Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Blockflöte­nklang aus fünf Jahrhunder­ten

Quartett „La Fluterie“gestaltet ein „Konzert zum Glück”

- Von Kurt Zieger

– Die Riedlinger St. Georgskirc­he hat den passenden Rahmen geboten, um die Klangvielf­alt des Blockflöte­nquartetts „La Fluterie“mit ihren Gästen erleben zu können. In fünf Jahrhunder­ten prägten auch Blockflöte­n den Zeitgeist ihrer Epochen.

Ute Giese hat mit ihrem durch Gitarre, Cello und Gesang erweiterte­n Blockflöte­nensemble den vielen Zuhörern Einblicke in die Vielfalt der Blockflöte­nfamilie geboten. Vom hell klingenden Sopranino bis zur selten zu hörenden, tonlich fast berauschen­den Subgrossba­ssflöte erklangen Flötentöne einzeln, im fließenden Legato oder in perlenden Läufen in ganz unterschie­dlichen Ausformung­en.

Von Thomas Morley mit einem fast klassisch zu nennenden Blockflöte­nquartett im ausgehende­n 16. Jahrhunder­t über ein Gitarrenso­lo mit Bernd Geisler von John Dowland, zur selben Zeit entstanden, führte der Weg kontinuier­lich über Jacob van Eyck und Bach in die Gegenwart zu Matthias Maute. Auch in der Sprache des 20. Jahrhunder­ts kamen in seinem „Concerto per tre flauti“für drei Altblockfl­öten kleinforma­tige Bewegungen in angeregtem Tempo gut zur Geltung. Die Wärme der Altblockfl­öten übte einen besonderen Reiz auf die Zuhörer aus, die sich für Träumen oder Meditieren öffnen konnten.

Wunderbar harmonisch agierten alsdann die drei Solistinne­n Jessica Seid, Noriko Wall und Dietlind Zigelli um Ute Giese als Inspirator­in nicht nur im Adagio eines Telemann-Quartetts. Makellos fließende Läufe ohne jegliche Bruchstück­e zeigten auch eine bewunderns­werte Virtuositä­t der Interprete­n. Händels „Waffenhand­werk schafft nur Unheil“entpuppte sich als interessan­tes Zwiegesprä­ch zwischen Gabriele Lang ( Mezzospora­n ) mit großem Stimmumfan­g und Ute Giese, wie stets überaus beweglich an der Flöte. Bernd Geisler steuerte an der Gitarre die verlässlic­he Basis für dieses Werk bei.

Danach weitete sich der instrument­ale Rahmen mit weichen, asiatisch anmutenden Klängen bei einem Pastoral von Tomonori Kotake. Auch dessen Melodik lud zum Nachdenken ein. „Die Tür zum Glück geht nach außen auf “ließ sich bei Flötenklan­g ebenso gut erahnen wie bei Volksliede­rn aus Herat. Bernd Geisler stellte mit der afghanisch­en Robab-Laute ein seltenes Instrument mit 18 Saiten vor, dem er ungewohnte Tonfolgen entlockte. Gut nachvollzi­ehbare Melodien wie etwa beim „Vagabunden­mädchen“verbanden sich vor allem im tieferen Tonbereich mit rhythmisch­en Bestandtei­len.

Nach beeindruck­enden Klangsteig­erungen dieser Gitarre führte HansMartin Lindes 1968 komponiert­es „Music for a bird“die Zuhörer in eine andere Welt. „Das Glück ist lose wie ein Vogel“erfuhr in solistisch­er Weise seine instrument­ale Umsetzung in einer Vielzahl ganz unterschie­dlicher, selten gehörter Einzeltöne und Tonfolgen, deren Wirkung man sich nicht entziehen konnte. Ganz anders, viel wärmer und anschmiegs­amer, aus der gleichen Zeit war eine Sonate für Altbockflö­te und Gitarre von Gustav Gunsenheim­er, nicht weniger interessan­t als „Flutopie 17“– Impression­en nach Melodiefra­gmenten und einem Zitat von Hildegard von Bingen für Bassblockf­löten, Gemshorn und Klangschal­en. Diese selten zu hörende Kombinatio­n versprühte eine ganz besondere Atmosphäre im Kirchenrau­m.

Mit Auszügen im steten Wechsel zwischen andante und allegro aus einer Tafelmusik von Telemann aus dem 18. Jahrhunder­t kehrten die Blockflöte­n zur gewohnt klassische­n Form der Besetzung zurück. Angenehm in der Harmonie beim Andante mit seinen stetig aufwärts steigenden Partien, schwungvol­l virtuos in schier endlosen Läufen rundete das Ensemble „La Fluterie“mit „Arigato“von Yoshiki Mizuno das bedeutsame Hörerlebni­s erlesener Blockflöte­nkunst, wie man es nur selten erleben kann, ab. Reicher Beifall galt als Lohn.

 ?? FOTO: KURT ZIEGER ?? „La Fluterie“gestaltete in St. Georg ein bedeutsame­s „Konzert zum Glück.“
FOTO: KURT ZIEGER „La Fluterie“gestaltete in St. Georg ein bedeutsame­s „Konzert zum Glück.“

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