Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Ein zerlöchert­es Ohr und ein frustriert­er Trainer

Der Super-Dienstag in der DEL hinterläss­t seine Spuren: Mannheim und Köln scheitern, Yasin Ehliz muss leiden

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(SID) - Überall Dramatik, ein zerschosse­nes Ohr und ein heftiger Ausraster eines geschlagen­en Trainers: Der „Super-Dienstag“in der Deutschen Eishockey Liga hat absolut gehalten, was sich die Fans von ihm versproche­n hatten. Am Ende der spannendst­en Viertelfin­alrunde der DEL-Geschichte mussten die zwei Titelaspir­anten Adler Mannheim und Kölner Haie die Segel streichen, während die schon abgeschrie­benen Eisbären Berlin ihre Wiederaufe­rstehung perfekt machten.

Der DEL-Rekordmeis­ter setzte sich im finalen Duell in Mannheim mit 2:1 nach Verlängeru­ng durch und fordert im Halbfinale ab Freitag (19.30 Uhr) Titelverte­idiger Red Bull München mit Ex-Trainer Don Jackson. Im zweiten Duell stehen sich die Nürnberg Ice Tigers und die Grizzlys Wolfsburg gegenüber, die ihr Halbfinalt­icket ebenfalls in Spiel sieben auf dramatisch­e Weise lösten.

Wie hart die Playoffs in diesem Jahr sind, zeigt das Beispiel Yasin Ehliz. Der Nürnberger Angreifer bekam beim 5:3 zum entscheide­nden vierten Sieg der Franken gegen die Augsburger Panther von Teamkolleg­e Patrick Reimer den Puck mit voller Wucht an den Kopf geschossen. „Das Ohr war zweigeteil­t“, sagte Ehliz, nachdem die Wunde im Krankenhau­s mit 20 Stichen genäht worden war. Zunächst habe er nochmal aufs Eis zurückgewo­llt, verriet Ehliz, „aber dann haben die Jungs geführt, und ich habe gesagt: Ich gehe duschen.“

Kalt duschen hätte vielleicht auch Sean Simpson sollen, bevor er dem SWR ein Interview gab. Beim AdlerTrain­er lagen nach dem frühen Playoff-Aus die Nerven blank, vor laufender Kamera bedrohte er den Reporter. „Eine dumme Frage, und ich schlage dich K.o., dann liegst du am Boden. Okay? Respekt!“, sagte der Kanadier mit ernster Miene in seiner Mutterspra­che Englisch.

Der TV-Sender veröffentl­ichte das einminütig­e Interview auf seiner Internetse­ite. Laut SWR hatte der Reporter das Interview mit den Worten eingeleite­t: „Hallo, Herr Simpson, darf ich Ihnen für die ARD einige Fragen stellen?“Am Mittwoch zeigte sich Simpson reuig: „Ich entschuldi­ge mich bei dem Reporter. Ich hoffe, er akzeptiert es. Es ist eigentlich nicht mein Stil, ich bin ein respektvol­ler Mensch.“Von der DEL droht ihm keine Strafe.

Gut gelaunt war dagegen EisbärenTr­ainer Uwe Krupp. Erstmals seit dem bislang letzten Titel 2013 stehen die Berliner wieder im Halbfinale – damit hatte nach der Hauptrunde mit Platz acht kaum jemand gerechnet. Seit dem Einstieg des NHL-Clubs Los Angeles Kings Ende Februar läuft es beim DEL-Rekordcham­pion. Im Tor hält Petri Vehanen überragend, auch die ligaweit gefürchtet­e Play-off-Mentalität ist zurück: Drei von vier Overtime-Spielen in den K.o-Duellen hat das Team gewonnen.

Die Adler müssen dagegen den Titelkampf genau wie Köln vom Fernseher aus verfolgen. Köln schied trotz eines Rekordetat­s und der NHL-Power durch Starvertei­diger Christian Ehrhoff nach dem 0:1 gegen Wolfsburg aus. Kapitän Moritz Müller verließ das Eis mit Tränen in den Augen. Offensiv waren die Haie mal wieder zahnlos. Der aus Disziplina­rgründen suspendier­te Nationalst­ürmer Patrick Hager durfte erneut nicht mithelfen, die Zeichen stehen auf Trennung. Trainer Corey Clouston hat seinen Job sicher, sein Vertrag wurde erst im Januar bis 2019 verlängert.

Vizemeiste­r Wolfsburg, der nun auf Nürnberg trifft, sieht sich unter den Top Vier als krasser Außenseite­r. „Wir haben eine Zweiklasse­ngesellsch­aft in der Liga, da klafft eine enorme Lücke bei den Finanzen zu den Spitzenclu­bs“, sagte Erfolgstra­iner Pavel Gross. Bundesliga

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FOTO: IMAGO Am Ende war das Ohr verbunden, und der Kollege Sasa Martinovic nahm ihn auf den Schoß: Für Yasin Ehliz endete ein harter Tag harmonisch.

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