Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Kanalbrück­e soll im Stadtbild verbleiben

Plan: Günter Eberhardt will Riedlinger Hochwasser­kanalbrück­e kaufen und in eine Gastronomi­e integriere­n

- Von Anna-Lena Buchmaier und Bruno Jungwirth

- Von Mitte April an soll die Hochwasser­kanalbrück­e in Riedlingen abgebaut werden. Doch komplett aus dem Riedlinger Stadtbild soll sie nicht verschwind­en – zumindest wenn es nach Günter Eberhardt aus Hohentenge­n geht. Eberhardt, der aus Dürmenting­en stammt, will die Brücke kaufen und sie in ein neues Café oder Hotel integriere­n, das im Anschluss an das alte Postamt in Riedlingen entstehen könnte.

Eberhardt hat schon mehrere ganz besondere Projekte am Laufen. Kürzlich haben die Rottweiler in einem Bürgerents­cheid zugunsten der längsten Hängebrück­e der Welt gestimmt, die er als Privatinve­stor bauen will. Nach dem Aufzugstes­tturm in Rottweil, der bald eingeweiht wird, und dem Bewehrungs­bau der gigantisch­en Moschee in Algier ein weiteres Großprojek­t des Bauunterne­hmers mit Firmensitz in Hohentenge­n – und sicher nicht das letzte.

Der Bau der Rottweiler Brücke hat noch nicht einmal begonnen, ja, könnte sogar noch an so manchem bürokratis­chen Fallstrick scheitern, da hat er bereits die weitere Investitio­n in Riedlingen im Sinn: Er will die Hochwasser­kanalbrück­e in Riedlingen erhalten und räumlich in ein Café oder Restaurant mit historisch­em Ambiente integriere­n, das er eigens dafür bauen möchte.

Historisch­es Erbe bewahren

Der Gedanke, historisch­es Erbe zu erhalten und in Einklang mit baulichem Fortschrit­t zu bringen, begeistert den Bauunterne­hmer, der auch Eigentümer des alten Postamts in Riedlingen ist. Als er hörte, dass die Hochwasser­kanalbrück­e in Riedlingen ersetzt werden sollte, fasste er den Entschluss, die alte Brücke zu kaufen. Das Interesse ist dabei natürlich auch berufliche­r Natur. „Sie ist aus Stahl, dem Werkstoff, mit dem wir täglich arbeiten“, erklärt der Bauunterne­hmer, der auch den Bewehrungs­bau des geplanten Hallenbads in Riedlingen für die Bad Saulgauer Firma Reisch durchführt.

Durch die Vergaben der Leistungen ging die Brücke in den Besitz der beauftrage­n Firma Schmid aus Baltringen über, die den Abriss vornimmt. „Ich habe mit der Baufirma gesprochen, und ich könnte die Brücke für den Schrottpre­is abkaufen“, so Eberhardt. Die Brücke würde ohnehin sonst verschrott­et werden. Noch ist jedoch nichts unterschri­eben. Unklar ist auch, ob er die Brücke in ganzer Länge (27 Meter und zehn Meter Breite) per Schwertran­sport zu einem Ort bringen würde, um sie zunächst einzulager­n, oder ob es geschickte­r wäre, sie zu demontiere­n.

In einem nächsten Schritt will er die Stahlkonst­ruktion aus dem Jahr 1901 in ein Haus einpassen, das noch gar nicht gebaut ist. Die Brücke soll dabei zwei Stockwerke miteinande­r verbinden, als Art Zwischende­cke über einem Erdgeschos­s. „Ich besitze ein Grundstück neben dem alten Postamt am Donauradwe­g, von dem Platz aus hat man tolle Sicht auf das Donauwehr und die Altstadt.“Dort könnte das Haus entstehen, in das ein gastronomi­scher Betrieb einziehen soll, den der 49-Jährige verpachten würde. Die Lage, findet Eberhardt, würde sich sogar für ein Hotel anbieten. „Ich will, dass das Restaurant oder Café auch in der Dimension zur Größe Riedlingen­s passt“, sagt Eberhardt. „Der Betreiber soll davon leben können.“Als nächstes will der 49-Jährige den Standort hinsichtli­ch seiner Eignung für das Vorhaben untersuche­n lassen. Erste Skizzen für das Projekt gibt es schon.

Mit der Stadtverwa­ltung gab es erste Gespräche über das Projekt. „Wir freuen uns, wenn sich jemand engagiert“, sagt Stadtbaume­ister Johann Suck. Allerdings sieht er Platzprobl­eme für die Umsetzung der Pläne. Denn dem Bauunterne­hmer gehören noch die Hoffläche, die zum Postamt gehört. Dass diese für dieses Projekt einer Gastronomi­e ausreicht in das die Brücke komplett integriert werden kann, glaubt er nicht. Dazu müsste Eberhardt noch öffentlich­e Flächen dazu kaufen. Aber dass der Gemeindera­t an dieser Stelle, direkt neben der neuen Fußgängerb­rücke und angesichts der Planungen eines Fachmarktz­entrums auf dem angrenzend­en Stadthalle­nareal, diese Flächen verkauft, kann er sich nicht vorstellen. Aber: Wenn die detaillier­ten Pläne des Hohentenge­r Bauunterne­hmens auf dem Tisch liegen, wird man sich die Stadt nochmals intensiv damit beschäftig­en.

„Eigentlich blicke ich immer in die Zukunft“, so Eberhardt, der sich selbst als fortschrit­tsorientie­rt beschreibt. „Durch die Arbeit in Rottweil hatte ich aber viel mit Menschen zu tun, die sich für den Erhalt des Historisch­en einsetzen und die Vergangenh­eit bewahren wollen.“Immer wieder sei er mit dieser Sichtweise konfrontie­rt worden, sie habe ihm irgendwann imponiert – nun hat er sie sich zu eigen gemacht. Bei einer Donauradto­ur habe er alte Städte Bayerns wie Regensburg, Straubing und Kehlheim besucht. „Die waren top hergericht­et“, sagt er bewundernd. „Das hat mich infiziert.“

„Im vergangene­n Jahr war ich hauptsächl­ich mit der Hängebrück­e in Rottweil beschäftig­t“, erklärt der Bauunterne­hmer. Jetzt will er mit dem Bauvorhabe­n eine Brücke zur Heimat schlagen.

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FOTOS: PRIVAT/UNO So könnte die Riedlinger Hochwasser­kanalbrück­e in ein von Eberhardts Firma gebautes Café oder Hotel integriert werden (links).
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