Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„Der Darm braucht viele Ballaststoffe“
AOK-Ernährungsberaterin Almut Krämer spricht über Ballaststoffe und Darmgesundheit
- Der Darm wird oftmals als das Zentrum der Gesundheit bezeichnet. Wissenschaftliche Studien belegen sogar, dass unser Darm mit unserem Gefühlszentrum in Kontakt stehen soll. Die Darmgesundheit wirkt sich also auch auf unsere psychische Gesundheit aus, und natürlich auf die körperliche. Durch eine ausgewogene Ernährung mit reichlich Ballaststoffen können wir unserem Darm Gutes tun. Was man dabei beachten sollte? SZ-Redakteurin Tanja Bosch hat mit Ernährungsberaterin (Oecotrophologin) Almut Krämer von der AOK Ulm-Biberach gesprochen.
Frau Krämer, warum ist der Darm ein so wichtiges Organ?
Der Darm ist ein ganz faszinierendes Organ, das wird oftmals unterschätzt. Der Darm ist die Grenze zwischen unserem Äußeren und unserem Inneren. Das, was wir von außen zuführen, wird im Darm sortiert und zerlegt. Was in unser Blut aufgenommen werden soll, bleibt – der Rest muss wieder raus. Auch die Beschaffenheit des Darms ist beeindruckend. Er ist etwa acht Meter lang und ist so klein gefaltet, damit er möglichst viel Kontakt mit unserem Essen bekommt. Würde man ihn aufklappen und ausbügeln, hätte er die Größe eines Fußballfelds.
Was passiert, wenn unser Darm nicht gesund ist?
Im schlimmsten Fall kann es zu Darmkrebs kommen. Deshalb ist es wichtig, seinem Darm möglichst viele Ballaststoffe zuzuführen und auch ausreichend zu trinken. Was ich beobachte ist, dass immer mehr Menschen unter Darmproblemen wie zum Beispiel Blähungen, Krämpfen, Durchfall oder Verstopfung leiden.
Was kann Auslöser für Darmbeschwerden sein?
Es besteht ein Ungleichgewicht in der Darmflora; sie kann durch Fehlernährung, Stress und auch durch die Einnahme von Antibiotika gestört werden. Um dem entgegen zu wirken, hilft eine ausgewogene Ernährung mit reichlich Ballaststoffen.
Wie kann ich mich denn ballaststoffreich ernähren?
Ballaststoffe befinden sich vorwiegend in pflanzlichen Produkten, also in allen Getreideund Vollkornprodukten, in Gemüse und Obst. Geschrotete Leinsamen oder Kleie sind besonders ballaststoffreich. Empfohlen werden 30 Gramm Ballaststoffe pro Tag. Das erreicht man zum Beispiel, wenn man morgens zwei Scheiben Vollkornbrot isst, als Zwischenmahlzeit eine Banane oder Paprikastreifen; zum Mittagessen gibt es dann Kartoffeln, Reis oder Nudeln mit Gemüse und wenn gewünscht Fleisch, und abends kann man sich nochmal ein Vollkorn- oder Roggenbrot gönnen. Es gilt die Regel: Fünf Handvoll Gemüse und Obst am Tag, dabei sollten es drei Handvoll Gemüse und zwei Handvoll Obst sein.
Wenn ich Beschwerden habe, soll ich dann vorsichtshalber Milchzucker oder Fruchtzucker weglassen?
Wer Beschwerden hat, sollte zuerst zum Arzt gehen. Wenn sich hier ein Verdacht bestätigt, hilft oft ein Gespräch von Mensch zu Mensch bei einer qualifizierten Ernährungsberaterin. Das Internet ist in diesem Punkt Fluch und Segen. Einerseits können wir uns dort interessante Informationen holen, andererseits bemerke ich eine starke Verunsicherung durch die Flut an verschiedenen Informationen. Auch ist nicht jede Quelle seriös.
Und was kann ich meinem Darm sonst noch Gutes tun?
Ein Leben in Balance hält den Darm im Gleichgewicht, sei es psychisch oder durch Ernährung. Der Darm reagiert empfindlich auf Stress oder auch auf Angstgefühle. Der Satz „Ich habe Schiss“kommt nicht von ungefähr. Manche Menschen bekommen in Stresssituationen Durchfall. Übrigens, wer seinen Darm mit mehr Ballaststoffen verwöhnen möchte, sollte langsam, Schritt für Schritt umstellen, damit sich der Darm auch umgewöhnen kann. Und ganz wichtig: Nehmen Sie sich viel Zeit zum Essen, kauen Sie gut und trinken Sie genügend – Ihr Darm wird es Ihnen danken.