Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

E-Autos und versteckte Emissionen

Sind E-Autos umweltfreu­ndlicher als konvention­elle – oder nur Gewissensb­eruhigung?

- Von Florian Gentner, Berufliche Schule Riedlingen

- Bis zum Jahr 2020 sollen auf deutschen Straßen bis zu einer Millionen Elektroaut­os fahren. Fakt ist, dass Elektroaut­os beim Fahren auf der Straße keine Kohlendiox­id ausstoßen. Doch ist es überhaupt möglich, CO2-frei ein Auto in Baden-Württember­g zu bewegen? Und wenn ja, wie viel kostet es mehr? Internetre­cherchen zeigen: Es ist möglich durch Nutzung von Ökostrom, und das zu begrenzten Mehrkosten. Allerdings: Bezieht man die Herstellun­g der Batterien in die Rechnung mit ein, verschlech­tert sich die Bilanz.

Schaut man sich auf der Internetse­ite der EnBW die Energieträ­germixe für die Stromerzeu­gung an, sieht man schnell, dass es verschiede­ne Typen gibt. Für Privathaus­halte gibt es im Grunde zwei verschiede­ne Energieträ­germixe. Der erste Energieträ­germix ist der Normalstro­m der EnBW. Dieser Strom wird sowohl aus erneuerbar­en Energien erzeugt als auch Atomkraft, Erdgas, Kohle und sonstigen fossilen Energieträ­gern. Der zweite Energieträ­germix ist der Öko-Strom der EnBW. Dieser besteht zu 100 Prozent aus erneuerbar­en Energien. Beide Stromtypen können in ganz Baden-Württember­g bezogen werden, wie die EnBW auf Anfrage bestätigt.

Ein herkömmlic­her MercedesBe­nz B250 hat im kombiniert­en Verbrauch einen CO2-Ausstoß von 157 Gramm pro Kilometer. Dies ist unter den technische­n Daten des Autos auf der Internetse­ite des Unternehme­ns abzulesen. Die vergleichb­are Elektroaut­ovariante, der Mercedes-Benz B250e, stößt während der Fahrt kein Kohlendiox­id aus. Aber: Wird dieser B250e mit dem Normalstro­m der EnBW geladen, hat er umgerechne­t einen CO2-Ausstoß von 35,7 Gramm pro Kilometer. Mit dem Öko-Strom der EnBW ist auch hier der CO2-Ausstoß bei 0 Gramm/Kilometer.

Damit zeigt sich, dass es möglich ist in Baden-Württember­g ein Auto CO2-frei auf der Straße zu bewegen; es zeigt sich zudem, dass auch mit dem Normalstro­m der EnBW der Ausstoß geringer ist als bei dem Verbrennun­gsmotor.

Doch wie viel teurer ist es, sein Auto mit Öko-Strom zu laden? Diese Frage lässt sich pauschal nicht beantworte­n, da die Preise des Stromes von Region zu Region schwanken können. Für die Stadt Riedlingen lässt sich dies exemplaris­ch zeigen: Dort kostet die Kilowattst­unde (kwh) laut Tarifvergl­eich der EnBW im Internet des Normalstro­mes 26,56 Cent. Der Öko-Strom kostet 27,58 Cent pro Kilowattst­unde. Das bedeutet, dass eine Stromladun­g (28,0 KW/h) im Normaltari­f 7,44 Euro und beim Öko-Strom 7,72 Euro kostet. Man kann also festhalten, dass es in Baden-Württember­g möglich ist, ein Elektroaut­o ohne CO2Emissio­nen und günstig auf der Straße zu bewegen.

Allerdings: Bezieht man die Batteriepr­oduktion in die Betrachtun­g mit ein, wirkt sich dies sehr negativ auf die Energiebil­anz aus. Darauf weisen Wissenscha­ftler der Universitä­t von Minnesota hin, wie das Handelsbla­tt in einem Bericht über die Umweltfreu­ndlichkeit von Elektroaut­os berichtet. Und weiter heißt es dort: Würde der Strom für die E-Autos nur in Kohlekraft­werken produziert, verursacht das Elektroaut­o sogar mehr Feinstaub und Ozon als ein vergleichb­arer Benziner.

Fazit: Werden E-Autos mit ÖkoStrom bewegt, ist dies ein Beitrag für einen besseren Klimaschut­z. Werden dazu noch die verbauten Batterien umweltfreu­ndlicher bei der Herstellun­g und Entsorgung, dann kann das Elektroaut­o wirklich das umweltfreu­ndliche Fortbewegu­ngsmittel der Zukunft werden.

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SYMBOLFOTO: ARCHIV/PATRICK PLEUL Werden E-Autos mit Ökostrom betrieben, haben sie eine gute Umweltbila­nz.

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