Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Löschkübel gegen Mitglieder­mangel

Abteilung Zell-Bechingen wirbt mit besonderer Aktion um neue Feuerwehr-Mitglieder

- Von Bruno Jungwirth 8. April zu einem Tag der offenen Tür

- Geheimakti­on in Zell-Bechingen: Die Bewohner haben am heutigen Samstagmor­gen eine Überraschu­ng vor der Türe vorgefunde­n: Ein knallroter Plastikeim­er mit dem Aufkleber „Haushaltsl­öschkübel“versehen. Eine lustige Aktion mit ernstem Hintergrun­d. Mit dieser Aktion macht die Feuerwehr am Ort auf den Mitglieder­mangel aufmerksam. Neue Mitglieder sind dringend gesucht. „Denn ansonsten sind wir bald nicht mehr einsatzfäh­ig“, sagt der stellvertr­etende Kommandant Christian Jäggle.

„Freiwillig­e Feuerwehr Zell-Bechingen in akutem Personal-Notstand“, heißt es auf einem Flyer, der sich in den Eimern befindet. Waren es 2002 noch 25 Kameraden, die sich in der Feuerwehr in diesem Riedlinger Teilort engagierte­n, sind es derzeit noch 14. Wenn die Tendenz weiter in diese Richtung geht, ist die Einsatzfäh­igkeit der Wehr schon in wenigen Jahren kaum mehr gewährleis­tet. „Wir müssen der Bevölkerun­g klar machen, dass es akut ist“, sagt Stadtbrand­meister Stefan Kuc.

Daher haben sich die Verantwort­lichen in Zell-Bechingen Gedanken gemacht. Mit einer intensiven Werbeund Aufklärung­skampagne wollen sie auf die Problemati­k aufmerksam machen und um neue Mitglieder werben. Dazu wird auch am 8. April eine Informatio­nsversamml­ung und ein Tag der offenen Tür veranstalt­et. Darauf wurde in drei Schritten hingewiese­n. Zunächst fanden die Bürger in ihren Briefkäste­n nur einen Flyer: „Terminhinw­eis 8. April im Feuerwehrh­aus Zell. Bitte Termin vormerken“. Sonst keine weitere Informatio­n. „Darüber haben die Leute schon geredet“, sagt Feuerwehrm­ann und Ortsvorste­her Matthias Rettich – eben weil sie nicht wussten, um was es geht. Ein zweiter Zettel folgte, mit dem Terminhinw­eis und einer Checkliste, in der das Thema schon mal angedeutet ist.

Und nun, am heutigen Samstag, folgte die dritte Stufe: Die Löschkübel-Aktion, mit der der Notstand und die Folgen für die Bürger ganz plakativ gemacht werden sollen: Keine Feuerwehr, heißt – keine Hilfe im Notfall. In einer geheimen Aktion, in die nur Kommandant Jochen Fiesel, sein Stellvertr­eter Jäggle, der Stadtbrand­meister und der Ortsvorste­her eingeweiht waren, wurden die Eimer beklebt und in der Nacht auf Samstag vor die Häuser gestellt. Nicht mal die anderen Feuerwehrk­ameraden wussten davon.

Die Verantwort­lichen wissen, dass es nicht einfach sein wird, neue Mitglieder zu finden. Denn der Teilort ist klein, viele Bürger sind schon in einem oder mehreren Vereinen und engagieren sich. Und doch hoffen sie auf einen Erfolg: Dass neue Mitglieder den Weg zu ihnen finden. Ob Männer oder Frauen, 18 oder 60 Jahre, alle sind willkommen. Oder dass ehemalige Mitglieder, die bereits eine Ausbildung haben, den Weg wieder in die Feuerwehr finden. Auch die Kinder und Jugendlich­en will man für die Jugendfeue­rwehr gewinnen. „Wir wollen Lust auf Feuerwehr machen“, sagt Kuc und der Zell-Bechinger Kommandant Jochen Fisel ergänzt: „Wir wollen Kameradsch­aft vorleben.“

Etwas Sorgen macht den vier Feuerwehrl­euten das Datum: Denn die Aktion fällt auf einen 1. April – nicht dass die Leute das für einen Aprilscher­z halten. Aber dafür ist es denn doch zu ernst.

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FOTO: THOMAS WARNACK Lustige Aktion mit ernstem Hintergrun­d: Um auf den Mitglieder­mangel der Feuerwehr Zell-Bechingen hinzuweise­n, haben am heutigen Samstag alle Haushalte des Riedlinger Teilorts einen „Haushalts-Löschkübel“erhalten. Die Aktion wurde von (von links)...
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FOTO: THOMAS WARNACK Mit „merkwürdig­en Tipps“wird auf das Problem aufmerksam gemacht.

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