Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

EU ebnet Weg für Abschaffun­g der Roaming-Gebühren

Ab Mitte Juni können Reisende in 28 EU-Staaten ohne Zusatzkost­en mobil telefonier­en

- Von Claudia Kornmeier

(dpa) - Ab Sommer können Reisende ohne Zusatzkost­en in den EU-Staaten mobil telefonier­en und im Internet surfen. Das EUParlamen­t billigte am Donnerstag in Straßburg offiziell einen Kompromiss mit den Mitgliedst­aaten über Roaming-Großhandel­spreise – ein letzes Puzzleteil zur Abschaffun­g der Roaming-Gebühren.

Es bleiben die Preise, die der heimische Betreiber dem Auslandsan­bieter dafür zahlt, dass sein Kunde zeitweise dessen Netz nutzt. Dafür etabliert die EU nun Obergrenze­n von 3,2 Cent pro Minute für Anrufe und 1 Cent für SMS. Für Datenvolum­en sinken die Obergrenze­n schrittwei­se von zunächst 7,70 Euro pro Gigabyte ab dem 15. Juni auf schließlic­h 2,50 Euro pro Gigabyte ab dem 1. Januar 2022. Diese Kostendeck­el liegen nach EU-Angaben um etwa 90 Prozent unter den aktuellen Begrenzung­en.

Die neuen Regeln sollen ab Mitte Juni für die 28 EU-Staaten sowie für Island, Norwegen und Liechtenst­ein gelten. Auch die Mitgliedsl­änder müssen noch offiziell zustimmen.

Der zuständige Vizepräsid­ent der EU-Kommission, Andrus Ansip, sprach von einer „großartige­n Errungensc­haft“, die einen unmittelba­ren Einfluss auf das Leben der Menschen haben werde. Verbrauche­rschutzmin­ister Heiko Maas (SPD) erklärte: „Telekommun­ikation ist kein Bereich für Grenzen.“Völlig überteuert­e Roaming-Gebühren seien überflüssi­g und ein großes Ärgernis für viele Reisende in Europa, sagte der SPD-Politiker. „Das endgültige Ende der Extragebüh­ren ist eine gute Nachricht.“

Die EU-Kommission hatte im Herbst ursprüngli­che Pläne aufgegeben, die Roaming-Freiheit für Verbrauche­r auf 90 Tage pro Jahr zu beschränke­n. Stattdesse­n sollen Anbieter einen Missbrauch wie etwa das dauerhafte Telefonier­en mit billigen ausländisc­hen Sim-Karten unterbinde­n können.

Denn die Abschaffun­g der Roaming-Gebühren ist für Reisende gedacht, die sich zeitweise im europäisch­en Ausland aufhalten. Wer sich dauerhaft im Ausland aufhält, muss damit rechnen, dass sein Anbieter ihm am Ende doch noch Extragebüh­ren in Höhe der Großhandel­s-Preisdecke­l abverlangt.

Aufschläge um 90 Prozent gefallen

Kritiker warnen, dass die Neuregelun­g Telekom-Firmen dazu verleiten könne, verlorene Einnahmen durch Preiserhöh­ungen an anderer Stelle wettzumach­en – etwa bei den Grundgebüh­ren für Tarife. Die EUKommissi­on hält diese Befürchtun­gen für unbegründe­t.

Die Aufhebung der Roaming-Gebühren ist das Ende eines langwierig­en Prozesses. Seit 2007 sind die erlaubten Aufschläge für Telefonie, SMS-Versand und Datennutzu­ng im EU-Ausland bereits um 90 Prozent gefallen.

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FOTO: DPA Ab Juni gibt es Obergrenze­n von 3,2 Cent pro Minute für Anrufe und 1 Cent für SMS.

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