Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Wie viele Jahrmärkte braucht Biberach?
Modehändler Günter Warth entfacht eine alte Diskussion aufs Neue
- Mit seinem Leserbrief hat der Biberacher Modehändler Günter Warth eine alte Debatte neu entfacht: Sind Jahrmärkte in Biberach noch zeitgemäß? Wenn ja, wie viele braucht es davon pro Jahr und könnten sie nicht auch an einem anderen Tag stattfinden als am Mittwoch, weil sie damit auch noch den Wochenmarkt zum Ausweichen zwingen. Die Ansichten dazu liegen naturgemäß zum Teil weit auseinander.
Es war der Fastenmarkt an Aschermittwoch, der bei Warth das Fass zum Überlaufen brachte. „Ich habe mal wieder live erlebt, wie die Biberacher an solchen Tagen der Innenstadt fernbleiben“, schildert er im Gespräch mit der SZ. Das werde ihm auch von umliegenden Gastronomen und weiteren Mitgliedsbetrieben der Werbegemeinschaft Biberach bestätigt, deren Vorstand Warth angehört. „Diese Jahrmärkte tun nichts für den innerstädtischen Handel. Für uns war der vergangene Mittwoch vom Umsatz her schlechter als alle anderen Mittwoche in dieser Jahreszeit“, sagt Warth.
Das Problem dabei sei, dass der Wochenmarkt zugunsten des Jahrmarkts auf den Kirchplatz ausweichen müsse. „Das scheint für manche Kunden ein Anlass zu sein, dass sie gar nicht erst in die Stadt kommen, weil sie die Wochenmarktstände nicht am gewohnten Platz finden.“Dies habe nicht nur negative Folgen für die Wochenmarkthändler: Die Kundschaft komme an solchen Tagen dann auch nicht in die Einzelhandelsgeschäfte, so Warth. Sein Vorschlag sei deshalb, zu prüfen, ob die vier Jahrmärkte in Biberach nicht an anderen Wochentagen stattfinden kön- nen. Ein solcher Vorstoß ist allerdings 2013 schon einmal gescheitert.
Falls das nicht gehe, empfehle er eine Beschränkung auf zwei Jahrmärkte pro Jahr: den Michaeli- und den Martinimarkt. „Ich weiß, dass ich mich damit nicht bei allen beliebt mache“, sagt Warth. Die Jahrmarkthändler seien gut vernetzt und verfügten über eine gute Lobby.
„80 Prozent braucht es nicht“
Scharfe Kritik übt Warth auch am Sortiment der Jahrmärkte: „80 Prozent der Stände braucht es eigentlich nicht. Dort werden Dinge verkauft, die es im Zeitalter der Discounter ganzjährig zum Teil an Wühltischen gibt.“Sicherlich gebe es auch sinnvolle Stände, ein Großteil sei seiner Meinung nach aber nicht mehr zeitgemäß.
Beim Landesverband der Schausteller und Marktkaufleute (LSM) sieht man das anders. „Wir haben es in Biberach regelmäßig mit solchen Störfeuern einiger ortsansässiger Geschäftsleute zu tun, die gegen die Jahrmärkte sind“, sagt Friedrich Binder, Vorsitzender der LSM-Bezirksgruppe Ulm. Die Märkte hätten eine Tradition seit vielen Jahrzehnten. Eine Verlegung vom angestammten Mittwoch auf einen anderen Wochentag komme aus zwei Gründen nicht infrage: „Zum einen sind die Kunden daran gewöhnt, dass an bestimmten Tagen Jahrmarkt ist, zum anderen sind die Händler, die mittwochs nach Biberach kommen, an den anderen Tagen auf anderen Jahrmärkten unterwegs.“
Was das Sortiment der Märkte betrifft, so sei dies Sache der Stadtverwaltung. „Sie entscheidet darüber, an wen sie die Standplätze vergibt“, so Binder. Eine von der Redaktion angefragte Stellungnahme der Biberacher Stadtverwaltung steht noch aus. Wie denken Sie über das Thema Jahrmärkte in Biberach? Schreiben Sie uns einen Leserbrief an redaktion.biberach@ schwaebische.de oder machen Sie mit bei unserer Online-Abstimmung unter www.schwaebische.de/ jahrmaerkte-bc