Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Von Großschadensereignissen und Brandschutz
Kreisfeuerwehrverband Biberach trifft sich zur Hauptversammlung in Ertinger Kulturhalle
- Der Kreisfeuerwehrverband Biberach hat am Wochenende in der Kulturhalle in Ertingen seine Hauptversammlung abgehalten. Sie begann am Samstagmorgen mit einem Vortrag von Harald Herrmann über Großschadensereignisse. Ab Mittag widmete man sich dann den Regularien der Hauptversammlung.
Bei frühlingshaftem Wetter füllte sich der Parkplatz vor der Kulturhalle in Ertingen zunehmend mit Feuerwehrautos. Aus dem ganzen Kreis Biberach kamen die Kommandanten mit einigen Feuerwehrmännern zur Hauptversammlung. Rasch waren alle Plätze in der Kulturhalle belegt. Der Vorsitzende Berthold Rieger (Andelfingen) begrüßte die rund 300 Anwesenden.
Harald Herrmann, Leiter und Feuerwehrkommandant der Reutlinger Berufsfeuerwehr, erzählte in seinem Vortrag über Großschadensereignisse vom großen Hagelunwetter im Jahr 2013. Herrmann war damals verantwortlicher Kommandant und Einsatzleiter und konnte deshalb den gesamten Verlauf des Unwetters und der Schäden minuziös schildern.
Während er sich damals, im Juli 2013, mit seiner Familie am Schwarzachtalsee in Ertingen aufhielt, braute sich in Reutlingen eine gewaltige Gewitterund Hagelwolke auf. Minütlich spitzte sich die Gefahrenlage zu. Das Sturmtief Egon erfasste dann die Stadt mit voller Gewalt. In kürzester Zeit wurden Bäume entwurzelt, Keller und Tiefgaragen liefen voll, Straßen waren unpassierbar und an Gebäuden und Autos entstanden große Hagelschäden in nicht gekannter Dimension.
Der stellvertretende Kommandant rief Herrmann an und informierte ihn über die Sachlage. Unverzüglich machte sich dieser dann auf den Heimweg, um seinen überforderten Kameraden zur Seite zu stehen. Alle Feuerwehrmänner, auch aus dem Umland, mussten mobilisiert werden. In der Telefonzentrale liefen die Drähte heiß – 10 900 Anrufe in 48 Stunden. Das eiligst zusammengerufene Krisenteam musste die 5787 Einsätze nach Dringlichkeit koordinieren. Bis spät in die Nacht waren 2460 Feuerwehrmänner mit 50 Fahrzeugen damit beschäftigt, die größten Schäden zu beseitigen oder zumindest zu minimieren.
Am darauffolgenden Sonntag stellte sich dann für den Krisenstab die Frage: „Sind wir noch zuständig für die weitere Beseitigung der Schäden?“Da die Bürger die weitere Hilfe von Feuerwehr und Kommunen erwarteten, machte man sich daran, Material zu besorgen. So mussten 31 Kilometer Dachlatten, 1,5 Tonnen Nägel, 30 Kilometer Klebeband, 300 Latthammer, 125 Cutter und rund 250 000 Quadratmeter Folie organisiert werden, um die Schäden an den Dächern notdürftig zu beheben.
Von derartigen Wetterkapriolen sei keine Stadt oder Gemeinde ausgenommen, betonte Herrmann. „Wen trifft’s als nächstes?“sei die entscheidende Frage, die sich jede Feuerwehr stellen muss und deshalb Vorkehrungen treffen sollte für den Notfall. In den vergangenen Jahrzehnten hätte sich die Zahl dieser extremen Wetterphänomene in Deutschland vervierfacht.
Dabei seien auch finanziellen Probleme zu bewältigen. Allein das Hagelunwetter verursachte damals Einsatzkosten von über 1,5 Millionen Euro. „Auch die Öffentlichkeitsarbeit ist das A und O“, sagte Herrmann. Zunehmend bereiteten die „asozialen Netzwerke“Probleme, da einzelne Personen bereits vor Ort seien und die Rettungsarbeiten behinderten oder Fotos und Videos veröffentlichten mit unpassenden, teilweise auch beleidigenden Kommentaren.
Mit seinen Ausführungen erntete der Referent großen Applaus. Der zweite Redner Willi Städele widmete sich der Brandschutzerziehung. Seit 2010 wird diese im Landkreis Biberach angeboten. In Kindergärten, Schulen und auch bei Erwachsenen wird auf die Gefahr des Feuers hingewiesen. An Feuerwehrtagen oder ähnlichen Veranstaltungen klären die Feuerwehren nicht nur über die gesetzlich vorgeschriebenen Rauchmelder auf, sondern demonstrieren zum Beispiel auch Fettbrände und deren sichere Löschung.
Vorsitzender Rieger eröffnete am Nachmittag die Hauptversammlung. Nach der Totenehrung sprachen Ertingens Bürgermeister Jürgen Köhler und Landrat Heiko Schmid die Grußworte. „Wir brauchen sie, die laufen, wenn andere wegrennen!“, hob Köhler an die Feuerwehrmänner gerichtet hervor.
Geehrt wurde in diesem Jahr nur eine Person: Kreisbrandmeister Florian Peters. Da Peters den Kreisfeuerwehrverband nach nunmehr fünf Jahren verlässt, nutzten die Verbandsmitglieder die Gelegenheit, um sich gebührend von ihm zu verabschieden.
Vorsitzender Berthold Rieger schloss sich mit seinem Tätigkeitsbericht an. Die Berichte des Geschäftsführers Alfons Christ, des Kassierers Florian Hofmann, der Kassenprüfer, des Kreisjugendleiters Thomas Zielmann, des Kreisobmanns der Altersabteilungen Anton Miller sowie die Berichte der Spielmannszüge als auch der Notfallseelsorge folgten. Kreiskämmerer und Verbandspfleger Ralf Miller entlastete schließlich den Vorstand.