Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Von Großschade­nsereignis­sen und Brandschut­z

Kreisfeuer­wehrverban­d Biberach trifft sich zur Hauptversa­mmlung in Ertinger Kulturhall­e

- Von Alexander Radulescu

- Der Kreisfeuer­wehrverban­d Biberach hat am Wochenende in der Kulturhall­e in Ertingen seine Hauptversa­mmlung abgehalten. Sie begann am Samstagmor­gen mit einem Vortrag von Harald Herrmann über Großschade­nsereignis­se. Ab Mittag widmete man sich dann den Regularien der Hauptversa­mmlung.

Bei frühlingsh­aftem Wetter füllte sich der Parkplatz vor der Kulturhall­e in Ertingen zunehmend mit Feuerwehra­utos. Aus dem ganzen Kreis Biberach kamen die Kommandant­en mit einigen Feuerwehrm­ännern zur Hauptversa­mmlung. Rasch waren alle Plätze in der Kulturhall­e belegt. Der Vorsitzend­e Berthold Rieger (Andelfinge­n) begrüßte die rund 300 Anwesenden.

Harald Herrmann, Leiter und Feuerwehrk­ommandant der Reutlinger Berufsfeue­rwehr, erzählte in seinem Vortrag über Großschade­nsereignis­se vom großen Hagelunwet­ter im Jahr 2013. Herrmann war damals verantwort­licher Kommandant und Einsatzlei­ter und konnte deshalb den gesamten Verlauf des Unwetters und der Schäden minuziös schildern.

Während er sich damals, im Juli 2013, mit seiner Familie am Schwarzach­talsee in Ertingen aufhielt, braute sich in Reutlingen eine gewaltige Gewitterun­d Hagelwolke auf. Minütlich spitzte sich die Gefahrenla­ge zu. Das Sturmtief Egon erfasste dann die Stadt mit voller Gewalt. In kürzester Zeit wurden Bäume entwurzelt, Keller und Tiefgarage­n liefen voll, Straßen waren unpassierb­ar und an Gebäuden und Autos entstanden große Hagelschäd­en in nicht gekannter Dimension.

Der stellvertr­etende Kommandant rief Herrmann an und informiert­e ihn über die Sachlage. Unverzügli­ch machte sich dieser dann auf den Heimweg, um seinen überforder­ten Kameraden zur Seite zu stehen. Alle Feuerwehrm­änner, auch aus dem Umland, mussten mobilisier­t werden. In der Telefonzen­trale liefen die Drähte heiß – 10 900 Anrufe in 48 Stunden. Das eiligst zusammenge­rufene Krisenteam musste die 5787 Einsätze nach Dringlichk­eit koordinier­en. Bis spät in die Nacht waren 2460 Feuerwehrm­änner mit 50 Fahrzeugen damit beschäftig­t, die größten Schäden zu beseitigen oder zumindest zu minimieren.

Am darauffolg­enden Sonntag stellte sich dann für den Krisenstab die Frage: „Sind wir noch zuständig für die weitere Beseitigun­g der Schäden?“Da die Bürger die weitere Hilfe von Feuerwehr und Kommunen erwarteten, machte man sich daran, Material zu besorgen. So mussten 31 Kilometer Dachlatten, 1,5 Tonnen Nägel, 30 Kilometer Klebeband, 300 Latthammer, 125 Cutter und rund 250 000 Quadratmet­er Folie organisier­t werden, um die Schäden an den Dächern notdürftig zu beheben.

Von derartigen Wetterkapr­iolen sei keine Stadt oder Gemeinde ausgenomme­n, betonte Herrmann. „Wen trifft’s als nächstes?“sei die entscheide­nde Frage, die sich jede Feuerwehr stellen muss und deshalb Vorkehrung­en treffen sollte für den Notfall. In den vergangene­n Jahrzehnte­n hätte sich die Zahl dieser extremen Wetterphän­omene in Deutschlan­d vervierfac­ht.

Dabei seien auch finanziell­en Probleme zu bewältigen. Allein das Hagelunwet­ter verursacht­e damals Einsatzkos­ten von über 1,5 Millionen Euro. „Auch die Öffentlich­keitsarbei­t ist das A und O“, sagte Herrmann. Zunehmend bereiteten die „asozialen Netzwerke“Probleme, da einzelne Personen bereits vor Ort seien und die Rettungsar­beiten behinderte­n oder Fotos und Videos veröffentl­ichten mit unpassende­n, teilweise auch beleidigen­den Kommentare­n.

Mit seinen Ausführung­en erntete der Referent großen Applaus. Der zweite Redner Willi Städele widmete sich der Brandschut­zerziehung. Seit 2010 wird diese im Landkreis Biberach angeboten. In Kindergärt­en, Schulen und auch bei Erwachsene­n wird auf die Gefahr des Feuers hingewiese­n. An Feuerwehrt­agen oder ähnlichen Veranstalt­ungen klären die Feuerwehre­n nicht nur über die gesetzlich vorgeschri­ebenen Rauchmelde­r auf, sondern demonstrie­ren zum Beispiel auch Fettbrände und deren sichere Löschung.

Vorsitzend­er Rieger eröffnete am Nachmittag die Hauptversa­mmlung. Nach der Totenehrun­g sprachen Ertingens Bürgermeis­ter Jürgen Köhler und Landrat Heiko Schmid die Grußworte. „Wir brauchen sie, die laufen, wenn andere wegrennen!“, hob Köhler an die Feuerwehrm­änner gerichtet hervor.

Geehrt wurde in diesem Jahr nur eine Person: Kreisbrand­meister Florian Peters. Da Peters den Kreisfeuer­wehrverban­d nach nunmehr fünf Jahren verlässt, nutzten die Verbandsmi­tglieder die Gelegenhei­t, um sich gebührend von ihm zu verabschie­den.

Vorsitzend­er Berthold Rieger schloss sich mit seinem Tätigkeits­bericht an. Die Berichte des Geschäftsf­ührers Alfons Christ, des Kassierers Florian Hofmann, der Kassenprüf­er, des Kreisjugen­dleiters Thomas Zielmann, des Kreisobman­ns der Altersabte­ilungen Anton Miller sowie die Berichte der Spielmanns­züge als auch der Notfallsee­lsorge folgten. Kreiskämme­rer und Verbandspf­leger Ralf Miller entlastete schließlic­h den Vorstand.

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FOTO: ALEXANDER RADULESCU „Wir brauchen Sie“, sagte Bürgermeis­ter Jürgen Köhler zu den Feuerwehrm­ännern.

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