Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Kanalbrücke soll im Stadtbild verbleiben
Plan: Günter Eberhardt will Riedlinger Hochwasserkanalbrücke kaufen und in eine Gastronomie integrieren
- Von Mitte April an soll die Hochwasserkanalbrücke in Riedlingen abgebaut werden. Doch komplett aus dem Riedlinger Stadtbild soll sie nicht verschwinden – zumindest wenn es nach Günter Eberhardt aus Hohentengen geht. Eberhardt, der aus Dürmentingen stammt, will die Brücke kaufen und sie in ein neues Café oder Hotel integrieren, das im Anschluss an das alte Postamt in Riedlingen entstehen könnte.
Eberhardt hat schon mehrere ganz besondere Projekte am Laufen. Kürzlich haben die Rottweiler in einem Bürgerentscheid zugunsten der längsten Hängebrücke der Welt gestimmt, die er als Privatinvestor bauen will. Nach dem Aufzugstestturm in Rottweil, der bald eingeweiht wird, und dem Bewehrungsbau der gigantischen Moschee in Algier ein weiteres Großprojekt des Bauunternehmers mit Firmensitz in Hohentengen – und sicher nicht das letzte.
Der Bau der Rottweiler Brücke hat noch nicht einmal begonnen, ja, könnte sogar noch an so manchem bürokratischen Fallstrick scheitern, da hat er bereits die weitere Investition in Riedlingen im Sinn: Er will die Hochwasserkanalbrücke in Riedlingen erhalten und räumlich in ein Café oder Restaurant mit historischem Ambiente integrieren, das er eigens dafür bauen möchte.
Historisches Erbe bewahren
Der Gedanke, historisches Erbe zu erhalten und in Einklang mit baulichem Fortschritt zu bringen, begeistert den Bauunternehmer, der auch Eigentümer des alten Postamts in Riedlingen ist. Als er hörte, dass die Hochwasserkanalbrücke in Riedlingen ersetzt werden sollte, fasste er den Entschluss, die alte Brücke zu kaufen. Das Interesse ist dabei natürlich auch beruflicher Natur. „Sie ist aus Stahl, dem Werkstoff, mit dem wir täglich arbeiten“, erklärt der Bauunternehmer, der auch den Bewehrungsbau des geplanten Hallenbads in Riedlingen für die Bad Saulgauer Firma Reisch durchführt.
Durch die Vergaben der Leistungen ging die Brücke in den Besitz der beauftragen Firma Schmid aus Baltringen über, die den Abriss vornimmt. „Ich habe mit der Baufirma gesprochen, und ich könnte die Brücke für den Schrottpreis abkaufen“, so Eberhardt. Die Brücke würde ohnehin sonst verschrottet werden. Noch ist jedoch nichts unterschrieben. Unklar ist auch, ob er die Brücke in ganzer Länge (27 Meter und zehn Meter Breite) per Schwertransport zu einem Ort bringen würde, um sie zunächst einzulagern, oder ob es geschickter wäre, sie zu demontieren.
In einem nächsten Schritt will er die Stahlkonstruktion aus dem Jahr 1901 in ein Haus einpassen, das noch gar nicht gebaut ist. Die Brücke soll dabei zwei Stockwerke miteinander verbinden, als Art Zwischendecke über einem Erdgeschoss. „Ich besitze ein Grundstück neben dem alten Postamt am Donauradweg, von dem Platz aus hat man tolle Sicht auf das Donauwehr und die Altstadt.“Dort könnte das Haus entstehen, in das ein gastronomischer Betrieb einziehen soll, den der 49-Jährige verpachten würde. Die Lage, findet Eberhardt, würde sich sogar für ein Hotel anbieten. „Ich will, dass das Restaurant oder Café auch in der Dimension zur Größe Riedlingens passt“, sagt Eberhardt. „Der Betreiber soll davon leben können.“Als nächstes will der 49-Jährige den Standort hinsichtlich seiner Eignung für das Vorhaben untersuchen lassen. Erste Skizzen für das Projekt gibt es schon.
Mit der Stadtverwaltung gab es erste Gespräche über das Projekt. „Wir freuen uns, wenn sich jemand engagiert“, sagt Stadtbaumeister Johann Suck. Allerdings sieht er Platzprobleme für die Umsetzung der Pläne. Denn dem Bauunternehmer gehören noch die Hoffläche, die zum Postamt gehört. Dass diese für dieses Projekt einer Gastronomie ausreicht in das die Brücke komplett integriert werden kann, glaubt er nicht. Dazu müsste Eberhardt noch öffentliche Flächen dazu kaufen. Aber dass der Gemeinderat an dieser Stelle, direkt neben der neuen Fußgängerbrücke und angesichts der Planungen eines Fachmarktzentrums auf dem angrenzenden Stadthallenareal, diese Flächen verkauft, kann er sich nicht vorstellen. Aber: Wenn die detaillierten Pläne des Hohentenger Bauunternehmens auf dem Tisch liegen, wird man sich die Stadt nochmals intensiv damit beschäftigen.
„Eigentlich blicke ich immer in die Zukunft“, so Eberhardt, der sich selbst als fortschrittsorientiert beschreibt. „Durch die Arbeit in Rottweil hatte ich aber viel mit Menschen zu tun, die sich für den Erhalt des Historischen einsetzen und die Vergangenheit bewahren wollen.“Immer wieder sei er mit dieser Sichtweise konfrontiert worden, sie habe ihm irgendwann imponiert – nun hat er sie sich zu eigen gemacht. Bei einer Donauradtour habe er alte Städte Bayerns wie Regensburg, Straubing und Kehlheim besucht. „Die waren top hergerichtet“, sagt er bewundernd. „Das hat mich infiziert.“
„Im vergangenen Jahr war ich hauptsächlich mit der Hängebrücke in Rottweil beschäftigt“, erklärt der Bauunternehmer. Jetzt will er mit dem Bauvorhaben eine Brücke zur Heimat schlagen.