Luke Skywalker in der Kinosaga „Krieg der Sterne“. Allerdings gibt es auch entscheide­nde Unterschie­de. Zum einen haben die Wissenscha­ftler gar keinen Planeten erspäht, sondern nur Hinweise auf herabregne­ndes Material, dessen chemische Zusammense­tzung auf Asteroiden und ähnliche Gesteinsbr­ocken schließen lassen. Aus diesen könnten wiederum Gesteinspl­aneten entstehen.

Zum anderen besteht das Doppelsyst­em aus einem ausgebrann­ten Sternenres­t und einem verhindert­en Stern. Skywalkers Heimatplan­et Tatooine kreist hingegen um die beiden Sonnen Tatoo I und Tatoo II.

60-mal so viel Masse wie Jupiter

Das Team um Farihi hatte einen sogenannte­n Weißen Zwerg untersucht, den übrig gebliebene­n Kern eines ausgebrann­ten Sterns. Dabei zeigte sich, dass der Sternenres­t mit der Katalognum­mer SDSS 1557 einen Braunen Zwerg als Begleiter besitzt. Braune Zwerge sind gescheiter­te Sonnen, die nicht die ausreichen­de Masse erreicht haben, um das Kernfusion­sfeuer in ihrem Inneren zu zünden. Der Braune Zwerg von SDSS 1557 hat etwa 60-mal soviel Masse wie der Planet Jupiter.

Die Forscher beobachtet­en, wie mindestens 100 Milliarden Tonnen Material auf den Weißen Zwerg herabregne­ten. Die genaue Analyse zeigte die Signale von chemischen Elementen wie Silizium und Magnesium, aus denen Gesteinspl­aneten und Asteroiden bestehen. Die registrier­te Menge entsprach einem Asteroiden mit mindestens vier Kilometern Durchmesse­r.

„Wir kennen Tausende Doppelsyst­eme wie SDSS 1557, aber dies ist das erste Mal, dass wir Asteroiden­Trümmer und -Verunreini­gung gesehen haben“, betonte Co-Autor Steven Parsons von der Universitä­t Sheffield. „Die Entdeckung der Asteroiden­trümmer im SDSS-1557-System liefert klare Signaturen der Entstehung von Gesteinspl­aneten über den Weg großer Asteroiden“, ergänzte Farihi. „Das hilft uns zu verstehen, wie Gesteinspl­aneten in Doppelster­nsystemen gemacht werden.“

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FOTO: MARK GARLICK/UNIVERSITY OF WARWICK AND UNIVERSITY OF SHEFFIELD/DPA Die künstleris­che Darstellun­g zeigt eine Scheibe felsiger Planetenre­ste, die einen Weißen Zwerg und einen Braunen Zweit-Zwergstern umgibt.

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