Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Dichterwettstreit mit religiösem Bezug
Evangelischer Kirchenbezirk veranstaltet heute interreligiösen Poetry-Slam in Biberach
(häf) - 500 Jahre Reformation – diesem Thema nimmt sich auch die Slammer-Szene in diesem Jahr an. So gibt es am heutigen Samstag, ab 20 Uhr einen interreligiösen Poetry-Slam im Biberacher Martin-Luther-Gemeindehaus. Der Veranstalter, der evangelische Kirchenbezirk Biberach, hat sich dabei ein ganz besonderes Thema ausgedacht: Religion und Freiheit.
Die Begriffe „Religion“und „Freiheit“dürfte wohl nicht jeder in einem Atemzug nennen. „Einige Menschen verbinden Religion mit Regeln und vielleicht sogar mit Intoleranz“, sagt Pfarrer Matthias Ströhle von der evangelischen Kirchengemeinde Erolzheim-Rot. Für ihn sind beide Begriffe aber kein Widerspruch: „Martin Luther hat mit seinen Thesen für die Freiheit der Menschen gekämpft.“Freiheit sei ein zentrales Thema der Reformation gewesen.
Vor 500 Jahren setzte der Mönch und Professor mit dem Anschlagen der 95 Thesen an der Wittenberger Schlosskirche die Reformation in Gang. „In Zeiten von Gewalt und Terror ist das Thema ,Freiheit und Religion’ heute wieder sehr aktuell“, sagt Ströhle. Deshalb entschied er sich, es in Form eines Poetry-Slams im Biberacher Martin-Luther-Gemeindehaus, in dem bis zu 350 Besucher Platz haben, auf die Bühne zu bringen. Als Kooperationspartner mit im Boot ist Tobias Meinhold vom Kulturreservoir der in Biberach immer wieder die sogenannten Wortkonzerte organisiert.
Bei dem literarischen Schlagabtausch werden Sulaiman Masomi, Nektarios Vlachopoulos, Adina Wilcke, Fee und Hinnerk Köhn ihre Ansichten zum Besten geben. Die fünf Künstler kommen nicht nur aus verschiedenen Ecken Deutschlands, sondern gehören auch verschiedenen Religionen an. Der Islam, die griechisch-orthodoxe Kirche und das Christentum werden auf der Bühne vertreten sein. Mit dabei ist auch ein Atheist. So sollen die verschiedenen Weltanschauungen miteinander ins Gespräch kommen, sodass von diesem Poetry-Slam wichtige Impulse für die gegenwärtige Gesellschaft ausgehen können, hofft Ströhle.
„Die Suche nach Teilnehmern aus Religionen war nicht schwer. Größer war die Herausforderung, qualitativ gute Slammer zu finden“, sagt Ströhle. Er und Meinhold versprechen, „die Elite der Slammer-Szene“in Biberach zu versammeln. Wichtige Stütze bei dem Auswahlprozess war der Konstanzer Slammer Marvin Suckut, der in der Szene gut vernetzt ist. Er wird den Abend im Martin-Luther-Gemeindehaus mit Tobias Meinhold moderieren. Der Biberacher Graffitikünstler Daniel Schuster (Daschu) gestaltete das Plakat.
Alle Künstler werden zweimal auftreten. Beim ersten Auftritt werden sie in ihrem Text explizit auf das Thema „Religion und Freiheit“eingehen, beim zweiten Vortrag sind sie in ihrer Themenwahl frei. Wer der beste Slammer an diesem Abend ist, das entscheidet das Publikum mit Punktetafeln. Aber das Ermitteln eines Siegers ist für Ströhle und Meinhold zweitrangig. „Jeder, der da ist, ist ein Gewinn“, sagt der Pfarrer. „Es wäre schön, wenn die Besucher danach noch über die Texte diskutieren.“ Tickets sind an der Abendkasse für 13 Euro, ermäßigt für neun Euro, erhältlich. Einlass ist um 19 Uhr, Beginn um 20 Uhr. Weitere Informationen zur Veranstaltung gibt es unter