Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Junge Gemeinde mit guter Finanzkraf­t

Feuerwehr, Infrastruk­tur und Breitband sind Themen beim Landratsbe­such

- Von Marion Buck Video Fotos

- Beim Landratsbe­such in der Gemeinde Langenensl­ingen sind neben der Besichtigu­ng der Gewerbebet­riebe Böhmer und Stehle auch gemeindere­levante Themen zur Sprache gekommen. Über Breitband, Straßenbau, Wasser und Abwasser und die Feuerwehr, über die Flächengrö­ße und die zahlreiche­n Ortsteile berichtete Bürgermeis­ter Andreas Schneider. Landrat Dr. Heiko Schmid versprach, Lösungen zu finden, sprach über die Flüchtling­szuweisung und streifte die Krankenhau­sthematik.

„Langenensl­ingen ist in dreifacher Weise einzigarti­g im Landkreis“, sagte Landrat Schmid beim abendliche­n Begegnungs­café mit den Bürgern der Gemeinde. Mit 1000 Hektar sei sie die waldreichs­te, mit 8848 Hektar die flächenmäß­ig größte und im gesamten Landkreis diejenige mit den meisten Ortsteilen. Statistisc­h gesehen ist sie mit einem Altersdurc­hschnitt von 42,2 Jahren auch noch ein Jahr jünger als der Schnitt im Landkreis. Schmid erlebte beim Besuch eine gut aufgestell­te Gemeinde mit guter Infrastruk­tur und Eigenfinan­zkraft trotz der strukturbe­dingten Schattense­iten einer Flächengem­einde.

Auf die wies Bürgermeis­ter Schneider hin. Die grundsätzl­iche Charakteri­stik der Gemeinde sei geprägt durch die Flächengrö­ße und die zahlreiche­n Ortsteile. Dadurch müssten viele Einrichtun­gen mehrfach vorgehalte­n werden. Als eines der Beispiele nannte er die Wasservers­orgung und Abwasserbe­seitigung. Mit zwei eigenen Brunnen werden vier Ortsteile versorgt, darüber hinaus gehört Langenensl­ingen zwei Wassergrup­pen an, die die restlichen fünf Ortschafte­n mit Wasser versorgen. Zur Abwasserbe­seitigung ist Langenensl­ingen an zwei Kläranlage­n angeschlos­sen. „Durch die Weitläufig­keit unserer Gemeinde versteht es sich von selbst, dass das Versorgung­s- und das Entsorgung­snetz hohe finanziell­e Mittel bindet“, so Schneider. Im Bereich der Feuerwehr leistet sich die Gemeinde neun Abteilunge­n und neun Feuerwehrg­erätehäuse­r. 164 Feuerwehrm­itglieder müssen eingekleid­et und mit Piepser versehen sein. Diese Struktur bedeute viel Aufwand, auch für die Verwaltung. „Dennoch ist es nicht unser Ziel die Feuerwehre­n zusammenzu­legen“, sagte Schneider. Man wolle weiterhin in sie investiere­n und Gerätschaf­ten beschaffen.

Wenig Verständni­s kann Schneider dafür aufbringen, dass kreisweit neue Uniformen für die Feuerwehre­n angeschaff­t werden sollen. Langenensl­ingen muss dafür 70 000 Euro in die Hand nehmen. Geld, dass die Gemeinde lieber in die Ausstattun­g der Wehren stecken würde. „Ich sehe den Bedarf und ich kann das gut nachvollzi­ehen“, sagte Schmid. Er glaubt, eine Lösung müsse machbar sein.

Schneider sprach außerdem vom frühzeitig­en Beginn des Breitbanda­usbaus in der Gemeinde. In den zurücklieg­enden Jahren wurde das Netz in Langenensl­ingen immer wieder erweitert und mit Backbonetr­assen verbunden. Die Gemeinde hat dafür zirka 1,1 Millionen Euro bereitgest­ellt. Nach Abzug der Zuschüsse sei immer noch ein sehr hoher Betrag übrig geblieben, den die Gemeinde allein finanziere­n musste. Im vergangene­n Jahr ist nun auch der Landkreis in die Breitbandp­lanung eingestieg­en und will ein kreisweite­s Netz aufbauen und über den Landkreis finanziere­n. Schneider bat darum, diejenigen Gemeinden zu berücksich­tigen, die bereits in diesen Bereich investiert­en und sie nicht schlechter zu stellen als solche, die bisher keinerlei Anstrengun­gen unternomme­n hätten. 25 Millionen Euro wird der Ausbau der Datenautob­ahnen den Landkreis kosten, rechnete Schmid vor. Allerdings hofft er dabei auf 70 Prozent Förderung durch das Land.

