Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Viele Bochumer Warnschüss­e

Beim 1:1 im eigenen Stadion verteidigt Tabellenfü­hrer VfB Stuttgart lange viel zu sorglos

- Von Jürgen Schattmann Stuttgart: Zuschauer: Bochum: Tore:

●Der zum Saisonende zurücktret­ende Bayernstar (Foto: afp) sollte nach Ansicht seines Trainers Carlo Ancelotti ernsthaft darüber nachdenke, seine Karriere im Fußball als Coach fortzusetz­en. „Er bringt alle Qualitäten mit, um ein guter Trainer zu werden“, sagte Ancelotti, der den Rücktritt des Mittelfeld­spielers bedauert. .„Wir verlieren einen fantastisc­hen Mittelfeld­spieler, einen fantastisc­hen Profi und einen fantastisc­hen Menschen“, sagte er. Alonso erbat sich einen Tag nach seiner Rücktritts­ankündigun­g Bedenkzeit. „Ich brauche ein bisschen Zeit“, sagte der Weltmeiste­r von 2010 und zweimalige Europameis­ter. Er wolle zunächst die letzten Monate als Profi genießen und werde im Sommer zunächst noch etwas in München bleiben und „einen schönen Urlaub“verbringen. Danach plant er, mit seiner Familie nach Spanien zurückzuke­hren. (dpa)

Xabi Alonso Matthias Steiner

(Foto: imago), 2008 in Peking Olympiasie­ger im Gewichtheb­en, versucht sich als Sänger. Seine erste Single mit dem Titel „Zurückgeli­ebt“widmete er seiner zweiten Ehefrau Inge. „Sie ist immer optimistis­ch, für sie fängt jeder Tag gut an“, sagte der frühere Spitzenspo­rtler der „Bild“. Steiner zieht es öfters ins Showbusine­ss, er war unter anderem schon Teilnehmer bei „Let’s Dance!“(SID)

– Viele Mitglieder der zweiten Bundesliga haben in den letzten Wochen reichlich Angst vor dem souveränen Tabellenfü­hrer VfB Stuttgart gezeigt. Oder zumindest über Gebühr Respekt. Braunschwe­igs Trainer Torsten Lieberknec­ht etwa sagte nach dem 1:1 am Montag: „Ich bin mir sicher, wir werden den VfB im nächsten Jahr nicht mehr hier sehen.“Ein Satz, der die eigenen Fans etwas deprimiert­e. Ihr Trainer scheint also an den Aufstieg Stuttgarts zu glauben, nicht aber an den eigenen. Vom VfL Bochum war dagegen vor diesem Duell überrasche­nd Rebellisch­es zu hören gewesen: „Wir haben schon gezeigt, dass wir gegen Teams, die mitspielen wollen, gut mithalten können“, hatte VfL-Trainer Gertjan Verbeek gesagt. Das war ja mal 'ne Ansage.

30 Quadratmet­er Platz

Und dann? Hätte sich der VfB tatsächlic­h nicht beklagen können, wäre er bei diesem Spiel, das am Ende doch 1:1 endete, nach 24 Minuten bereits 0:3 hinten gelegen im eigenen Stadion und nicht nur mit 0:1. In der Abwehr präsentier­ten sich die Stuttgarte­r derart sorglos, ja fast naiv, dass man sich an ein gewisses 0:5 in der Vorrunde bei der Fußball-Weltmacht Dynamo Dresden zurückerin­nerte. Das lag keineswegs an Benjamin Pavard, der innen für den gesperrten Marcin Kaminski verteidigt­e, sondern an der kompletten Mannschaft, die den Gegner offenbar zu leicht nahm und jedem Einzelnen gefühlte 30 Quadratmet­er Raum zur Entfaltung gewährte. Bochum bedankte sich: Nach neun Minuten hatte Nils Quaschner alle Zeit der Welt, um den mutterseel­enallein winkenden Anthony Losilla zu bedienen, der Mitch Langerak im VfB-Tor keine Chance ließ. Emilano Insúa, auf dessen linker Seite das Gegentor fiel, hatte das Verteidige­n an der Mittellini­e eingestell­t. Nach 21 Minuten entwischte Peniel Mlapa Bewacher Timo Baumgartl und verpasste das Tor nur um Zentimeter, kurz darauf war es Johannes Wurtz, der freistehen­d über den Querbalken donnerte.

Nach 31 Minuten zog VfB-Trainer Hannes Wolf, ein gebürtiger Bochumer, die Konsequenz aus den ungestörte­n Kontern der Gäste. Anto Grgic, Stuttgarts Sechser und Gewinner der letzten Wochen, musste raus, der 20-Jährige hatte weder Zugriff noch Bindung zum Spiel gefunden, Matthias Zimmermann ersetzte ihn. Tatsächlic­h war der VfB nun wach und kam bis zur Pause zu diversen guten, wenn auch nicht hundertpro­zentigen Chancen (Gentner, Asanao und Terodde). Über Terodde, seinen früheren Stürmer, hatte Verbeek übrigens gesagt: „Ich habe keine Angst vor ihm. Er trägt vielleicht eine Maske, aber er wird blaue Augen haben.“Die Maske trug er wegen eines Nasenbeinb­ruchs.

Vor Daniel Ginczek hatten einst sogar Erstliga-Verteidige­r Bammel. „Wir wissen ja alle, wo das bei ihm geendet hätte“, sagte Wolf kürzlich über den 25-Jährigen, der vor zwei Jahren in überragend­er Form war, ehe er sich schwer verletzte. Gemeint war: in der Nationalma­nnschaft. Seit Monaten baute Wolf den Stürmer behutsam auf, am Freitag wurde er dafür belohnt. Ginczek, ebenfalls ein Ex-Bochumer, kam nach 58 Minuten für Julian Green – und traf zwölf Minuten später erstmals seit seinem Comeback vor fünf Monaten ins Schwarze. Achtmal war er seither eingewechs­elt worden, für insgesamt 142 Spielminut­en. Es war ein Abstaubert­or, dem eine formidable Kombinatio­n über Gentner, Terodde und Carlos Mané vorausging.

Verdient hatte sich der VfB den Ausgleich. Unermüdlic­h liefen und rannten die Stuttgarte­r nach der Pause das VfL-Tor an, am Ende waren sie dem Sieg näher als Bochum. Die Westfalen allerdings hatten sich das Remis ebenfalls verdient: Kein Gast trat in der Mercedes-Benz-Arena bis dato beherzter und mutiger auf in dieser Saison. Für den VfB war die Partie ein Warnschuss – ein Selbstläuf­er wird der Wiederaufs­tieg nicht. „Das ist eine gerechte Punkteteil­ung. Nach 30 Minuten hätte Bochum viel höher führen können, danach haben wir uns gefangen. Wir müssen mit dem Punkt leben“, sagte Terodde.

Langerak – J. Zimmer, Baumgartl, Pavard, Insua – Grgic (31. Mat. Zimmermann) – Mané, Gentner, Asano (66. Maxim), Green (58. Ginczek) – Terodde. –

M. Riemann – Dawidowicz (46. Gyamerah), Hoogland, Bastians, Rieble – Losilla, Stieperman­n (46. Canouse) – Gündüz, Wurtz, Quaschner – Mlapa (60. Pavlidis). –

45 300. – 0:1 Losilla (10.), 1:1 Ginczek (70.).

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FOTO: IMAGO Bochums Losilla (li.) kommt zu spät, VfB-Stürmer Daniel Ginczek trifft an Riemann vorbei zum 1:1.
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