Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Steine-Umdrehen nach Pre-Play-off-Aus
(tk/lin) - Vergangenen September war es, die Vorfreude auf den Eishockey-Winter war Rainer Schan anzuhören. Bei unverändertem Budget – etwas mehr als zwei Millionen Euro – hatten die Ravensburg Towerstars für ihr zehntes Jahr Zweitklassigkeit ein „ganz klar definiertes Ziel: dass wir nochmals länger spielen wollen als letzte Saison“. Halbfinale plus also. Hybris? Keineswegs. Schickte Rainer Schan doch erklärend hinterher, „dass wir qualitativ besser aufgestellt sind als 2015/16“.
Diese Einschätzung hatte der Towerstars-Geschäftsführer nicht exklusiv. Das muss gesagt sein – auch dass der Mann sein Fach versteht. Jetzt, Mitte März, ist der EishockeyWinter für die Ravensburg Towerstars vorbei, nach Hauptrundenrang zehn in der DEL 2, nach dem PrePlay-off-Aus (4:3 n.V., 4:5 n.V., 1:4) gegen den EHC Freiburg. Jetzt sagt Rainer Schan: „Wir werden definitiv jeden Stein umdrehen – um zu sehen: Was haben wir vor dieser Saison nicht so akribisch gemacht wie die Jahre zuvor? Warum ist es so gelaufen, wie es gelaufen ist?“Für die drei K.o.-Partien ist die Antwort auf Frage zwei schnell gegeben: Zusammengerauft hatte sich ein Team, das zuvor nicht immer Team gewesen war, auswärts gewonnen, danach auf eigenem Eis ein 0:3 gedreht. Umso ärgerlicher die Gegentreffer bei erst überflüssiger (zum 4:4), dann angezeigter Strafe (zum 4:5). In Freiburg wurde ein 1:1 in Unterzahl zum 1:4. „Die diszipliniertere Mannschaft“, bilanzierte TowerstarsCound Interimstrainer Christopher Oravec, „hat heute gewonnen.“
Verloren hat ein Towerstars-Ensemble, das mit dem vom September nur noch bedingt etwas zu tun hatte. Trainer Daniel Naud musste Ende Oktober gehen, Nachfolger Toni Krinner verstarb Anfang März. Immens war die Fluktuation des puckbearbeitenden Personals: Je acht Abund Zugänge zählte man; auf den Ausländerpositionen – in der DEL 2 oft der Schlüssel zum (Tor-)Erfolg – versuchten sich im Towerstars-Dress neben den zuletzt verletzt vermissten Konstanten Brian Roloff und Mathieu Tousignant noch Cam Reid, Riley Brace, Zach O’Brien (alle wieder weg) sowie Ivan Rachunek, Adam Lapsansky und Jesse Mychan. „Wir hatten kein glückliches Händchen bei den Ausländern“, sagt Verteidiger Lukas Slavetinsky. „Dazu die vielen Wechsel, dann ist es halt extrem schwer.“
Schwer, Teamspirit zu entwickeln. Schwer, Automatismen zu generieren. Im Powerplay zum Beispiel: Bei 15,1 Prozent lag die Ravensburger Erfolgsquote nach den 55 Saisonspielen. Schwächer war allein der SC Riessersee – auch der hat vor der Zeit Frühlingsferien. Rainer Schan hat die nicht. Steine gibt es einige.