Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Große Pause als Dankeschön
Joachim Löw peilt den WM-Titel an und will seine Asse beim Confed Cup schonen
●Rainer Bonhof
(Foto: dpa), Weltmeister von 1974 und Vize-Präsident von Borussia Mönchengladbach, ist mit dem Wochentag seines 65. Geburtstages am Mittwoch nicht ganz einverstanden. „So ein Tag unter der Woche, das ist ja Käse“, meint die Gladbach-Legende. Und trotzdem hat er vor allem für seinen Herzensclub einen großen Wunsch: Ende April steht das DFB-PokalHalbfinale gegen Eintracht Frankfurt an: „Ich möchte noch einmal einen DFB-Pokalsieg erleben“, so Bonhof. Denn von seinem Club und seiner Stadt kam er nie los. „Ich bin ja immer wieder nach Mönchengladbach zurückgekommen. Das ist meine Heimat, das ist mein Zuhause.“(SID)
Wolf Hannes
Trainer
(Foto: dpa) will sich von der jüngsten Serie ohne Sieg und der verlorenen Tabellenführung des VfB Stuttgart in der 2. FußballBundesliga nicht verunsichern lassen. „Wir dürfen uns nicht einreden lassen, dass wir etwas zu verlieren haben. Wir sollten stattdessen das Gefühl haben, dass wir sehr, sehr viel gewinnen können“, sagte der 35-Jährige in einem „Kicker“-Interview. In den vergangenen drei Partien spielte Stuttgart zweimal Remis und verlor 0:1 in Fürth. Mit einem Punkt Rückstand auf Spitzenreiter Union Berlin steht der VfB auf Rang zwei der Tabelle. „Natürlich hätten wir zuletzt lieber gewonnen. Aber jetzt müssen wir das Beste daraus machen, müssen Energie aus dem Wissen ziehen, dass wir es schaffen können“, so Wolf. Am Sonntag ist Dynamo Dresden zu Gast in Stuttgart. Das Hinspiel verlor der VfB 0:5. „Wir wollen unsere beste Leistung abrufen und auf den Erfolgsweg zurückkehren. Das Saisonende ist nicht mehr weit weg“, sagte Wolf. (dpa)
(dpa/SID/sz) - In einem kahlen Kellerraum zu Baku schwor Joachim Löw mit einer flammenden Halbzeitansprache nach fünf von zehn Spielen in der WM-Qualifikation alle Kräfte im deutschen Fußball auf eine historische Aufgabe ein. Nach dem 4:1 in Aserbaidschan erklärte der Bundestrainer den zweiten WM-Triumph in Folge zu einer Aufgabe, der alles andere untergeordnet werden müsse, vom Confederations Cup bis zur EM der U21-Junioren. „Den WM-Titel zu gewinnen, das ist mein und unser aller Ziel.“Das Feuer im Weltmeistercoach von 2014 lodert wieder.
Als sich nach der Landung der DFB-Chartermaschine um 5.04 Uhr am Montagmorgen auf dem RheinMain-Airport die Wege der müden Nationalspieler trennten, konnte der Bundestrainer etliche seiner Asse gleich in die nächste lange Länderspielpause verabschieden.
Extrem belastete Vielspieler wie die noch in der Champions League beschäftigten Weltmeister Toni Kroos, Sami Khedira, Manuel Neuer, Mats Hummels oder Thomas Müller dürfen wohl auf den Confed Cup verzichten, sie sollen im Sommer lieber lange Urlaub machen und regenerieren. Alle Aufgaben im Juni, das Testspiel in Dänemark, die Qualifikationspartie gegen San Marino und das Testturnier in Russland, will Löw mit einem Perspektivteam angehen.
