Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Und Liebe wagt, was irgend Liebe kann
Es ist schon der Wahnsinn mit der Liebe und ihren (W)irrungen. Kürzlich, als wir über die Schießerei eines liebestollen 82-Jährigen auf eine 91-Jährige in einer schwäbischen Kurstadt hörten, dachten wir: Ja, hört das denn nie auf mit den Hormonen? Dann lasen wir von Gerhard Finke, einem Maler aus Berlin, der gerade 100 wurde und Liebeskummer wegen einer 30-Jährigen hat. „Wir haben uns ein Jahr lang getroffen, aber ich war zu romantisch, sie zu intelligent. Man sollte eben nicht an der Vergangenheit festhalten“, sagt Finke. Er will daraus lernen, seine Nächste soll nicht jünger als neunzig sein. Fachleute unterscheiden übrigens zwischen sechs Formen der Liebe. Eros natürlich, die leidenschaftliche Liebe, Storge, die freundschaftliche, Agape, die altruistische und Mania, die obsessive. Außerdem Ludus, die spielerische Liebe, und Pragma, die international wohl gängigste Form, bei der Partner wegen Geld oder Kindern zusammenbleiben.
Dann gibt es noch die echte Liebe, also die, die man zwischen Fußballfans und ihrem Klub findet. Der BVB hat den Slogan „Echte Liebe“als Hashtag gekapert, und seit Samstag wissen wir auch, warum. Ohne Furcht vor Ärger und gegen alle Widerstände setzte sich da eine Frau im gelben Trikot mitten in die Schalker Fantribüne, als kleiner Farbklecks in einem blauen Ozean. Und Liebe wagt, was irgend Liebe kann, würde Shakespeares Romeo dazu sagen. Dem Dortmunder Verteidiger Marc Bartra imponierte dieser weibliche Heldenmut im Derby so sehr, dass er nun verzweifelt nach der Frau sucht. „Ich möchte sie treffen und ihr mein Trikot schenken. Sie liebt den BVB.“Vielleicht hatte sie sich auch einfach nur verlaufen. (zak)