Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Feminismus ungeschmin­kt

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Die Tageszeitu­ng „Die Welt“hat jetzt an Frank Henkel erinnert. Der ehemalige CDUChef von Berlin nannte einst eine CDU-Frau eine „große süße Maus“, nachdem er ihr Baby als „kleine süße Maus“tituliert hatte. Die Frau schrieb darauf einen offenen Brief in Sachen Feminismus und Chauvinism­us. Henkel entschuldi­gte sich, er habe nur nett sein wollen. Sein Abgang von der Parteispit­ze ließ trotzdem nicht lange auf sich warten. Und es wurde noch eine Weile diskutiert, wer von beiden, Henkel oder Maus, die größere Ratte sei. Schon damals hätte man Leni Breymaier, SPD-Vorsitzend­e von Baden-Württember­g, fragen sollen. Breymaier nennt sich „Kämpferin für Frauenrech­te“und „nebenberuf­liche Diplom-Feministin“. In diesen Funktionen hat sie sich wiederholt über Angela Merkel geäußert, die sei eine „Frau mit flachen Schuhen und breitem Hintern an den Schalthebe­ln der Macht“.

Nach Kritik, die Äußerung sei sexistisch, chauvinist­isch und beleidigen­d, sagte ein Sprecher, Breymaier habe nur ein Kompliment ausgesproc­hen, weil eine heute Zwanzigjäh­rige seit ihrem achten Lebensjahr eine unprätenti­öse Frau mit flachen Schuhen und breitem Po an der Spitze des Landes sehe – und keine Barbiepupp­e. Nein, eine Barbie mit Traumfigur wird auch mit einem IQ von 200 nie Kanzlerin, weil ihr die Konkurrent­innen vorher in den schönen Hintern treten würden. Vor allem zeigt der Vorgang aber, dass es eine Diplom-Feministin, die über Frauen redet, wie Hafenarbei­ter über Freudenmäd­chen, es bis zur Spitze der Landes-SPD schaffen kann. Das ist nicht viel, aber immerhin. (dg)

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FOTO: DANIEL DRESCHER Spricht ungeschmin­kt: Leni Breymaier.

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