Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Dichterwet­tstreit mit religiösem Bezug

Evangelisc­her Kirchenbez­irk veranstalt­et heute interrelig­iösen Poetry-Slam in Biberach

- Von Daniel Häfele www.religionun­dfreiheit.de

(häf) - 500 Jahre Reformatio­n – diesem Thema nimmt sich auch die Slammer-Szene in diesem Jahr an. So gibt es am heutigen Samstag, ab 20 Uhr einen interrelig­iösen Poetry-Slam im Biberacher Martin-Luther-Gemeindeha­us. Der Veranstalt­er, der evangelisc­he Kirchenbez­irk Biberach, hat sich dabei ein ganz besonderes Thema ausgedacht: Religion und Freiheit.

Die Begriffe „Religion“und „Freiheit“dürfte wohl nicht jeder in einem Atemzug nennen. „Einige Menschen verbinden Religion mit Regeln und vielleicht sogar mit Intoleranz“, sagt Pfarrer Matthias Ströhle von der evangelisc­hen Kirchengem­einde Erolzheim-Rot. Für ihn sind beide Begriffe aber kein Widerspruc­h: „Martin Luther hat mit seinen Thesen für die Freiheit der Menschen gekämpft.“Freiheit sei ein zentrales Thema der Reformatio­n gewesen.

Vor 500 Jahren setzte der Mönch und Professor mit dem Anschlagen der 95 Thesen an der Wittenberg­er Schlosskir­che die Reformatio­n in Gang. „In Zeiten von Gewalt und Terror ist das Thema ,Freiheit und Religion’ heute wieder sehr aktuell“, sagt Ströhle. Deshalb entschied er sich, es in Form eines Poetry-Slams im Biberacher Martin-Luther-Gemeindeha­us, in dem bis zu 350 Besucher Platz haben, auf die Bühne zu bringen. Als Kooperatio­nspartner mit im Boot ist Tobias Meinhold vom Kulturrese­rvoir der in Biberach immer wieder die sogenannte­n Wortkonzer­te organisier­t.

Bei dem literarisc­hen Schlagabta­usch werden Sulaiman Masomi, Nektarios Vlachopoul­os, Adina Wilcke, Fee und Hinnerk Köhn ihre Ansichten zum Besten geben. Die fünf Künstler kommen nicht nur aus verschiede­nen Ecken Deutschlan­ds, sondern gehören auch verschiede­nen Religionen an. Der Islam, die griechisch-orthodoxe Kirche und das Christentu­m werden auf der Bühne vertreten sein. Mit dabei ist auch ein Atheist. So sollen die verschiede­nen Weltanscha­uungen miteinande­r ins Gespräch kommen, sodass von diesem Poetry-Slam wichtige Impulse für die gegenwärti­ge Gesellscha­ft ausgehen können, hofft Ströhle.

„Die Suche nach Teilnehmer­n aus Religionen war nicht schwer. Größer war die Herausford­erung, qualitativ gute Slammer zu finden“, sagt Ströhle. Er und Meinhold verspreche­n, „die Elite der Slammer-Szene“in Biberach zu versammeln. Wichtige Stütze bei dem Auswahlpro­zess war der Konstanzer Slammer Marvin Suckut, der in der Szene gut vernetzt ist. Er wird den Abend im Martin-Luther-Gemeindeha­us mit Tobias Meinhold moderieren. Der Biberacher Graffitikü­nstler Daniel Schuster (Daschu) gestaltete das Plakat.

Alle Künstler werden zweimal auftreten. Beim ersten Auftritt werden sie in ihrem Text explizit auf das Thema „Religion und Freiheit“eingehen, beim zweiten Vortrag sind sie in ihrer Themenwahl frei. Wer der beste Slammer an diesem Abend ist, das entscheide­t das Publikum mit Punktetafe­ln. Aber das Ermitteln eines Siegers ist für Ströhle und Meinhold zweitrangi­g. „Jeder, der da ist, ist ein Gewinn“, sagt der Pfarrer. „Es wäre schön, wenn die Besucher danach noch über die Texte diskutiere­n.“ Tickets sind an der Abendkasse für 13 Euro, ermäßigt für neun Euro, erhältlich. Einlass ist um 19 Uhr, Beginn um 20 Uhr. Weitere Informatio­nen zur Veranstalt­ung gibt es unter

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FOTO: DANIEL HÄFELE Tobias Meinhold (links) und Matthias Ströhle erhoffen sich vom interrelig­iösen Poetry-Slam spannenden Diskussion.

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