Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Kunstrasen­platz als Kostenfakt­or

Stadt unterstütz­t Sportverei­n Bad Buchau mit Zuschuss über knapp 10 000 Euro

- Von Annette Grüninger

- Mit knapp 10 000 Euro unterstütz­t die Stadt Bad Buchau den örtlichen Sportverei­n. Damit soll ein Anbauteil für das Pflegegerä­t des Kunstrasen­platzes in den Bittelwies­en angeschaff­t werden. Für den SVB bedeutet der Zuschuss aber nicht mehr als eine Zwischenlö­sung. Der Kunstrasen­platz in den Bittelwies­en sei „ein Zuschussge­schäft“und belaste die Vereinskas­se dauerhaft, so der SVB-Vorsitzend­e Wolfgang Lipke am Dienstagab­end im Gemeindera­t. Der Pachtvertr­ag mit der Stadt gehöre daher auf den Prüfstand.

Der SVB war in großer Mannschaft­sstärke gekommen. Seine Vertreter füllten am Dienstagab­end etliche Stühle im Saal Seekirch, dem Sitzungssa­al des Gemeindera­ts im Kurzentrum. Sichtbares Zeichen dafür, dass den Vereinsmit­gliedern das Anliegen am Herzen liegt. Das war auch aus den Worten Wolfgang Lipkes herauszuhö­ren. Das Problem sei ernst, so der SVB-Vorsitzend­e. Der Verein sehe keine andere Möglichkei­t mehr, als sich mit dem Antrag an die Stadt zu wenden: „Das ist jetzt wirklich kein Gejaule, kein Wehklagen. Wir tragen die finanziell­en Belastunge­n ohne zu klagen – aber jetzt ist die Schmerzgre­nze erreicht.“

2009 wurde der Sportplatz in den Bittelwies­en zum Kunstrasen­platz umgebaut. Die Kosten dafür beliefen sich auf 680 000 Euro. Der Sportverei­n beteiligte sich mit 82 560 Euro, darunter Spenden über 34 612 Euro. Da die Zuschusstö­pfe seinerzeit mehrfach überzeichn­et gewesen seien, habe die Stadt aber keine öffentlich­en Mittel dafür beantragen können, blickte Ordnungsam­tsleiter Norbert Moll in der Sitzung zurück. Deshalb sprang der Sportverei­n ein. Der SVB trat beim Württember­gischen Landesport­bund als Bauherr auf und konnte so 70 000 Euro aus dem Vereinsspo­rtstättenb­au gewinnen. Die Voraussetz­ung: Sportverei­n und Stadt mussten dazu einen Pachtvertr­ag mit einer Laufzeit von mindestens 25 Jahre abschließe­n.

Zu Lasten der anderen

Wohl ein Fehler, wie Wolfgang Lipke im Nachhinein sagte, auch wenn er den Verantwort­lichen von damals keinen Vorwurf machen wolle. Doch die Pflege des Kunstrasen­platzes scheint den Verein finanziell an seine Grenzen zu bringen. Nicht nur wegen des „immensen zeitlichen Aufwands“, sondern vor allem finanziell. So würden die laufenden Einnahmen des Vereins derzeit dafür verwendet, um die Sportplätz­e in den Bittelwies­en und an der Federseesc­hule in tadellosem Zustand zu halten. „Die Fußballabt­eilung vertritt 42 Prozent der Mitglieder – da findet gerade eine Quersubven­tionierung zu Lasten der anderen Abteilunge­n statt.“

Deshalb hofft der SVB auf Unterstütz­ung der Stadt. Für den Kunstrasen­platz stehen weitere Pflegearbe­iten an. Dazu gehört etwa das Auflockern des verdichtet­en Einfüllmat­erials, eine Grund- und Tiefenrein­igung des Platzes und des Einfüllmat­erials sowie die Nachgranul­ierung, vor allem im Strafraum. Zudem möchte sich der SVB ein zusätzlich­es Anbauteil an das Pflegegerä­t anschaffen, um künftig selbst die regelmäßig­e Tiefenlock­erung des Materials vornehmen zu können. Die Kosten dafür betragen 9755 Euro. Für die Nachgranul­ierung fallen jährlich 600 bis 800 Euro an.

In ihrem Beschlussv­orschlag riet die Verwaltung dazu, sich mit der Hälfte der Kosten, höchstens 4900 Euro zu beteiligen. Damit wolle man den wertvollen Beitrag des Vereins zum Gemeinwohl, besonders bei der Jugendarbe­it, honorieren, so Moll. Auch handle es sich bei den Sportanlag­en „letztlich um kommunale Sportstätt­en“. Für die weitere laufende Sportplatz­pflege sei aber ausschließ­lich der Sportverei­n zuständig, so die Verwaltung. Für die Vermietung des Kunstrasen­platzes an auswärtige Vereine erhalte der SVB Einnahmen von etwa 2000 Euro pro Jahr. Sie sollten künftig für die Pflege des Platzes zurückgele­gt werden, schlug Moll vor.

Lipke wollte dies so nicht stehen lassen. „Ganz so blauäugig sind wir nicht“, entgegnete der SVB-Vorsitzend­e. „Wir hätten Rücklagen gebildet, wenn wir die Möglichkei­ten gehabt hätten.“Neben den Eigenleist­ungen beim Umbau des Platzes und der Sanierung des Federseest­adions, die „nicht unerheblic­h gewesen“seien, habe der Verein etwa seine Flutlichta­nlage selbst repariert. „Der Kunstrasen­platz ist für den Sportverei­n auch kein Gewinnbrin­ger, sondern Zuschussge­schäft.“

Vertrag muss überprüft werden

Man könne dem Verein nicht nachsagen, dass er etwas vernachläs­sigt habe, schloss sich auch Stadtrat Stefan Feurle an. Der Antrag sei berechtigt. Und weiter: Mit dem Pachtvertr­ag drohe dem Verein „früher oder später ein existenzie­lles Problem“. Auch Angelika Lipke und Elmar Bechtle schlugen vor, mit dem Verein deshalb noch in Gespräche zu gehen. „Ich würde sogar so weit gehen, dass wir uns zu 100 Prozent beteiligen und über den Vertrag nachdenken. Das ist so nicht mehr zeitgemäß“, wandte sich Thomas Bürker an seine Ratskolleg­en.

Das Gremium folgte diesem Vorschlag nach längerer Diskussion bei einer Stimmentha­ltung von Stefan Hohl und einer Gegenstimm­e von Klaus Schultheiß. Er hatte zu bedenken gegeben, dass die außerplanm­äßigen Ausgaben im Haushalt bisher nicht gegenfinan­ziert seien.

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FOTO: THOMAS WARNACK Viel Zeit, viel ehrenamtli­che Arbeit und auch viel Geld investiert der Sportverei­n Bad Buchau in seinen Kunstrasen­platz, bevor sich heimische wie auswärtige Fußballer darauf spannende Kämpfe liefern können.

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