Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Alice tanzt durchs Wunderland

Lewis Carolls Roman kommt in München als Ballett auf die Bühne

- Von Elke Richter

(dpa) - „Alice im Wunderland“ist bunt, grotesk und voller fantastisc­her Figuren und Geschichte­n. Lewis Carroll zeichnet in seinem Roman eine verkehrte Welt – Absurdes wird normal und Alltäglich­es absurd. Nun nimmt das Bayerische Staatsball­ett in München die Besucher mit in dieses verrückte Wunderland – mit großem Erfolg.

Die Choreograf­ie von Christophe­r Wheeldon greift Episoden aus dem Roman von 1865 auf und erweitert sie. Alice lässt sich auf einer Gartenpart­y ihrer Mutter fotografie­ren. Plötzlich verwandelt sich der Fotograf in ein weißes Kaninchen, dem Alice ohne zu zögern in die Unterwelt folgt – und durch einen Tunnel in eine Traumwelt fällt, in der sie den verrückten Hutmacher, die Grinsekatz­e und die Herzkönigi­n trifft. Und natürlich ihren Herzbuben, den sie retten muss.

Für die Tänzer ist das Stück eine Herausford­erung: Sie müssen nicht nur technisch in verschiede­nen Tanzstilen brillieren – steppend etwa Jonah Cook als verrückter Hutmacher. Sondern oft sogar in einer Doppelroll­e auch schauspiel­erisch überzeugen, was insbesonde­re Séverine Ferrolier als Mutter und Herzkönigi­n hervorrage­nd gelingt. Auch die anderen Solisten – Javier Amo als weißes Kaninchen, Vladimir Shklyarov als Herzbube - überzeugen. Maria Shirinkina beeindruck­t als Alice mit unglaublic­her Kondition. Sie hat fast keine Verschnauf­pause, denn sie ist fast durchgehen­d auf der Bühne.

Für den Erfolg des Stückes sicherlich ebenso wichtig wie die Tänzer sind die detailvers­essenen, kreativen Bühnenbild­er und farbenfroh­en Kostüme von Bob Crowley. Er schafft in schnellen Wechseln immer neue Welten, von der viktoriani­schen Teeparty über eine bedrohlich­e Wurstküche bis hin zum in blutrot gehaltenen Tribunal. Der fantastisc­he Anstrich des „Wunderland­s“wird noch unterstütz­t durch die Videoproje­ktionen von John Driscoll und Gemma Garrington.

Hinzu kommt die Musik von Joby Talbot. Mal spielerisc­h-verträumt, mal bedrohlich begleitet das Bayerische Staatsorch­ester unter der sensiblen Leitung von Myron Romanul. Die Orchestrie­rung ist so vielgestal­tig wie die Geschichte – neben seltenen Instrument­en wie Widderhorn oder Harfe sind die Percussion­s so breit besetzt, dass die Musiker neben dem Orchesterg­raben auch die vordersten Logen des Nationalth­eaters belegen müssen. Auch auf der Bühne tummelt sich mit 65 Akteuren ein ungewöhnli­ch großes Ensembles. Nächste Vorstellun­gen am 20., 23., 28., 30. April. Kartentele­fon: (089) 21 85 01 www.staatsoper.de

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FOTO: SVEN HOPPE Fantasievo­ll, mitreißend ist „Alice im Wunderland“im Nationalth­eater München.

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