Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Damit den Schülern alle Wege offen sind
Gemeinschaftsschule am Federsee schließt Kooperationsvertrag mit drei Partnerschulen
- Die Gemeinschaftsschule möchte eine „Schule für alle“sein, auf der die Schüler länger gemeinsam lernen können. Doch auch hier trennen sich die Wege spätestens nach der zehnten Klasse. Um den Schülern dann einen nahtlosen Übergang auf eine weiterführende Schule zu ermöglichen, möchte die Federseeschule Bad Buchau eng mit Gymnasien und beruflichen Schulen der Region zusammenarbeiten. In einem Kooperationsvertrag mit dem Kreisgymnasium, der Beruflichen Schule Riedlingen und der GebhardMüller-Schule Biberach wurde die Zusammenarbeit nun besiegelt.
Die Gemeinschaftsschule ist eine besondere Schulform: Hier sollen Schüler unterschiedlicher Begabungen zusammentreffen, um gemeinsam, aber individuell gefördert, zu lernen. Statt Klassen gibt es Lerngruppen, die Schüler arbeiten mit persönlich zugeschnittenen Lernplänen und ihre Fortschritte werden nicht in Tests, sondern in Gelingensnachweisen abgefragt. Je nach Talent können sich die Schüler in jedem Fach selbst aussuchen, ob sie sich den Stoff auf dem Wissensstand der Hauptschule (grundlegendes Niveau), der Realschule (mittleres Niveau) oder des Gymnasiums (erweitertes Niveau) aneignen wollen. Eine ganz eigene, ganz neue Lernkultur.
Und doch werden die Schüler ab der zehnten Klasse ihren gemeinsamen Bildungsweg verlassen und verschiedene Abzweigungen wählen: ins Berufsleben, auf ein berufliches oder ein allgemeinbildendes Gymnasium. Damit dieser Übergang gelingt und die Schüler auf ihrem weiteren Bildungsweg nicht ins Straucheln geraten, möchte die Federseeschule mit drei weiterführenden Schulen der Region besonders eng zusammenarbeiten: mit dem Kreisgymnasium und der Beruflichen Schule Riedlingen sowie der Gebhard-Müller-Schule Biberach.
„Die gemeinsame Kooperation ist ein Stück Pionierarbeit“, sagt Schulleiterin Elisabeth Sontheimer-Leonhardt bei der Vertragsunterzeichnung. Partnerschaften zwischen einzelnen Schulen sind zwar mittlerweile keine Seltenheit mehr. Doch eine Kooperation mit gleich drei so unterschiedlicher Schulen, das sei bislang einzigartig im Schulbezirk.
Überhaupt betreten die Schulen mit ihrer Kooperation Neuland. Gemeinschaftsschüler, die im Abschlussjahr in allen Fächern erfolgreich auf erweitertem Niveau arbeiteten, können ohne Prüfung ins Gymnasium versetzt werden. Wie der Übergang von der einen in die andere Schulform in der Praxis gelingt, wird sich aber erst noch zeigen. „Da gibt’s bisher keine Erfahrung in Baden-Württemberg“, sagt Georg Knapp, Rektor des Riedlinger Kreisgymnasiums, der gleichwohl Vertrauen in seine künftigen Schüler setzt: „Wer sich selbst organisieren kann, der wird sich seinen Input gut holen können.“„Die Beruflichen Schulen sind gut vorbereitet für diese neue Lernkultur – wir sind es ja gewohnt, auf einem unterschiedlichen Bildungsniveau aufzubauen“, ergänzt Schulleiter Frank Steinhart, dem auch Peter Dann von der Gebhard-Müller-Schule zustimmt.
Jetzt gilt es nur noch, den Kooperationsvertrag mit Leben zu füllen. Das soll durch gemeinsame Infoveranstaltungen, Schnuppertagen an den verschiedenen Schulen und auch gegenseitige Hospitationen der Lehrer geschehen.