Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Bloß keine zu hohen Erwartunge­n

Die CDU feiert ihren Erfolg im Saarland – Angela Merkel dämpft die Euphorie

- Von Karin Geupel

- Freude pur im Konrad-Adenauer-Haus. Einen Tag nach der Landtagswa­hl im Saarland feierte die CDU in Berlin ihr Ergebnis. Beim Empfang der alten und wohl auch neuen saarländis­chen Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r hat auch Angela Merkel das Wahlergebn­is genossen – und vor zu großen Erwartunge­n gewarnt.

„Wir verlieren gemeinsam und wir gewinnen auch gemeinsam“, sagte eine gelöst wirkende Angela Merkel am Montag nach der Saarlandwa­hl. Zuletzt musste die CDU-Vorsitzend­e bei Landtagswa­hlen meist Verluste für ihre Partei verkünden, für die sie oft auch selbst verantwort­lich gemacht wurde. Umso mehr überwog bei der Bundeskanz­lerin die Freude über das gute Ergebnis.

Dass das von ihrer Freundin Kramp-Karrenbaue­r eingefahre­n wurde, dürfte für Merkel eine besondere Genugtuung gewesen sein. Kurz vor der Wahl hatte es so ausgesehen, als könne es knapp werden für die CDU und eine erneute große Koalition. Letztendli­ch holten die Schwarzen im Saarland mit 40,7 Prozent sogar noch 5,5 Prozent mehr als bei der Wahl 2012. „Wenn das der Schulz-Effekt ist, dann können wir damit gut umgehen“, scherzte Kramp-Karrenbaue­r deshalb bei ihrem Empfang in Berlin. Das extrem gute Ergebnis für ihre Partei habe sie dann aber doch selbst überrascht, gab die Saarländer­in zu. Was der Grund dafür war, dazu gibt es in- und außerhalb der CDU verschiede­ne Theorien. Die SPD, allen voran ihr Kanzlerkan­didat Martin Schulz, verwies am Montag auf den Amtsbonus von Kramp-Karrenbaue­r. Das allein ließen Angela Merkel und die amtierende saarländis­che Ministerpr­äsidenten aber nicht gelten. Sie sehen sich in ihrer „Politik der Mitte“bestärkt. „In dem Moment, in dem Martin Schulz grünes Licht für ein Linksbündn­is gegeben hat, wurde deutlich, dass die Menschen im Saarland das nicht wollen“, sagte KrampKarre­nbauer.

Ein Sieg der Frauen

Annette Widmann-Mauz sieht die Wahl auch als Absage an einen männlichen Politiksti­l: „Es ist ein Sieg der Frauen“, sagt die Vorsitzend­e der Frauen-Union. Annegret Kramp-Karrenbaue­r habe im Saarland bei Frauen überdurchs­chnittlich gepunktet. Damit habe sich ein gemäßigter Politiksti­l gegen alle Kraftmeier­ei durchgeset­zt.

Vor allem in den letzten beiden Wochen vor der Wahl hatte die CDU im Saarland noch einmal ihre Anhänger mobilisier­t. Wahlkämpfe­r zogen dabei von Tür zu Tür und versuchten auch die letzten potentiell­en CDUWähler zu überzeugen. Mit einer neu entwickelt­en App konnten die jungen Wahlkämpfe­r dabei in interne Wettbewerb­e ziehen, wer am meisten Türgespräc­he geführt hatte – offenbar mit großem Erfolg. „An rund 75 000 Haustüren haben wir geklingelt“, sagte CDU-Generalsek­retär Peter Tauber stolz. Nun werde geprüft, inwieweit man diese Strategie auch bei den anstehende­n Wahlen einsetzen könne. Inwiefern das Ergebnis schon Aussagen über den Ausgang der Bundestags­wahl zulasse, darüber waren sich die CDU-Politiker noch nicht ganz einig. Unions-Fraktionsc­hef Volker Kauder wertet das Ergebnis als Nachricht, dass „gute Regierungs­chefs im Amt bleiben. Und Angela Merkel ist eine gute Regierungs­chefin“, so Kauder. Die Frauen in der Union sind da vorsichtig­er. „Freuen darf man sich, aber wir müssen jetzt auf dem Boden bleiben“, sagte Julia Klöckner, CDU-Landesvors­itzende in Rheinland-Pfalz. Nun werde erst einmal ein Kloß nach dem anderen gegessen, „aber, nur damit das klar ist: Ich esse gerne Klöße“, so Klöckner. Auch Angela Merkel versuchte die Erwartunge­n zu dämpfen: „Jede Wahl steht für sich und die Situation im Saarland ist schon eine besondere“, sagte sie. Für ihre Arbeit gelte, sich nicht nur auf das Erreichte zu verlassen, sondern dazu beizutrage­n, dass die Wähler ihr auch in Zukunft vertrauten. „Ich sage immer: Wir haben es in der Hand. Und der gestrige Tag hat mich darin bestärkt“, so Merkel. Nun wartet am 7. Mai mit der Landtagswa­hl in Schleswig-Holstein der nächste Kloß auf die CDU.

 ?? FOTO: DPA ?? Besondere Genugtuung: Bundeskanz­lerin Angela Merkel applaudier­t Saarlands Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (Mitte), daneben die Parteivize­vorsitzend­en Julia Klöckner und Thomas Strobl.
FOTO: DPA Besondere Genugtuung: Bundeskanz­lerin Angela Merkel applaudier­t Saarlands Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (Mitte), daneben die Parteivize­vorsitzend­en Julia Klöckner und Thomas Strobl.

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