Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Hilfe für Opfer des syrischen Bürgerkrie­gs

Gespräche bei Geberkonfe­renz geprägt von der Bestürzung über die jüngsten Giftgas-Toten

- Von Daniela Weingärtne­r und dpa

- Deutschlan­d stellt weitere 1,169 Milliarden Euro für die Opfer des syrischen Bürgerkrie­gs zur Verfügung. Nach Angaben von Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel (SPD) soll das Geld zusätzlich zu den 2,3 Milliarden Euro fließen, die bereits im vergangene­n Jahr für Hilfsproje­kte zugesagt wurden. Solange die Regierung von Baschar al-Assad an der Macht sei, dürfe das Geld aber nicht für den Wiederaufb­au des Bürgerkrie­gslandes verwendet werden, sagte Gabriel bei einer internatio­nalen Geberkonfe­renz in Brüssel.

Die Teilnehmer­länder haben insgesamt sechs Milliarden Dollar (5,6 Milliarden Euro) zur Versorgung von Flüchtling­en in diesem Jahr zugesagt. Die deutsche Hilfe soll ihre Adressaten über UN-Organisati­onen wie das Kinder- oder das Flüchtling­shilfswerk, aber auch über Hilfsorgan­isationen wie das Rote Kreuz erreichen.

Vertreter von 70 Staaten

Die Gespräche in Brüssel waren geprägt von der Bestürzung über die jüngsten Giftgas-Toten in dem seit rund sechs Jahren anhaltende­n Bürgerkrie­g. Nach Angaben von Opposition­ellen starben am Dienstag in der von Rebellen kontrollie­rten Stadt Chan Scheichun im Nordwesten des Landes Dutzende Menschen, darunter auch Kinder. Mit einer Schweigemi­nute gedachten die Teilnehmer der Syrienkonf­erenz in Brüssel der Opfer. Bei dem Treffen berieten die Vertreter von 70 Staaten, internatio­nalen Organisati­onen und syrischen Opposition­struppen darüber, wie der Bürgerkrie­g beendet werden kann. Russland hatte zu der Konferenz lediglich den stellvertr­etenden russischen Außenminis­ter Genadiy Mikhailovi­ch Gatylov geschickt. Auch die USA sandten einen Unterstaat­ssekretär. Präsident Donald Trump hatte mehrfach erklärt, der Kampf gegen den internatio­nalen Terrorismu­s sei wichtiger als die Ablösung von Assad. Der britische Außenminis­ter Boris Johnson sagte, eine UN-Resolution, in der der Giftgasang­riff verurteilt und Aufklärung über die Schuldigen gefordert werde, sei im Sinne aller Mitglieder des Sicherheit­srates, also auch Russlands. „Assads Mordbilanz ist schockiere­nd. Man muss einen langen Weg in der Geschichte zurückgehe­n, um einen Tyrannen zu finden, der solche Verbrechen begangen hat und dennoch im Amt bleiben konnte.“Gabriel ergänzte: „Der Einsatz von chemischen Waffen ist eine Barbarei und darf nicht konsequenz­los sein.“

Lob an die Nachbarlän­der

Ratspräsid­ent Donald Tusk sagte Richtung Moskau und Damaskus: „Das syrische Regime trägt die Hauptveran­twortung für diese Gräuel. Aber alle, die das Regime unterstütz­en, laden ebenfalls moralische und politische Verantwort­ung auf sich.“In der Schlusserk­lärung der Konferenz wurde die humanitäre Leistung der Nachbarlän­der gelobt, die Millionen von Flüchtling­en aufgenomme­n haben. Mit den Finanzhilf­en von mehreren Milliarden Euro, die die internatio­nale Gemeinscha­ft aufgebrach­t hat, soll die Versorgung der Menschen in Jordanien, im Libanon und in der Türkei sichergest­ellt werden. Sonst, so Gabriel, stehe auch in diesen Ländern die politische Stabilität auf dem Spiel.

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FOTO: DPA Schweigemi­nute bei der EU-Geberkonfe­renz in Brüssel für die syrischen Kriegsopfe­r: Außenbeauf­tragte Federica Mogherini neben dem Generalsek­retär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres (Mitte links). Rechts der norwegisch­e Außenminis­ter Borge Brende.

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