„Jedes Jahr ein Turnier ist nicht so einfach wegzustecken für die Spieler“, erläuterte Löw. „Die Spieler sind bei Turnieren sieben, acht Wochen nach der Saison unter höchster Belastung, körperlich, psychisch, emotional.“Die knifflige Aufgabe, den Confed-Cup (17. Juni bis 2. Juli) und die U21-EM (16. bis 30. Juni) mit zwei wettbewerbsfähigen Teams zu bestücken, muss hinter dem großen Traum zurückstehen. „Über allem steht die WM 2018“, sagte Löw. „Die Frage ist: Welche Spieler sind in der Lage, uns über U21-EM oder Confed-Cup im nächsten Jahr bei der WM zu verstärken?“Löws Antwort wird die personelle Besetzung der beiden Turniere diktieren, natürlich wird sich Löw gründlich mit U21-Trainer Stefan Kuntz beraten.
Die Spieler finden die Erholung gut. Er sei für die Pause im Sommer, sagte der Münchner Mats Hummels: „Es ist das Ziel für uns, dass wir bei der WM so schlagkräftig wie möglich sind, denn ich sehe große Chancen, dass wir mit der Truppe wieder sehr weit kommen.“
In der Tat. Bei Halbzeit der Qualifikation führt Deutschland die Gruppe C mit dem Maximum von 15 Punkten vor Nordirland (10) und Tschechien (8) an. „Der Favoritenrolle sind wir bislang absolut gerecht geworden. Ich gehe davon aus, dass wir uns das nicht mehr nehmen lassen“, meinte Thomas Müller, dem sein fünftes Tor im Wettbewerb gelang.
Dazu trafen zweimal Schürrle sowie Mario Gomez. Das Gegentor von Dimitij Nazarov vom Zweitligisten Erzgebirge Aue, das nach 678 Minuten den Zu-Null-Rekord der Nationalmannschaft beendete, war der erste zählbare Schönheitsfehler auf dem langen Weg nach Russland.
Löw blickte über die Nachlässigkeiten, die Hummels als „Arroganz“tadelte, angesichts der Gesamtleistung hinweg. Er hatte viel Gutes gesehen, etwa vom Dortmunder Doppeltorschützen André Schürrle und dem Münchner Joshua Kimmich, die in ihren Clubs gerade kaum spielen dürfen. Kimmich zumindest hat sich bei Löw als Rechtsverteidiger festgespielt.
Löw lobt die Führungskräfte
Von einer „Erlösung“mochte Schürrle nach zwei Toren und einer Torvorlage zwar nicht sprechen. Aber er war Löw doch sehr dankbar. „Natürlich tut das Vertrauen gut, sehr gut. Und ich konnte es auch zurückzahlen. Das war eine gute Woche“, resümierte Schürrle. „Wenn ich von der Grundqualität eines Spielers überzeugt bin, werde ich ihm in schwierigen Situationen immer helfen“, erklärte Löw.
Ein Lob verteilte er an seine Führungskräfte. Die würden auch in Spielen wie gegen Aserbaidschan vorangehen: „Wenn ich zurückblicke, dann haben wir gegen die vermeintlich Kleinen die letzten acht, neun, zehn Jahre immer klar gewonnen. Im Gegensatz zu einigen anderen Nationen, die manchmal große Probleme in den Qualifikationen haben.“Löw beeindruckt dieses Auftreten. „Hier ist immer der Zug da“, rühmte er Sami Khedira und Co. „Man nimmt nicht nur die WM ernst, sondern auch die Qualifikation“, erklärte Khedira selbst. Die deutsche U21 bestreitet heute im Stadion auf der Waldau in Stuttgart gegen Portugal (18 Uhr) ihren letzten Test vor der EM in Polen (16. bis 30. Juni). Das Team von Trainer Stefan Kuntz peilt den zehnten Heimsieg in Folge an, Vize-Europameister Portugal hat sich allerdings wie die DFB-Auswahl ohne Niederlage für die EM qualifiziert. „Die Portugiesen sind technisch sehr gut, die kennen wir noch von der EM 2015 und von Olympia. Da müssen wir wieder Vollgas geben“, sagte der Schalker Spielmacher Max Meyer.