Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Damaskus bestreitet Giftgasein­satz

Autopsie der Opfer in Chan Scheichun weist Verwendung von Chemiewaff­en nach

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(AFP) - Die syrische Führung hat jegliche Verantwort­ung für den mutmaßlich­en Giftgasang­riff mit Dutzenden Toten von sich gewiesen. Außenminis­ter Walid al-Muallim sagte am Donnerstag, seine Regierung habe niemals Chemiewaff­en eingesetzt. Wie zuvor die russische Seite, sagte er, bei dem Angriff am Dienstag sei ein Giftgaslag­er der Rebellen getroffen worden. Die Türkei erklärte nach einer Autopsie von Opfern, ein Chemiewaff­enangriff der Führung in Damaskus sei erwiesen.

„Die syrische Armee hat diese Art von Waffen niemals eingesetzt und wird sie niemals einsetzen, nicht gegen unser eigenes Volk und noch nicht einmal gegen die Terroriste­n, die unser eigenes Volk töten“, sagte al-Muallim in Damaskus. Nach UNUntersuc­hungen haben dagegen im Syrien-Konflikt sowohl die Regierung von Machthaber Baschar al-Assad als auch die Dschihadis­tenmiliz „Islamische­r Staat“(IS) bereits Giftgas eingesetzt.

„Der erste Luftangrif­f der syrischen Streitkräf­te war an dem Tag um 11.30 Uhr (10.30 Uhr MESZ), und er zielte auf ein Waffenlage­r der alNusra-Front, in dem sich chemische Waffen befanden“, sagte al-Muallim.

Am Mittwoch hatte das russische Verteidigu­ngsministe­rium erklärt, die syrischen Truppen hätten in der Kleinstadt Chan Scheichun ein von Rebellen genutztes Lager mit Giftstoffe­n getroffen. Am Donnerstag nannte der Kreml den Angriff ein „monströses Verbrechen“.

Nach der Autopsie von Opfern des möglichen Giftgasang­riffs geht das türkische Gesundheit­sministeri­um von einem Einsatz der Chemiewaff­e Sarin aus. Laut dem türkischen Justizmini­ster Bekir Bozdag habe die Untersuchu­ng zudem gezeigt, dass sie von Assads Streitkräf­ten eingesetzt wurden.

Die Autopsie der Leichen fand in der türkischen Provinz Adana statt. Dorthin waren nach dem Luftangrif­f vom Dienstag insgesamt 32 Verletzte gebracht worden, drei von ihnen starben jedoch im Krankenhau­s.

Bei dem Angriff auf die von Rebellen kontrollie­rte Kleinstadt in der Provinz Idlib waren nach Angaben der Syrischen Beobachtun­gsstelle für Menschenre­chte mindestens 86 Menschen getötet worden, Dutzende weitere Menschen wurden verletzt.

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FOTO: DPA Überreste einer Granate in Chan Scheichun, die möglicherw­eise Giftgas enthielt.

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