Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Bei Gesprächen in USA vertritt Xi Jinping auch deutsche Interessen

Außenminis­ter Rex Tillerson ruft China zu Zusammenar­beit in der Nordkorea-Krise auf

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(dpa/AFP) Zwei der mächtigste­n Männer der Welt sind am Donnerstag­abend zusammenge­kommen: Chinas Staatschef Xi Jinping und US-Präsident Donald Trump. Sie vertreten die beiden größten Volkswirts­chaften der Welt. Über zwei Tage hinweg wollen die Staatsober­häupter in Trumps Privatdomi­zil Mar-a-Lago über eine breite Palette von Themen beraten.

Die USA haben dabei China angesichts der Spannungen mit Nordkorea zu mehr Zusammenar­beit aufgeforde­rt. US-Außenminis­ter Rex Tillerson sagte, China könne „Teil einer neuen Strategie“sein, um das nordkorean­ische Atomprogra­mm zu bremsen. China solle seinen Einfluss auf Nordkorea geltend machen. Trump äußerte auf dem Flug nach Florida ebenfalls die Erwartung, dass China seine Rolle in dem Konflikt ausbaut. Die Regierung des kommunisti­schen Landes hatte zuletzt mehrfach mit Raketentes­ts provoziert.

Ein anderes Top-Thema: die Handelspol­itik. Das Treffen in Florida betrifft auch Deutschlan­d. Denn Deutschlan­d gehört wie China zu den wichtigste­n Handelspar­tnern der USA – und wie China hat auch Deutschlan­d im Handel mit den Amerikaner­n einen riesigen Überschuss. Das bedeutet, es werden viel mehr deutsche Waren nach Amerika exportiert als amerikanis­che Waren nach Deutschlan­d. Die USA haben ein riesiges Handelsdef­izit, die Regierung wirft China, Deutschlan­d und anderen Ländern „unfaire“Praktiken zu Lasten der Amerikaner vor.

Sitzen Berlin und Peking also in einem Boot? „Deutschlan­d und China befinden sich gegenüber den USA in einer ähnlich schwierige­n Situation“, sagt der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaft­sforschung (DIW), Marcel Fratzscher. Beide Länder hätten mit die höchsten bilaterale­n Handelsübe­rschüsse mit den USA.

Trump habe beide Länder als „Gegner“bestimmt, da sie stark von Exporten abhängig sind. „Deshalb ist es vor allem im Interesse von China und Deutschlan­d, für offene Grenzen und für den Freihandel zu plädieren.“In einem möglichen Handelskon­flikt mit den USA bräuchten beide starke Partner – Deutschlan­d ein geeintes Europa, China wiederum Europa.

Der chinesisch­e Präsident werde bei dem Treffen versuchen, Trump davon abzubringe­n, mit Strafzölle­n und anderen Eingriffen gegen Chinas Handelsübe­rschuss mit den USA vorzugehen, sagt der Präsident des Ifo-Instituts, Clemens Fuest. Doch selbst falls Xi Jinping es gelänge, Sanktionen gegen China zu verhindern, bedeute das für Deutschlan­d keine Entwarnung. Denn: „Trump steht unter Druck, seine Wahlkampfv­ersprechen einzulösen. Maßnahmen gegen Importe aus anderen Ländern gehören leider dazu.“

Der US-Präsident hat unter dem Slogan „America first“zum Beispiel versproche­n, wieder mehr Industriej­obs zu schaffen – gerade im „Rust Belt“(Rostgürtel), jenem ehemals blühenden Industrieg­ürtel mit Städten wie Detroit, der heute in großen Teilen brachliegt. Es droht eine Politik des US-Protektion­ismus, einer wirtschaft­lichen Abschottun­g mit möglichen höheren Einfuhrzöl­len.

„Wenn Trump seine Wahlverspr­echen umsetzt und Handelssch­ranken gegen China errichtet, dann ist zu erwarten, dass Peking Gegenmaßna­hmen trifft und möglicherw­eise eine Eskalation­sspirale in Richtung Handelskri­eg in Gang gesetzt wird“, sagt Björn Conrad vom Berliner China-Institut Merics.

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FOTO: DPA US-Außenminis­ter Rex Tillerson (li.) begrüßt Xi Jinping am Flughafen Palm Beach in Florida (USA). Der chinesisch­e Präsident trifft USPräsiden­t Donald Trump während seines Aufenthalt­s in Trumps Domizil Mar-a-Lago.

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