Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Lustig, aber auch bitterböse
„Volksdampf“senden im fast ausverkauftem Lichtspielhaus „Grüße aus dem Hinterhalt“
- Seit über 30 Jahren auf der Bühne und in Riedlingen immer wieder gern gesehen sind „Volksdampf“, eine Kabarettgruppe aus dem Raum Weingarten. Gemeinsam auf der Bühne stehen dabei Reiner Muffler, Suso Engelhard und Lisa Greiner und sie haben am Freitag ihr seit 2014 bestehendes, aber ständig weiterentwickeltes Programm „Schöne Grüße aus dem Hinterhalt“gezeigt.
Mit viel Wortwitz, Wortspielen und Liedern nehmen die Drei alltägliche und nicht so alltägliche Probleme her und beleuchten diese aus einem ganz neuen Blickwinkel. Kommentiert wird alles mit viel Schmunzeln, aber auch mit bitterbösen „hinterhältigen“Sätzen. „Minderheiten“und „Minderheitenschutz“sind ernstzunehmende Themen, doch wenn „Volksdampf“über rechtsradikale Minderheiten sprechen, und Rollstuhlfahrer als „Mercedes unter den Minderheiten“bezeichnen, bleibt das Lachen schon mal im Halse stecken. Nicht mehr in der Minderheit sind die „digitalen Volldeppen“, die nicht mehr ohne „Pod“und „Pad“leben können und für alles eine „App“brauchen. Selbst in Kindergärten und Grundschulen hat das „Wischtäfele“Einzug gehalten.
QR-Code auf dem Grabstein
Volkdampf zählen zur Generation Ü50, ebenso wie die allermeisten Zuschauer, die ins Lichtspielhaus gekommen waren. Der Tod rückt näher und so auch Gedanken darüber, welche Inschrift mal den Grabstein zieren soll. Ganz schlicht wünscht es sich Lisa Greiner: nur Name, Geburtsund Sterbedatum und die EMail-Adresse, allenfalls noch den QR-Code für die Facebook-Seite, denn diese kann ja weiterexistieren.
Recht originelle Vorschläge hatten die Drei auf der Bühne auch für Todesanzeigen parat: die Putzfrau „kehrt nie wieder“, der Zahnarzt „hinterlässt eine Lücke“und der Spanner „ist weg vom Fenster“. Dass es einen Unterschied macht, etwas haben oder etwas zu sein, zeigten sie an einfachsten Beispielen wie „Krebs haben“oder „Krebs sein“. Dass alle Dinge zwei Seiten haben, sieht man daran, dass etwa um Tschernobyl eine sehr intakte Natur entstanden ist. Eine verkehrte Welt zeigt der Song „Alles verkehrt, alles verdreht“: „Ein Politiker steht zu seinem Wort und Peking wird ein Luftkurort.“
Der Programmname „Schöne Grüße aus dem Hinterhalt“ließ vermuten, dass auch tiefgründig-sarkastische Gedanken über Schützenvereine geäußert werden: „Lernen Sie schießen und treffen Sie Freunde“– ein hoffentlich nicht zu wörtlich genommenes Motto.
Es waren abwechslungsreiche zwei Stunden, die Volksdampf boten, keine platte Unterhaltung, sondern viele geradezu philosophische Gedanken, gut verpackt in Satire. Und die Lieder, die immer wieder passend zum Thema dazwischen gestreut werden, passen; alle Drei können gut singen und beherrschen mehrere Instrumente wie Gitarre, Ukulele, Geige und allerhand Schlagwerkzeug, für welches überwiegend eine große Mülltonne als Resonanzkörper dient.
Beim Publikum im fast ausverkauften Lichtspielhaus ist diese Mischung sehr gut angekommen; im Saal war viel Stammpublikum, das Volksdampf seit Jahren treu ist und neu Dazugekommene, denen der Abend sehr gut gefallen hat. Genauso war es umgekehrt, denn „Volksdampf“verabschiedeten sich mit den Worten: „Passen Sie gut auf sich auf, denn gutes Publikum ist rar!“