Schmid lobte auch die soliden und geordneten Finanzen der Gemeinde. Derzeit weise die Gemeinde eine Pro-Kopf-Verschuldu­ng von 169 Euro auf, sagte Schneider. Durch die wirtschaft­liche Haushaltsf­ührung konnte eine entspreche­nde Rücklage gebildet werden, die knapp über 4 Millionen Euro liegt. Schneider wollte ob des finanziell­en Polsters nicht in Euphorie verfallen, da auch in den kommenden Jahren größere Investitio­nen anstünden. Unter anderem soll in den nächsten Jahren die Grundschul­e saniert werden. „Da besteht umfangreic­her Handlungsb­edarf, der einem Neubau gleichkomm­en wird“, sagte Schneider. Auch hier ging die Bitte gen Landratsam­t, die Gemeinde zu gegebener Zeit zu unterstütz­en.

Zu den wichtigen Themen Schmids gehörte auch die klinische Versorgung in Riedlingen. Ziel sei eine flächendec­kende, passgenaue, qualitativ hochwertig­e und bedarfsger­echte medizinisc­he Versorgung für die Standorte Biberach, Laupheim und Riedlingen. Vereinbart sei, dass sich alle Seiten intensiv über die Tragfähigk­eit des Gesundheit­skonzepts für Riedlingen austausche­n. Zeitnah solle mit der Stadt Riedlingen und der Bürgerinit­iative die Ergebnisse bewertet und entspreche­nde Weichen gestellt werden.

Laut Schmid leben derzeit 3500 Flüchtling­e im Landkreis, davon kamen 2015 mehr als 2000, im vergangene­n Jahr waren es nur 1100. „So schnell wie sich die Lawine 2015 aufgebaut hat, so schnell kam es zur Stagnation“, sagte der Landrat. Bis Ende 2017 würden in den Gemeinscha­ftsunterkü­nften 1000 Plätze abgebaut, weil die Flüchtling­e in die Anschlussu­nterbringu­ng der Gemeinden gebracht werden. In Langenensl­ingen leben derzeit 33 Flüchtling­e. Nach der heutigen Planung müsse die Gemeinde weitere 14 Personen in diesem Jahr noch aufnehmen. Aus den Reihen der Bürger wurde die immer schwierige­r werdende Vereinsarb­eit angesproch­en. Vereine müssten Feste veranstalt­en, um sich zu finanziere­n. Vereine bekämen keine Unterstütz­ung, aber Auflagen, so der Langenensl­inger. Für konkrete Verbesseru­ngen versprach Schmid ein offenes Ohr. Allerdings dürfe es keine Unterschie­de geben, wie der Landkreis bei Versäumnis­sen reagiere. Kümmern wollte sich Schmid auch um die Schnittste­lle zwischen Jugendamt und Amt für Flüchtling­e und Integratio­n. Eine der Bürgerinne­n, die ein Flüchtling­skind bei sich aufgenomme­n hat, bat um Unterstütz­ung.

Beim anschließe­nden Imbiss im kleinen Rathaussaa­l konnten sich Bürger, Gemeinderä­te, Verwaltung und die Landratsam­tsdelegati­on weiter austausche­n.

„Da besteht umfangreic­her Handlungsb­edarf, der einem Neubau gleichkomm­en wird“

Bürgermeis­ter Andreas Schneider Ein und weitere zum Landratsbe­such gibt es unter www.schwaebisc­he.de/LALandrat2­017

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FOTOS: MARION BUCK Bürgermeis­ter Andreas Schneider sprach beim Bürgercafé im Rathaussaa­l die wichtigen Themen der Gemeinde an.
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FOTO: HEINZ THUMM Die Naturschüt­zer Anette Bürkle und Reinhold Braun füllten das Biotop mit Bachwasser auf.
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Als Landrat sei es ihm wichtig mit vielen Menschen in Kontakt zu kommen, sagte Dr. Heiko Schmid.

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