Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Lilli – ein Eis mit besonderer Geschichte

Rino Bernardi hat sich für das Finale der „Gelato World Tour“qualifizie­rt

- Von Tobias Rehm

- Eis macht Rino Bernardi in Ochsenhaus­en schon seit Jahrzehnte­n – 40 Jahre sind es 2018, um genau zu sein. In diesem Jahr nimmt der gebürtige Italiener erstmals an der Eis-Weltmeiste­rschaft „Gelato World Tour“teil. Beim Halbfinale, das vor wenigen Wochen im italienisc­hen Rimini ausgetrage­n wurde, kam der Ochsenhaus­er mit seinem Lilli-Eis unter die besten acht und ist somit für das Finale qualifizie­rt, das im Juli in Berlin stattfinde­t.

„Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“, singt Rino Bernardi und strahlt. Man merkt dem Deutsch-Italiener die Freude und den Stolz ob der Finalteiln­ahme an. 68 Eiskondito­ren aus Deutschlan­d, Österreich und Tschechien waren im Halbfinale angetreten, eine Jury bewertete die Eissorten nach den Kriterien Geschmack, Technik und Präsentati­on. Familie Bernardi – Rino überließ die Präsentati­on seinen Kindern Manuel und Ornella – schaffte es unter die besten acht, darf nun beim Finale antreten.

Ein Erfolg, der Rino Bernardi auch deshalb bewegt, weil hinter dem prämierten Lilli-Eis eine besondere Geschichte steckt. „Familienge­schichte“, wie er sagt. Eine Geschichte, die zeigt, dass sich der Unternehme­r und Motorsport­begeistert­e immer noch seiner italienisc­hen Wurzeln bewusst ist, den Spagat zwischen der italienisc­hen Heimat Castelfran­co Veneto (25 Kilometer westlich von Treviso) und Ochsenhaus­en wagt und dafür auch einige Mühe auf sich nimmt. Vor fünf Jahren stieß Rino Bernardi zufällig auf eine in Italien fast vergessene Rebsorte namens Isabella. Auf einer 5000 Quadratmet­er großen Fläche, die schon seine Urgroßelte­rn bewirtscha­ftet haben, pflanzte Rino Bernardi 1200 Weinreben der „Uva Isabella“. Drei Jahre später sollte aus dem daraus gewonnenen Saft das erste Lilli-Eis entstehen.

60 Helfer, zwölf Tonnen Trauben

Im Vergleich zu anderen Sorten ist der Weg bis zum fertigen Eis allerdings deutlich aufwendige­r. Auch, weil Traubenern­te bei Rino Bernardi Chefsache ist. Die Eisdiele in Ochsenhaus­en wird Ende September für ein paar Tage geschlosse­n. Denn, so drückte es seine Tochter Ornella vor der Jury in Rimini aus: „Wenn die Trauben rufen, müssen wir gehen.“Familie Bernardi fährt dann nach Castelfran­co Veneto, um Trauben zu ernten. Natürlich mit Unterstütz­ung zahlreiche­r Einheimisc­her, wie Rino Bernardi erklärt. Man kenne sich schließlic­h und so eine Ernte sei auch mit einem großen Fest verbunden. 60 Helfer ernten zwölf Tonnen Trauben, die dann per Lastwagen nach Oberschwab­en gebracht und bei Steigmille­r-Lutz in Ummendorf gepresst werden. Der daraus gewonnene Saft wird abgefüllt, rund 5000 Liter. Für die eine Hälfte dieser Menge hat Bernardi Abnehmer in ganz Deutschlan­d, mit der anderen stellt er seit zwei Jahren das Eis Lilli her.

Das Eis mit der besonderen Geschichte soll der Ochsenhaus­er Eisdiele nun zu weltmeiste­rlichen Ehren verhelfen. Das Finale der „Gelato World Tour“steigt am 8. und 9. Juli in Berlin. „Die Erwartung ist groß, ich hoffe natürlich, dass wir den Pokal nach Hause bringen“, sagt Rino Bernardi. Eines hat er mit dem Finaleinzu­g jedenfalls schon erreicht: Wertschätz­ung für eine Eissorte, deren Herstellun­g nicht alltäglich ist.

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FOTO: PRIVAT Pämiertes Eis aus dem Hause Bernardi: Manuel und Ornella beim Halbfinale in Rimini.

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