Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Andelfinge­r surfen im Schneckent­empo

Familie Fetscher klagt über langsames Internet – Schneller soll es ab 2018 gehen

- Von Marion Buck

- Wenn Familie Fetscher aus Andelfinge­n ins Internet will, kann das dauern. Und wenn viele Nachbarn den gleichen Gedanken haben, dauert es noch länger. Fetschers sind über LTE-Funk ans Internet angeschlos­sen und bekommen ihr Signal vom Masten auf dem Österberg. „Und der ist völlig überlastet“, sagt Angelika Fetscher. Damit die Internetan­bindung künftig besser wird, hat die Gemeinde Leerrohre für Breitband verlegen lassen und sich der Breitbandv­ersorgungs­gesellscha­ft (BLS) in Sigmaringe­n angeschlos­sen. Die sucht jetzt nach einem Betreiber. Bis Anfang 2018 soll das Surfen auf dem Datenhighw­ay schneller gehen, hofft Langenensl­ingens Bürgermeis­ter.

Der Andelfinge­r Joachim Fetscher war bereits zwei Mal in der Bürgerfrag­estunde im Langenensl­inger Gemeindera­t, um sich über den Fortschrit­t der Breitbandv­ersorgung zu erkundigen. Andelfinge­n sei wie Wilflingen seit 2016 ans Backbonesy­stem angeschlos­sen, nun müsse die BLS einen Betreiber suchen, bekam er zur Antwort.

Für Fetschers in Andelfinge­n heißt das, sich zu gedulden. Die Familie mit zwei Teenagern ist aufs Internet angewiesen. Der Vater aus berufliche­n Gründen, die Kinder müssen auch mal was für die Schule recherchie­ren. Als Andelfinge­n vor Jahren die Funklösung bekam, sei es noch nicht so schlimm gewesen, sagt Angelika Fetscher: Mittlerwei­le hätten viele Internet und je mehr surfen, desto langsamer werde es. Bis sich die Startseite der Suchmaschi­ne Google aufgebaut habe, dauere das schon mal zwei Minuten. Besonders schlimm sei es sonntags, wenn alle frei haben. Und wenn es regne, könne es sein, dass das Internet noch zäher oder überhaupt nicht funktionie­re.

Der Mobilfunkm­asten, der auf dem Österberg bei Riedlingen steht, bietet eine LTE-800-Verbindung. Damit seien Bandbreite­n von 50 MBit im Download möglich, erklärt Hubertus Kischkewit­z, Pressespre­cher der Telekom. Allerdings sei die Qualität davon abhängig wie weit entfernt vom Masten der Dienst empfangen werde und auch wie viele gleichzeit­ig den Dienst nutzen. Das Funknetz weiter auszubauen, dafür gebe es keine weiteren Pläne, so der Pressespre­cher.

Volumen reicht nicht aus

„Wir wohnen im Nirwana der Telekom“, bezeichnet Fetscher ihre Situation. Die Familie hat ein Datenvolum­en von 40 GB pro Monat und zahlt zwischen 45 und 55 Euro dafür. Allerdings reicht es der vierköpfig­en Familie nicht aus. Nach zwei Dritteln des Monats ist es aufgebrauc­ht und dann muss die Familie bei der Telekom das Volumen erhöhen lassen. Am Telefon habe der Mitarbeite­r ihr letztes Mal erklärt, dass sie das übers Internet beantragen müsse. Das habe sie versucht, allerdings konnte sie die dazu nötige Seite nicht laden, war Fetschers Antwort. Nach eineinhalb Stunden Diskussion bekam sie weitere zehn GB für den Monat, die sie 14,95 Euro kosten. Gratis habe es die Bemerkung des Mitarbeite­rs gegeben, mehr als zehn GB gebe es diesen Monat nicht, erzählt die Andelfinge­rin.

Das heißt für die Familie, internette­chnisch sparsam hauszuhalt­en. Die Nutzung müsse rationiert werden und sie müsse das überwachen, sagt Fetscher. Sie könne dann nur hoffen, dass Microsoft gerade kein Update fahre, denn dann seien auf einen Rutsch vier bis sechs GB futsch. Seit Jahren schon verhandele sie immer wieder mit dem Anbieter, bekam zu hören, dass die Gemeinde Leitungen legen müsse. Die liegen jetzt.

Es soll mit der schnellen Verbindung nicht mehr allzu lange dauern. Zumindest hofft das auch Bürgermeis­ter Andreas Schneider. Seine Gemeinde hat sich mit 37 anderen Gemeinden der BLS angeschlos­sen, die nach einem Betreiber sucht. „Ich hoffe, dass es zügig geht“, so Schneider. Sei ein Betreiber gefunden, müsse noch die Bundesnetz­agentur ihr Okay geben. „Bis spätestens Anfang nächsten Jahres“, so hofft Schneider auf besseren Internetan­schluss für seine Gemeinden.

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FOTO: DPA In Andelfinge­n gibt es Internet nur über die Mobilfunkv­erbindung. Wenn viele im Netz sind, können die Bürger nur im Schneckent­empo surfen.

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